Einigung mit Lokführern gescheitert Bahnstreiks drohen
21.01.2011, 16:35 UhrKaum ist ein Streik bei der Deutschen Bahn abgewendet, da droht bei den Konkurrenten ein Arbeitskampf: im Nahverkehr bei den Privatbahnen. Die Verhandlungen über einen Branchentarifvertrag sind vorerst gescheitert, nun müssen sich Kunden auf Streiks einstellen.

Bald wieder mehr Durchsagen: "Wir bitten um Ihr Verständnis" bei deutschen Bahnunternehmen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Bahnfahrer müssen in den nächsten Wochen doch noch mit Streiks rechnen. Die großen Privatbahnen erklärten ihre Gespräche mit der Lokführergewerkschaft GDL über einen bundesweiten Tarifvertrag für gescheitert. Die GDL schloss daraufhin Streiks nicht mehr aus. "Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Lokomotivführer, die in den vergangenen sechs Monaten geduldig darauf gehofft haben, dass das Lohndumping im deutschen Eisenbahnverkehr beendet wird", sagte GDL-Chef Claus Weselsky.
Bis Anfang Februar soll es aber keine Streiks geben. Dann will die Gewerkschaft über das weitere Vorgehen beraten. Die großen sechs Privatbahnen warfen der GDL vor, keine Bereitschaft zu Kompromissen gezeigt zu haben: "Sie hat sich seit Beginn der Verhandlungen überhaupt nicht bewegt", sagte Verhandlungsführerin Ulrike Riedel. Die Privatbahnen machen etwa ein Fünftel des Regionalverkehrs aus.
Am Montag hatte sich die größere Eisenbahngewerkschaft EVG, die aber nur wenige Lokführer vertritt, mit den Privatbahnen und der Deutschen Bahn auf einen Branchentarifvertrag im Personennahverkehr verständigt. Mit diesem Vertrag soll verhindert werden, dass der Wettbewerb um die lukrativen Ausschreibungen für den Regionalverkehr über die Löhne ausgetragen wird. Vermittelt hatte die Einigung der ehemalige SPD-Fraktionschef Peter Struck als Schlichter.
Die GDL will ebenfalls einen bundesweiten Tarifvertrag für alle rund 26.000 Lokführer. Dieser soll aber nicht nur für den Regionalverkehr, sondern auch für den Fern- und Güterverkehr gelten.
Privatbahnen: Können Streik nicht verhindern
Die Gleichmacherei sei das Problem, sagte Privatbahn-Verhandlungsführerin Riedel. Die Arbeit der Lokführer im Fern- und Güterverkehr sei nicht mit denen im Regionalverkehr zu vergleichen. Mit dem Branchentarifvertrag dort, der auch für die Lokführer gelten sollte, habe man die Belastungsgrenze erreicht. Die GDL wolle aber bei der Bezahlung über das Niveau des Branchenführers Deutsche Bahn hinaus: "Wir können nicht die Existenz unserer Unternehmen aufs Spiel setzen." Ein Arbeitskampf sei zwar der falsche Weg. "Wenn die GDL das machen will, dann können wir das nicht verhindern", sagte Riedel.
Anfang der kommenden Woche sollen erneut Gespräche zwischen GDL und dem Branchenführer Deutsche Bahn stattfinden. Dort sagte ein Sprecherin, die Gespräche mit der GDL würden fortgesetzt. "Wir sind zuversichtlich, dass wir weiter vorankommen."
Quelle: ntv.de, rts