Wirtschaft

Überall Misstrauen Banken bunkern ihr Geld

Blick auf das Frankfurter Bankenviertel.

Blick auf das Frankfurter Bankenviertel.

(Foto: REUTERS)

Die EZB entwickelt sich immer mehr zum Geldparkplatz der Banken des Euroraums. Die Einlagen, die über eine Nacht bei der Notenbank hinterlegt werden, überschreiten erstmals die Marke von 500 Milliarden Euro. Dieses kurzfristige Geschäft ist eigentlich unüblich, weil die Konditionen ungünstig sind.

Das Misstrauen der Banken untereinander nimmt immer mehr zu: Die Vorsichtskasse der Geldinstitute des Euroraums kletterte erstmals über die Schwelle von 500 Milliarden Euro. Zuletzt hätten die Institute 501,93 Milliarden Euro über Nacht bei der Notenbank geparkt, teilte die Europäische Zentralbank (EZB) mit.

Lange Zeit hatte der Höchststand 485 Milliarden Euro betragen. Er wurde im Juni 2010 erreicht. Diesen Rekord hatten die Einlagen bereits Anfang 2012 überschritten.

Vor dem vollen Ausbruch der ersten Finanzkrise im Jahr 2008 galt es schon als ungewöhnlich, wenn die Einlagen bei der EZB im einstelligen Milliardenbereich lagen. Sie gelten als Zeichen für das Misstrauen der Institute untereinander.

Normalerweise greifen Banken kaum auf dieses sehr kurzfristige Geschäft zurück, da die Konditionen ungünstig sind. Der direkte Geldhandel zwischen den Banken funktioniert zurzeit aber nicht wie gewohnt. Grund ist das starke Engagement der Institute in Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder.

Darüber hinaus ist die Liquidität im Bankensektor derzeit außergewöhnlich hoch. Ende 2011 hat die EZB mit einem Dreijahreskredit fast 500 Milliarden Euro in das Bankensystem gepumpt. Ein Teil dieses Geldes scheinen die Banken über Nacht bei der EZB zu halten.

Hüther fordert großen Schnitt

Michael Hüther

Michael Hüther

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Angesichts neuer Turbulenzen auf den Finanzmärkten warnt einer der führenden Ökonomen Deutschlands eindringlich vor einer Rückkehr der Schockwellen. "Im Bankensystem lauern neue Risiken", sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, der "Süddeutschen Zeitung". Um möglichen Banken-Zusammenbrüchen vorzubeugen, rät er den Regierungen Europas zu drastischen Schritten, nämlich der Teilverstaatlichung europäischer Großbanken, darunter auch der Deutschen Bank.

"Wir müssen alle systemrelevanten Banken in Europa dazu verpflichten, Staatsgeld gegen eine Staatsbeteiligung anzunehmen", fordert Hüther und warnt: "Die Kreditklemme ist da."

Seinen Angaben zufolge drängt die Zeit. Zwar seien deutsche Institute nicht direkt gefährdet. Doch auch sie seien "verloren, wenn das europäische Bankensystem implodiert".

Ein Schock im Finanzsystem könne eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. So wie 2008 die Pleite der US-Bank Lehman Brothers, sagt der Chef des arbeitgebernahen Instituts weiter. Damals begann eine Angstwelle an den Kapitalmärkten. Banken liehen sich kein Geld mehr, Aktienmärkte brachen ein. Der Konjunkturmotor stoppte. "Das könnte sich im schlimmsten Fall wiederholen", befürchtet Hüther.

Quelle: ntv.de, wne/dpa/DJ

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