Wirtschaft

Kampf gegen Regulierung Banken malen Schreckenszenario

Die geplante strengere Regulierung des Finanzsektors und neue Eigenkapitalvorschriften stoßen beim Internationalen Bankenverband auf wenig Gegenliebe. Dieser warnt bei der Frühjahrstagung in Wien vor geringerem Wachstum in den nächsten Jahren - knapp zehn Millionen Jobs weniger würden dann geschaffen.

Josef Ackermann

Josef Ackermann

(Foto: dpa)

Die Bankenbranche fährt in ihrem Kampf gegen eine strenge Regulierung der Finanzmärkte schwere Geschütze auf. Sollten die aktuell diskutierten Vorschläge umgesetzt werden, würde das fast zehn Millionen Jobs kosten, warnte der Internationale Bankenverband IIF. Denn die Neuregelungen drohten das Wachstum der wichtigsten Wirtschaftsräume in den nächsten fünf Jahren um drei Prozent zu bremsen, hieß es zur Begründung. Der Lobby-Verband, dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann vorsitzt, vertritt weltweit über 400 Institute und stemmt sich vehement gegen neue Bankenabgaben, scharfe Kapitalvorschriften und andere engere Zügel für die Branche. Kern der Kritik: Werden die Geldhäuser zu stark an die Kandare genommen, fehlt den Unternehmen ihr wichtigster Schmierstoff, sprich Kapital.

Eine Reform der bestehenden Regelwerke sei notwendig für die Stabilität der Banken und auch wichtig für die Weltwirtschaft, räumte Ackermann ein. Einige der Vorschläge wiesen auch in die richtige Richtung. "Es gibt aber einen Preis dafür, das Banksystem sicherer und stabiler zu machen: Und dieser Preis wird unvermeidbar von der Realwirtschaft getragen", betonte IIF-Direktor Peter Sands, Chef der britischen Bank Standard Chartered.

Widerspruch kommt von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich: Der Chefvolkswirt der Zentralbank der Zentralbanken, Stephen Cecchetti, hatten unlängst betont, die Auswirkungen der neuen Bankvorschriften auf das Wirtschaftswachstum seien vernachlässigbar. Die Banken basierten ihre Schreckensszenarien auf der Annahme, dass sie ihr Verhalten bei neuen Regeln gar nicht änderten. Zudem gingen die Institute von maximalen Folgen maximaler Regeländerungen aus.

Banken fordern Augenmaß

Ungeachtet der Kritik fordert Ackermann vom kommenden Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Kanada Augenmaß und Ausgewogenheit bei den neuen Bankvorschriften. Die Staats- und Regierungschefs wollen bei ihrem Treffen am 26. und 27. Juni über die Konsequenzen aus der Finanzkrise diskutieren und darüber, wie man die Institute an den Aufräumarbeiten beteiligen kann. Auf globaler Ebene sind eine Bankenabgabe oder eine Finanztransaktionssteuer wegen Widerstands aus den USA und Großbritannien aber nur schwer durchsetzbar. Daher steigt in der Branche die Furcht vor nationalen Alleingängen, wie sie Deutschland nicht ausschließt.

160 Seiten stark ist der Bericht zu den möglichen Folgen auf die Wirtschaft durch eine schärfere Regulierung, den der Verband nun vorstellte. Demnach ist das Wachstum in Gefahr: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Vereinigten Staaten, der Euro-Zone und Japans würde diesen Berechnungen zufolge zwischen 2011 und 2015 um jährlich 0,6 Prozentpunkte niedriger ausfallen. Die Euro-Zone wäre demnach am stärksten betroffen: Hier rechnen die Banken bis 2015 mit insgesamt 4,3 Prozent weniger Wachstum.

Neue Steuern und strengere Eigenkapitalvorschriften würden die Banken dem IIF zufolge massiv belasten: Der Verband schätzt den Kapitalbedarf auf 700 Milliarden Dollar. Zudem müssten zur Finanzierung der Umstellung in den nächsten fünf Jahren Anleihen von 5,4 Billionen Dollar begeben werden. Nach den vorliegenden Vorschlägen der internationalen Bankenregulierer müssen größere Risiken künftig mit mehr Kapital unterlegt werden. Wann die Maßnahmen umgesetzt werden, ist noch offen. Derzeit laufen Auswirkungsstudien bei den einzelnen Häusern.

Die Banken würden die höheren Kapitalkosten an die Kunden weitergeben, warnte Ackermann. Auch eine Drosselung der Kreditvergabe sei möglich, würden manche Vorschläge umgesetzt. Die Warnung Ackermanns kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem ohnedies die Furcht vor einem neuen Rückfall in die Rezession groß ist. Die Schuldenkrise in der Euro-Zone zwingt viele Euro-Länder zum Sparen. Die massiven Sparprogramme in Deutschland, Italien, Großbritannien und anderen dämpfen die Konjunktur, warnen Wirtschaftsforscher.

Quelle: ntv.de, rts

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