Wirtschaft

Zügige Rückzahlung der EZB-Milliarden Banken wollen Kredite loswerden

Drei Jahre ist zu kurz gesteckt. Europas Banken brauchen längerfristige Refinanzierungsmöglichkeiten, auch wenn das teurer wird.

Drei Jahre ist zu kurz gesteckt. Europas Banken brauchen längerfristige Refinanzierungsmöglichkeiten, auch wenn das teurer wird.

(Foto: picture alliance / dpa)

Theoretisch hätten Europas Großbanken drei Jahre Zeit, um ihr üppiges Geldpolster von der EZB zurückzuzahlen. Offenbar wollen einige aber nicht über die volle Distanz gehen, sondern die erste Gelegenheit nach 12 Monaten nutzen, aus den Krisenkrediten auszusteigen. Was sie suchen, sind längerfristige Refinanzierungsmöglichkeiten.

Einige große europäische Banken wollen einem Zeitungsbericht zufolge Krisenkredite der Europäischen Zentralbank (EZB) schon in diesem Jahr zurückzahlen. Nach Informationen der "Financial Times" bereiten sich unter anderem die italienische UniCredit, die französischen Institute BNP Paribas und Société Générale sowie La Caixa aus Spanien darauf vor, die eigentlich auf drei Jahre angelegten Darlehen der Europäischen Zentralbank (EZB) innerhalb der kommenden zwölf Monate zumindest teilweise zu tilgen - also deutlich vor Fälligkeit.

Diese sogenannten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte gelten als wichtigste Maßnahme von EZB-Präsident Mario Draghi im Kampf gegen die europäische Staatsschulden- und Bankenkrise. Die erstmals im Dezember 2011 und erneut im Februar ausgegebenen Hilfen hatten entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Märkte in der Eurozone beruhigten. Die Notenbank hat Hunderten Banken insgesamt 1.000 Mrd. Euro zum Niedrigzins von 1 Prozent verliehen. Fällig werden diese Kredite im Dezember 2014 beziehungsweise Februar 2015.

Geschätzte 80 bis 100 Mrd. Euro hatten die betroffenen Institute bei der EZB ausgeliehen. Bis zu einem Drittel könnten sie nun vorzeitig zurücküberweisen, hieß es aus informierten Kreisen. Ein Bankchef sagte: "Zwei Gründe sprechen dafür, eher zurückzuzahlen. Zum einen halte ich es nicht für klug, wenn wir alles in drei Jahren begleichen." Zum anderen benötigten die Institute längerfristige Finanzierungen als nur für drei Jahre. "In den vergangenen Monaten waren wir damit beschäftigt, uns diese Mittel zu beschaffen, obwohl wir deutlich mehr dafür bezahlen mussten."

Liebäugeln mit dem Kapitalmarkt

Sich am Kapitalmarkt Geld über Anleihen zu beschaffen ist für die Banken inzwischen wieder eine Option. Noch im zweiten Halbjahr 2011 hatte der Anleihemarkt praktisch völlig am Boden gelegen. Zwischen Januar und März 2012 verkauften zahlreiche Großbanken dagegen wieder eigene Papiere - wenngleich in geringerem Umfang als üblicherweise zu Jahresbeginn.
Erst kürzlich hatte die französische Bank BNP Paribas 60 Prozent ihres jährlichen Kapitalbedarfs von 20 Mrd. Euro größtenteils über private Platzierungen gedeckt.

Die durchschnittliche Laufzeit beträgt dabei sechs Jahre. Allerdings beabsichtigen nicht alle Großbanken, das billige Zentralbankgeld vorzeitig zurückzuzahlen. So hatte die Deutsche Bank kürzlich signalisiert, dass sie die drei Jahre Laufzeit voll ausschöpfen will.

Quelle: ntv.de, DJ

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