Wirtschaft

Dekkers folgt Wenning Bayer bekommt neuen Chef

Bayer bricht mit einer Tradition: Erstmals in seiner fast 150-jährigen Geschichte vertraut der Pharma- und Chemieriese die Konzernführung einem Manager von außen an.

Marijn Dekkers

Marijn Dekkers

(Foto: REUTERS)

Der Niederländer Marijn Dekkers soll in einem Jahr den Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning ablösen. Der 51-Jährige wäre damit zugleich der erste Ausländer an der Spitze des traditionsreichen Leverkusener Unternehmens und dann der achte, der einen Dax-Konzern leitet. Die Berufung kommt überraschend, Dekkers war als Nachfolger nicht im Gespräch.

Er führt zurzeit den amerikanischen Laborgerätehersteller Thermo Fisher Scientific und hat auch die US-Staatsbügerschaft. Der seit 2002 amtierende Bayer-Chef Wenning wird seinen Vertrag um acht weitere Monate bis zum 30. September 2010 verlängern. Kurz danach wird er 64 Jahre alt.

Branchenexperten sehen die Personalie als Indiz dafür, dass Bayer künftig noch größeres Gewicht auf das konjunkturresistente Geschäft mit Arzneimitteln und Pflanzenschutzprodukten (Life Science) legen wird. Ein Verkauf der Kunststoffsparte MaterialScience werde wieder auf der Agenda stehen, sagten Analysten der DZ Bank voraus.

An der Börse verloren die Bayer-Aktien an Wert. "So eine Veränderung im Management bringt einige Unsicherheit in Bezug auf die Geschäftsentwicklung mit sich und belastet daher die Aktie", sagte ein Analyst.

Steile Karriere in den USA

Zusätzlich zum Führungswechsel besetzt Bayer auch andere Schlüsselpositionen neu. So soll Finanzchef Klaus Kühn nach der Hauptversammlung Ende April 2010 mit 58 Jahren in den Ruhestand gehen. Zu seinem Nachfolger wurde Werner Baumann ernannt, der zurzeit im Vorstand von Bayer HealthCare sitzt. Baumann wird wie der künftige Konzernchef Dekkers bereits zum 1. Januar 2010 in den Vorstand eintreten.

Verlassen wird Bayer auch der Chef der Gesundheitssparte, Arthur Higgins. Er wird im ersten Halbjahr 2010 seinen Hut nehmen. Die HealthCare-Sparte soll in einer Übergangsphase von Dekkers in Personalunion geleitet werden, bis ein Nachfolger gefunden ist.

Aufsichtsratschef Manfred Schneider machte deutlich, dass der Stabwechsel an der Konzernspitze möglichst reibungslos erfolgen solle. Mit der Vertragsverlängerung von Wenning "wird in diesen wirtschaftlich nicht einfachen Zeiten sowohl eine Kontinuität sichergestellt wie auch eine ausreichende Zeit des Übergangs", erklärte er. Auch von der Arbeitnehmerseite kam Zustimmung. "Mit der Verlängerung des Vertrages von Herrn Wenning ist ein sehr geordneter Übergang gewährleistet", betonte Bayer-Gesamtbetriebsratschef Thomas de Win.

Der im niederländischen Tilburg geborene Dekkers studierte Chemie. Er arbeitete nach seiner Promotion zunächst in der Forschung bei General Electric und durchlief danach verschiedene Managementpositionen im US-Konzern. 1995 wechselte er zu Allied Signal. Im Jahr 2000 kam ein Angebot vom Laborgerätehersteller Thermo Electron. Dort wurde er 2002 Konzernchef und Präsident. 2006 schuf Dekkers mit der Übernahme des Konkurrenten Fisher Scientific den heutigen Laborgeeräte-Riesen Thermo Fisher Scientific. Dekkers sitzt zudem im Aufsichtsrat des Biotechkonzerns Biogen Idec.

Quelle: ntv.de, rts

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