Trotz Rekordgewinn Bayer wird vorsichtiger
28.02.2012, 10:12 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Bayer-Konzern schließt das Jahr 2011 mit einem der besten Ergebnisse der Firmengeschichte ab – trotz eines schwächelnden Chemiegeschäfts. Die Sparten Pflanzenschutz und Gesundheit brummen zwar, doch Konzernchef Dekkers sieht keinen Grund für Euphorie.
Der teure Marktstart neuer Medikamente und ein stagnierendes Kunststoffgeschäft verhindern beim Pharma- und Chemiekonzern Bayer im laufenden Jahr große Sprünge. 2011 hatte Bayer den Gewinn noch fast verdoppelt. Dennoch gab sich Konzernchef Marijn Dekkers zuversichtlich. "Wir sind ordentlich ins Geschäftsjahr 2012 gestartet", sagte er.
Den Konzernumsatz will Bayer dieses Jahr um drei Prozent ausweiten - bereinigt um Währungseffekte sowie um Firmenkäufe und -verkäufe. Zum Jahresende sollen rund 37 Mrd. Euro in den Büchern stehen. Den um Sondereinflüsse bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) will Bayer leicht steigern. Dabei setzt das Traditionsunternehmen auf seine Sparte Gesundheit, zu der auch das Pharmageschäft gehört, und auf das Pflanzenschutzgeschäft. Für das stark von der allgemeinen Wirtschaftslage abhängige Kunststoffsegment wird dagegen ein stagnierendes Ergebnis erwartet. Den Aktionären hatte Dekkers bereits für 2011 eine auf 1,65 Euro von 1,50 Euro je Aktie erhöhte Dividende in Aussicht gestellt.
2011 schnellte der Konzernüberschuss um fast 90 Prozent auf 2,5 Mrd. Euro in die Höhe. Dabei profitierte der Konzern unter anderem von guten Geschäften in den Schwellenländern. Bayer setzte 2011 mit seinen weltweit fast 112.000 Beschäftigten 36,53 Mrd. Euro um - ein Plus von 4,1 Prozent. Im vierten Quartal machte dem Unternehmen allerdings auf Grund der Konjunkturabkühlung das schwache Geschäft mit Kunststoffen zu schaffen. Dabei schnitt Bayer schlechter ab als Analysten erwartet hatten.
Der um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinn ging um 8,8 Prozent auf 1,54 Mrd. Euro zurück. Analysten hatten 1,62 Mrd. erwartet. Im Kunststoffgeschäft brach der operative Gewinn sogar um mehr als 64 Prozent ein. Auch andere Chemiekonzerne wie Dow Chemical und DuPont hatten im Schlussquartal unter schwacher Nachfrage gelitten. Dow Chemical hatte sogar rote Zahlen geschrieben.
Xarelto im Fokus
Bayer erntet momentan im Pharmageschäft die Früchte seiner Entwicklungsarbeit in den vergangenen Jahren. Vier Medikamenten traut der Konzern mittlerweile Umsätze in Milliardenhöhe zu. Besonders im Blick ist dabei das Thrombosemittel Xarelto, das inzwischen in vielen Ländern auf dem Markt ist und zuletzt auch in den USA und in Europa zur Schlaganfallprävention zugelassen wurde, einem besonders lukrativen Therapiefeld.
"Für HealthCare hat 2012 die erfolgreiche Vermarktung der neuen Pharma-Produkte absolute Priorität", hieß es bei Bayer. Bayer konkurriert im Therapiefeld Schlaganfälle unter anderem mit dem Rivalen Boehringer Ingelheim und seiner Tablette Pradaxa. Zudem wird erwartet, dass mit der Pfizer-Tablette Eliquis dieses Jahr ein weiterer Konkurrent auf den Markt kommt. Bayer will daher 2012 in die Vermarktung seiner neuen Produkte kräftig investieren.
Ab 2013 sollen die neuen Arzneien Bayer dann zusätzlichen Schub geben. Konzernchef Dekkers stellte für das Jahr einen weiteren Anstieg des Konzernumsatzes und des bereinigten operativen Gewinns in Aussicht. Auch der bereinigte Gewinn je Aktie soll weiter zulegen.
Quelle: ntv.de, rts/dpa