Ein "guter Hirte" für Karstadt Berggruen hat viel vor
05.09.2010, 14:28 UhrNach den langwierigen Verhandlungen mit dem Konsortium Highstreet hegt Karstadt-Retter Berggruen keine Zweifel an der künftigen Zusammenarbeit mit dem Vermieter. Mit der Einigung im Rücken will der Investor die Warenhauskette "moderner und aufregender" machen.

So nahe kommen sich Politik und Wirtschaft selten: Ursula von der Leyen zeigt Nicolas Berggruen, wo noch mehr Fotografen stehen.
(Foto: dpa)
Nach der Übernahme von Karstadt hat Investor Nicolas Berggruen eine umfassende Modernisierung der Warenhauskette angekündigt. Berggruen sagte der "Bild am Sonntag", die Häuser müssen "aktueller, moderner und aufregender" werden. Der Einkauf bei Karstadt müsse "zu einem Erlebnis werden". Der vom Insolvenzverwalter eingesetzte Geschäftsführer Thomas Fox soll laut Berggruen bei Karstadt bleiben. Berggruen selbst will sich nicht in das operative Geschäft einmischen: "Dafür ist das Management zuständig." Berggruen sieht sich in einer anderen Rolle: "Ich bin nur ein vorübergehender Hirte - und hoffentlich ein guter", sagte er.
Trotz der zähen Verhandlungen vor der Karstadt-Rettung erwartet der neue Besitzer der Warenhauskette eine gute Zusammenarbeit mit dem Vermieter-Konsortium. "Sicher" antwortete Nicolas Berggruen auf die Frage, ob es eine konstruktive Zusammenarbeit geben werde. Das Highstreet-Konsortium um Fonds von Goldman Sachs und der Deutschen Bank, dem 86 Kaufhäuser gehören, und seine Geldgeber hatten den deutsch-amerikanischen Milliardär bis zum letzten Tag auf die Folter gespannt. Erst mit knapp zwölf Stunden Verspätung hatten die letzten der mehr als 100 Kapitalgeber des Karstadt-Vermieters die nötigen Unterschriften unter die Mietverträge gesetzt.
In langwierigen Verhandlungen hatte Berggruen niedrigere Mieten zur Voraussetzung für sein Engagement gemacht. Der Nachlass beläuft sich auf insgesamt rund 400 Mio. Euro gedrückt. Erst nachdem der letzte Geldgeber zugestimmt hatte, konnte Berggruen den Kaufvertrag erfüllen - die letzte Bedingung des Insolvenzplans, mit dem Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg das Unternehmen um rund zwei Milliarden Euro entschulden und als Ganzes erhalten wollte.
Bis zum 30. September will Görg Karstadt "schlüsselfertig" übergeben. Berggruen wollte in den nächsten Tagen seine Pläne vorstellen, mit denen er die seit Jahren siechende Kette auf den Erfolgspfad zurückführen will.
Viel Lob für von der Leyen
Berggruen sprach sich erneut lobend über die Rolle von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bei den schwierigen Verhandlungen aus. Die Ministerin habe dafür gesorgt, dass alle Parteien verantwortlich handelten. Die Karstadt-Gewinne will der US-deutsche Unternehmer nach eigenen Angaben in Deutschland versteuern.
Das Amtsgericht Essen hatte dem Verkauf des Unternehmens an Berggruen Ende vergangener Woche zugestimmt. Zuvor hatten nach wochenlangem Ringen die Besitzer der Karstadt-Immobilien den Mietvertrag unterschrieben, in dem sie dem neuen Eigentümer Nachlässe gewähren. Bei Karstadt arbeiten derzeit etwa 25.000 Menschen.
Quelle: ntv.de, AFP/rts