Wirtschaft

Karstadt-Gläubiger wanken Berggruen kommt voran

Die Front gegen den designierten Käufer der insolventen Warenhauskette Karstadt bröckelt. Im Tauziehen um die Mietkonditionen für die 120 Warenhäuser setzen sich zwei Gläubigergruppen öffentlich vom Vermieter-Konsortium Highstreet ab.

Es ist komplizierter als erwartet, aber Nicolas Berggruen bleibt dran.

Es ist komplizierter als erwartet, aber Nicolas Berggruen bleibt dran.

(Foto: dpa)

Der Investor Nicolas Berggruen gewinnt offenbar eine Runde beim Poker um die Mietkonditionen bei der Warenhauskette Karstadt. Zwei Gläubigergruppen weichen nun vom Kurs des Vermieter-Konsortium Highstreet ab. Die Gläubiger einer Anleihe, mit der Highstreet den Kauf eines Teils seiner 86 Karstadt-Immobilien finanziert hatte, beriefen ohne Absprache mit dem Konsortium eine Versammlung ein. Sie signalisierten in der am Dienstag veröffentlichten Einladung, der Vereinbarung über die Mieten mit Nicolas Berggruen zustimmen zu wollen. Der zweite große Kreditgeber von Highstreet, die Valovis Bank, ist mit der Grundsatzvereinbarung bisher nicht einverstanden, will aber nun allein mit Berggruen verhandeln.

Tauziehen in der Verlängerung

Damit dürfte sich das Tauziehen um Karstadt bis Ende Juli hinziehen, zwei Wochen länger als gedacht. Berggruen bat Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg, ihm bis zum 30. Juli Zeit zu geben, um die Bedingungen für das Inkrafttreten des Kaufvertrags zu erfüllen - vor allem sich mit den Vermietern und den dahinterstehenden Parteien zu einigen. Eigentlich wollte das Amtsgericht in Essen darüber schon am 16. Juli entscheiden. Mit der Einberufung der Versammlung für den 28. Juli erfüllten die Anleihegläubiger ein Ultimatum des deutsch-amerikanischen Milliardärs Berggruen bis Dienstagabend. Die Entscheidung des Amtsgerichts in Essen war bereits mehrfach verschoben worden.

Die Gläubiger der 780 Mio. Euro schweren Anleihe hatten bereits im Februar Zugeständnisse gemacht. Sie begründeten ihr erneutes Zusammentreffen mit der drohenden Zerschlagung von Karstadt mit seinen rund 25.000 Beschäftigten, wenn es nicht rechtzeitig zu einer Einigung komme. Damit drohten den Anleihe-Gläubigern größere Einbußen als bei einem Verzicht auf Teile der Mieten.

Komplizierte Interessenlage

Die Valovis Bank, mit 850 Mio. Euro einer der größten Kreditgeber des Highstreet-Konsortiums, hat den ehemaligen CDU-Politiker und Handwerks-Funktionär Hanns-Eberhard Schleyer als Vermittler engagiert. Er sagte, die Interessen der früheren KarstadtQuelle Bank und der Highstreet-Eigentümer - allen voran Fonds von Goldman Sachs und Deutscher Bank- unterschieden sich. Der relativ kleinen Bank geht es um den Wert der Immobilien, mit denen ihr Kredit unterlegt ist und den sie durch Forderungen Berggruens in Gefahr sieht. Schleyer sagte, das Treffen mit Berggruen solle binnen Tagen stattfinden. "Ich gehe mit der Erwartung in die Verhandlungen, dass wir zu einer vernünftigen Lösung kommen." Auch Insolvenzverwalter Görg dringe auf rasche Klarheit für Karstadt.

Highstreet und Berggruen streiten seit Wochen über die Mietkonditionen für die 86 Karstadt-Häuser, die den Investoren gehören. Eine Grundsatzeinigung von vor zehn Tagen wurde wieder in Frage gestellt. Berggruens Sprecher sagte, die Gespräche mit den Vermietern seien komplizierter und länger als bei Abschluss des Kaufvertrages abzusehen.

Während über die künftigen Mieten weitgehend Einigkeit besteht, ist die Forderung Berggruens umstritten, separate Mietverträge für die Premiumhäuser um das Berliner KaDeWe, die Sporthäuser und die übrigen Warenhäuser zu schließen. Dabei sollten die niedrigeren Mieten auch bei einem Teilverkauf oder einer Zerschlagung von Karstadt vertraglich festgeschrieben werden. Das entwertet nach Ansicht von Valovis die Immobilien und damit ihre Sicherheiten. "Das hätte Konsequenzen für unseren Kredit, wenn etwas schiefgeht", sagte Schleyer. Berggruen sei auf seine Forderung nicht angewiesen, "wenn er Karstadt als langfristiges Investment sieht".

Quelle: ntv.de, rts

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