Wirtschaft

Höhere Kosten für den A400M Berlin bewegt Rechenschieber

Durch höheren Zusatzkosten für den Militärtransporter A400M beginnt bei der Bundesregierung das große Rechnen. Möglich ist, dass Deutschland nun weniger als 60 Flugzeuge abnimmt. Unterdessen werden am Dienstag die EADS-Geschäftsdaten erwartet. Der Konzern hat bereits rote Zahlen signalisiert.

Verzichtet Deutschland auf den teuren Tiefflug-Autopiloten?

Verzichtet Deutschland auf den teuren Tiefflug-Autopiloten?

(Foto: dpa)

Deutschland wird wegen der Kostensteigerung beim Militärtransporter A400M möglicherweise weniger als die ursprünglich geplanten 60 Flugzeuge abnehmen. Die Bundesregierung prüfe eine geringfügige Reduzierung ihrer A400M-Bestellung, verlautete aus dem Verteidigungsministerium.

Damit könne der deutsche Anteil an dem milliardenschweren Rettungspaket für den Militär-Airbus erbracht werden. Aus demselben Grund werde über einen Verzicht auf die vollautomatische Tiefflugfähigkeit diskutiert, die nur Deutschland bestellt hatte. Die Bundesregierung behalte jedoch ihren Anspruch auf Verzugszahlungen, falls der Hersteller EADS den neuen Auslieferungsplan nicht einhalte.

Nach monatelangem Milliardenpoker hatten sich die sieben Abnehmerstaaten und EADS auf ein Rettungspaket für den um Jahre verspäteten A400M geeinigt. Danach akzeptieren die Länder eine Preiserhöhung von zwei Milliarden Euro, die auf unterschiedlichem Wege aufgebracht werden kann. Eine Möglichkeit ist der Verzicht auf die Lieferung eines Teils der ursprünglich bestellten Flugzeuge. Andere Staaten wie Frankreich halten an der bestellten Stückzahl fest und tragen ihren Teil der Mehrkosten.

Schadenersatzansprüche bei neuen Verzögerungen

Die Bundesrepublik hat als größter Abnehmer 60 der insgesamt 180 Maschinen geordert. Der deutsche Anteil an den zwei Milliarden liegt nach Angaben des Verteidigungsministeriums bei etwa 650 Millionen Euro. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten der Branche hatten EADS und die Länder ursprünglich einen Festpreis von 20 Milliarden Euro für die 180 A400M vereinbart. Mit dem Rettungspaket erhöht sich der Stückpreis nun um zehn Prozent auf knapp 120 Millionen Euro.

Sollte Deutschland auf den technisch anspruchsvollen und teueren Tiefflug-Autopiloten verzichten, mit dem sich das Radar unterfliegen lässt, würde dies EADS weiter entlasten. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums verwies darauf, dass der A400M schon in der Basisversion über eine ähnliche, wenn auch abgespeckte Fähigkeit verfüge. Der Militärtransporter wird nach Angaben des Ministeriums auch in der Lage sein, eine der wesentlichen Anforderungen der Bundeswehr zu erfüllen und den neuen Schützenpanzer Puma zu transportieren. Während der Verhandlungen hatte es Spekulationen gegeben, dies könnte wegen Gewichtsproblemen nicht der Fall sein.

Schadenersatzansprüche behält sich Deutschland auch in Zukunft vor, falls es zu neuen Lieferverzögerungen kommen sollte. Die Regeln über Verzugszahlungen würden an die neue Auslieferungsplanung angepasst, sagte der Sprecher. Die Bundeswehr soll 2014 den ersten A400M erhalten. Die neuen Militärtransporter werden nach und nach die über 30 Jahre Transalls ersetzen.

EADS-Zahlen mit Spannung erwartet

EADS legt am Dienstag in Paris seine Geschäftszahlen vor. Der Konzern hat bereits angekündigt, dass er wegen der Probleme beim A400M in die roten Zahlen rutschen wird. Nach der Einigung mit den Abnehmerstaaten muss das Unternehmen neue Rückstellungen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro für Europas größtes Rüstungsprojekt bilden - zusätzlich zu 2,4 Milliarden Euro, die der Konzern bereits abgeschrieben hat.

Die Staaten gewähren EADS dafür über die zwei Milliarden hinaus 1,5 Milliarden Euro Vorschüsse auf künftige Exportgewinne. Die detaillierte Anpassung des Vertrags soll in den kommenden Wochen erfolgen. Von dem europäischen Imageprojekt hängen 10.000 Arbeitsplätze ab.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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