"Rezessionsende in Sicht" Bernanke fordert Disziplin
03.06.2009, 20:35 UhrUS-Notenbankchef Ben Bernanke hat von der Politik strikte Haushaltsdisziplin gefordert. Die steigende Verschuldung des Staates müsse eingedämmt werden.
US-Notenbankchef Ben Bernanke hat von der Politik strikte Haushaltsdisziplin gefordert. Bei einer Anhörung vor dem Haushaltsausschuss des Repräsentantenhauses in Washington sagte er, die steigende Verschuldung des Staates müsse eingedämmt werden. Die Fed werde dies nicht über die Gelddruckmaschine finanzieren.
Die Notenbank pumpt derzeit unter anderem durch den Ankauf von Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherten Papieren mehr als eine Billion Dollar in die kriselnde US-Wirtschaft. Die Regierung will die Konjunktur ebenfalls mit Milliarden ankurbeln. Sie nimmt bewusst eine ausufernde Staatsverschuldung in Kauf. Dies untergräbt nach Ansicht von Kritikern aber das Vertrauen ausländischer Gläubiger in die USA. Zu den wichtigsten US-Gläubigern zählt unter anderem China, das auf riesigen Beständen von US-Staatsanleihen sitzt. In dieser Woche besuchte US-Finanzminister Timothy Geithner das Reich der Mitte.
Vertrauen darf nicht leiden
Haushaltsdisziplin sei nötig, damit das Vertrauen in die finanzielle Stabilität und Wirtschaftskraft der USA nicht weiter leide, sagte Bernanke. Dies gelte vor allem im Hinblick darauf, dass sich die tiefe Rezession ihrem Ende nähere. Der scharfe Wirtschaftsabschwung könne sich noch 2009 drehen. 2010 sei dann mit einer Erholung zu rechnen. Die US-Wirtschaft werde aber noch eine ganze Zeit lang unter ihrem Potenzial wachsen. Auch werde am Arbeitsmarkt vorerst noch keine Entwarnung geben. Die Gefahr einer Deflationsspirale, bei der sinkende Preise zu sinkender Nachfrage und niedrigeren Investitionen führen, sei aber gegenwärtig geringer als noch vor ein paar Monaten.
Mehrere Konjunkturdaten signalisierten zuletzt ein Auslaufen der scharfen Rezession in den USA. So schrumpften die Geschäfte der Dienstleister zwar im Mai weiter, der Abschwung verlor aber an Schärfe. Der Service-Index des Institutes for Supply Management (ISM) stieg auf 44,0 von 43,7 Zählern im April. Damit blieb er aber unter der Marke von 50 Punkten, ab der er ein Wachstum signalisiert. Experten hatten jedoch einen noch stärkeren Anstieg erwartet. "Der Index bewegt sich in die richtige Richtung", sagte John Canally von LPL Financial. "Wir sind aber noch nicht aus dem Gröbsten heraus."
Entscheidend sei die Entwicklung am Arbeitsmarkt, sagte Todd Clark von Nollenberger Capital Partners. Bevor es Chancen auf Wachstum gebe, müsse der Arbeitsmarkt an Fahrt gewinnen. In der Privatwirtschaft schwächte sich der Arbeitsplatzabbau im Mai einer Umfrage der Arbeitsagentur ADP zufolge zwar ab, aber nicht so stark wie erwartet. Die offizielle Arbeitsmarktstatistik für Mai wird am Freitag vorgelegt.
Die Industrie erhielt dagegen im April wieder 0,7 Prozent mehr Aufträge, wenn auch Analysten eine deutlichere Erholung erwartet hatten. Zugleich revidierte das Handelsministerium die Daten für März kräftig nach unten. Weil aber der Auftragseingang schon seit August äußerst schwach sei, sei jedes Plus willkommen, sagte Dan Greenhaus von Miller Tabak & Co.
Quelle: ntv.de, rts