Bessere Zeiten für die USA Bernanke optimistisch
21.07.2009, 17:52 UhrEineinhalb Jahre nach Beginn der schwersten Rezession seit Jahrzehnten sieht US-Notenbankchef Ben Bernanke die amerikanische Wirtschaft auf dem Wege der Besserung. Mit Sorge blickt er allerdings auf den schwachen Arbeitsmarkt. Der Konjunkturabschwung habe sich allem Anschein nach "erheblich verlangsamt", während es bei Nachfrage und Produktion "vorsichtige Zeichen der Stabilisierung" gebe, erklärte Bernanke vor einem Ausschuss des US-Kongresses. Er räumte jedoch ein, dass sich die Lage auf dem Jobmarkt nach wie vor verschlechtere und die Arbeitslosenquote steige.
Der Leitzins werde angesichts des Zustandes der Wirtschaft für "längere Zeit" voraussichtlich "außergewöhnlich niedrig" bleiben, erklärte der Chef der Federal Reserve. In den vergangenen Monate habe es jedoch "bemerkenswerte Verbesserungen" gegeben: Risikoaufschläge in Kreditmärkten und die Risikoscheu der Investoren seien geringer geworden. "Viele Märkte funktionieren wieder normaler", sagte Bernanke. Die Börsen seien wieder auf dem Stand vom Jahresende 2008 und die Banken hätten sich erhebliches Kapital beschafft.
Für nächstes Jahr erwarte die Zentralbank eine "schrittweise Erholung", die sich 2011 dann beschleunige, sagte der Fed-Chef. Der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit sei gegen Ende des Jahres zu erwarten. "Trotz des prognostizierten Rückgangs 2010 und 2011 bleibt die Arbeitslosigkeit deutlich über der Rate, die der Offenmarktausschuss der Fed für längerfristig tragfähig hält", sagte Bernanke vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses. Am Mittwoch wird Bernanke dieselbe Rede vor dem Bankenausschuss des Senats halten.
Der Notenbankchef zeigte sich optimistisch, einen befürchteten Preisauftrieb im Zuge der Konjunkturerholung in den Griff bekommen zu können. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Instrumente haben, um im Bedarfsfall die Zinsen anzuheben, um unsere Ziele von Vollbeschäftigung und Preisstabilität zu erreichen." Die Maßnahmen im Kampf gegen die Krise könnten "sanft und zeitgerecht" zurückgefahren werden, unterstrich der Zentralbankchef. Die Fed habe "beträchtliche Zeit" darauf verwendet, an einer Strategie zur Beendigung der massiven Stützungsmaßnahmen zu arbeiten.
Im Kampf gegen die schwerste Wirtschafts- und Finanzkrise seit Jahrzehnten fuhr die Fed den Leitzins auf ein historisches Tief zwischen null und 0,25 Prozent zurück. Sie pumpte darüber hinaus Hunderte Mrd. Dollar in das krisengeschüttelte Finanzsystem, weitete ihre Notkredite für Banken massiv aus, stützte den wichtigen Markt für Unternehmensanleihen und rettete Finanzunternehmen wie den einst größten Versicherer der Welt AIG vor dem Untergang.
Während viele Ökonomen den Kurs der Fed unterstützen, ist im US-Kongress Kritik an der Macht der Zentralbank und ihrem Umgang mit der Krise laut geworden. Einer der Vorwürfe lautet, die Notenbank habe als Aufseherin über die Banken die Krise nicht kommen sehen und habe überdies mit einer zu langen Periode niedriger Zinsen nach dem Zusammenbruch der New Economy die Misere mit heraufbeschworen.
Quelle: ntv.de, sla/dpa