Wilde Kursziele, nervöser Handel Bitcoin fährt Achterbahn
17.04.2018, 15:27 Uhr
Ein Kursziel von 320.000 Dollar?
(Foto: REUTERS)
Nachdem Bitcoin vergangene Woche innerhalb von wenigen Minuten um 1100 Dollar zulegen konnte, hoffen Optimisten auf eine Neuauflage der Rally. Was spricht für Kryptos?
Er ist einer der ersten bekannten Fürsprecher von Bitcoin mit einem sagenhaften Kursziel: Tom Lee, einer der großen Wall Street-Strategen. Trotz des jüngsten Kurseinbruchs sieht er bis Jahresende Bitcoin wieder im Bereich der 25.000 Dollar.
Bis dahin ist es ein weiter Weg: Bitcoin kostet derzeit rund 8100 Dollar und ist damit von den Rekordständen vom vergangenen Jahr noch weit entfernt. Doch heftige Kursausschläge sind beim dem Krypto-Geld keine Seltenheit, so legte Bitcoin vergangenen Dienstag innerhalb weniger Minuten mal eben um satte 17 Prozent zu und überwand die Marke von 8000 Dollar.
Zu einer regelrechten Rallye könnte es in den nächsten Tagen kommen, meint Lee. Seine Begründung: In den USA ist die nun die Frist zur Zahlung von Steuern abgelaufen. Warum ist das so bedeutend? Der starke Kursanstieg von mehr als 1000 Prozent im vergangenen Jahr hat vielen Amerikanern, die rechtzeitig eingestiegen sind, Riesengewinne beschert. Nun will Uncle Sam seinen Anteil und die fällige Steuer kassieren. Nach amerikanischem Recht werden Bitcoin und andere Kryptowährungen wie Aktien behandelt und Gewinne mit knapp 24 Prozent besteuert.
Einer Umfrage zufolge besitzen fast acht Prozent der Amerikaner Kryptowährungen. Nach Lees Berechnungen dürften damit rund 25 Milliarden an Steuern fällig werden. Er glaubt daher, dass der Verkaufsdruck in diesem Jahr durch die zu bezahlenden Steuern verstärkt wurde. Es sei anzunehmen, dass Anleger Kryptos verkaufen mussten, damit sie ausreichend Dollar zu haben, um die fälligen Steuern auf Kryptogewinne zu begleichen. Und dieser Druck ist nun von den Krypto-Kursen genommen.
Kuriose Kursziele
Während Lee schon lange ein Krypto-Fan ist, hat sich die Investorenlegende George Soros erst vor kurzem entschieden, in digitale Währungen zu investieren. Im Januar hatte er auf dem World Economic Forum in Davos Kryptowährungen noch als Blase bezeichnet und gesagt, dass Bitcoin hauptsächlich zur Steuerhinterziehung verwendet werde. Nun hat er seine Meinung offensichtlich geändert und erlaubte seinem Hedgefonds, den Handel aufzunehmen. "Der deutlich zweistellige Kursanstieg in der Vorwoche lässt auch andere Investoren wieder optimistischer werden", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim britischen Broker ActivTrades.
Neben Lee gehört auch Tim Draper, bekannter Venture-Capitalist aus dem Silicon Valley, zu den Krypto-Bullen. Er ist einer der frühen Bitcoin-Investoren gewesen, daher verwundert seine optimistische Haltung wenig. Sein Kursziel bis zum Jahr 2020 lautet 250.000 US-Dollar. Wilde Kursziele gehören zum guten Ton der Krypto-Bullen. Die Winklevoss-Zwillinge, Bitcoin-Pioniere der ersten Stunde und oft als die ersten Bitcoin-Milliardäre bezeichnet, sehen Bitcoin als Ersatz für Gold und rechnen mit einem Preis von 320.000 Dollar. Ein genaues Datum für ihr Kursziel gaben sie allerdings nicht an, nur eine lange Zeitspanne - zehn bis 20 Jahre könnte es schon dauern.
Solche Kursziele sind für Anleger schwer in Handelsstrategien umzusetzen, da sie eine grundsätzlich optimistische Grundhaltung zu Bitcoin & Co. widerspiegeln. Heiko Geiger, Derivate-Experte bei Vontobel, die als einziger Emittent Bitcoin-Zertifikate anbieten, rät daher bei einem Krypto-Investment, nicht alle Eier in einen Korb zu legen: "Aufgrund der hohen Schwankungsbreite sollten Anleger ihr Krypto-Investment auf mehrere digitale Währungen aufteilen".
Das schützt vor großen Verlusten in einer Währung, denn wer am Ende das Rennen macht, lässt sich heute nicht beurteilen. Die Weiterentwicklung der Technologie, auf der unter anderem Bitcoin basiert, kann in den kommenden Jahren ganz andere digitale Währungen hervorbringen. Anleger brauchen bei Krypto-Investments also grundsätzlich einen langen Atem - trotz der Schwankungsintensität.
Quelle: ntv.de