Chef Heins muss gehen Blackberry bläst eigenen Verkauf ab
04.11.2013, 17:15 Uhr
Kehrtwende bei Blackberry: Statt eines angepeilten eigenen Verkaufs erhält das Smartphone-Unternehmen eine Kapitalspritze, die sich sehen lassen kann. Gleichzeitig muss der bisherige Vorstandsvorsitzende seinen Hut nehmen. Die Anleger scheinen damit nicht einverstanden.
Der angeschlagene Smartphone-Hersteller Blackberry gibt seine Verkaufspläne auf. Stattdessen bekommt der Konzern eine Finanzspritze von Großaktionär Fairfax. Der kanadische Finanzinvestor und eine Gruppe weiterer Geldgeber werden Wandelanleihen des Konzerns im Volumen von rund 1 Milliarde Dollar zeichnen, wie Blackberry mitteilte. Darüber hinaus kündigte Blackberry einen Chefwechsel an. Der aus Deutschland stammende Thorsten Heins wird egschasst, dafür wird John S. Chen das Ruder übernehmen.
"Die heutige Ankündigung stellt ein deutliches Zeichen des Vertrauens in Blackberry dar", erklärte Noch-Verwaltungsratschefin Barbara Stymiest. Auch sie räumt ihren Posten. Neuer Mann an der Spitze wird der erfahrene Technologie-Manager John Chen. Er arbeitete zwischenzeitlich auch bei Siemens - von wo Blackberry einst Heins abgeworben hatte.
Fairfax packt drauf
Die Anleihen, die eine Laufzeit von sieben Jahren haben, sind zu einem Kurs von 10 Dollar je Aktie in Blackberry-Aktien wandelbar. Das entspricht einer Prämie von 28,7 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Würden alle Papiere gewandelt, entspräche das einem Anteil an dem Konzern in Höhe von 16 Prozent. Die Transaktion soll innerhalb der kommenden zwei Wochen abgeschlossen werden.
Blackberry hatte sich nach hohen Verlusten selbst zum Verkauf gestellt. Fairfax Financial bekam bereits den grundsätzlichen Zuschlag für 4,7 Milliarden Dollar. Doch übers Wochenende mehrten sich die Anzeichen, dass die Finanzfirma das Geld für eine komplette Übernahme nicht zusammenbekommt. Auch die beiden Blackberry-Mitgründer Michael Lazaridis und Doug Fregin arbeiteten im Hintergrund an einem Gebot.
Aktienkurs bricht ein
Heins hatte im Januar 2012 die Führung von Blackberry übernommen. Trotz eines neuen Betriebssystems und neuer Smartphone-Modelle gelang es ihm nicht, den Sinkflug zu stoppen. Viele Kunden wanderten zu Apples iPhone, Android- oder Windows-Smartphones ab. Heins musste wiederholt Verluste verkünden und tausende Stellen streichen. In der aktuellen Runde sollen 40 Prozent der Belegschaft gehen. Das Blackberry-Modell Z10, das zu Jahresbeginn die Wende zum Besseren einläuten sollte, erwies sich als teurer Ladenhüter und führte zu einer Abschreibung von fast einer Milliarde Dollar. Auch das neue Z30-Modell, das bessere Testnoten als das Z10 bekam, ist bislang kein Bestseller.
Mit dem frischen Kapital und der Absage des eigenen Verkaufs endet auch eine Berg- und Talfahrt des Unternehmens: Immer wieder hatte es Gerüchte über mögliche Partner oder Käufer gegeben. So wurden etwa Google und SAP als Kandidaten gehandelt. SAP hatte klar abgesagt. Jüngst war dann Facebook in der Verlosung gelandet. Das sozaile Netzwerk hatte bereits in Kooperation mit einem Blackberry-Konkurrenten ein Smartphone auf den Markt gebracht. Das war jedoch gefloppt. Mit Google (Motorola) und Microsoft (Nokia) waren bereits zwei Softwarefirmen in den Hardware-Bereich diversifiziert.
Die Aktie von Blackberry fiel am Montag bereits vorbörslich um 19 Prozent. Zur Handelseröffnung an der Nasdaq waren es dann rund 16 Prozent. Das Papier hatte schon in den vergangenen Wochen unter den 9 Dollar notiert, die Fairfax pro Aktie geboten hatte.
Quelle: ntv.de, bad/DJ/dpa