Wirtschaft

Preisdruck nicht absehbar Bleibt EZB auf Kurs?

Die US-Notenbank wirft die Geldpresse an. Von der EZB ist das nicht zu erwarten. Gleichwohl werden die Investoren und Marktbeobachter ganz genau den Worten von Notenbank-Präsident Trichet lauschen. Es gilt wieder einmal, zwischen den berühmten Zeilen zu lesen.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet: wie werden seine "Erläuterungen" am Markt aufgenommen?

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet: wie werden seine "Erläuterungen" am Markt aufgenommen?

(Foto: REUTERS)

Nach der Milliarden-Geldspritze der Federal Reserve für die US-Konjunktur richtet sich nun das Augenmerk auf den Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Der tagt und dürfte bei den stattfindenden geldpolitischen Beratungen beschließen, das Niveau der Leitzinsen im Euroraum erneut unverändert zu lassen. Alle 45 der von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass der Hauptrefinanzierungssatz auf seinem Allzeittief von 1,0 Prozent bleiben wird.

Ein erster Zinsschritt, das ging aus der Befragung ebenfalls hervor, wird bis Ende des vierten Quartals 2011 prognostiziert. Der EZB-Rat wird seine Entscheidung am Donnerstag um 13.45 Uhr mitteilen, erläutert wird sie von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in einer gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz.

Preisdruck? Nicht absehbar!

Darin dürfte Trichet das Zinsniveau als "weiterhin angemessen" bezeichnen und die Aussage bekräftigen, dass der Preisdruck mittelfristig gedämpft bleiben dürfte. Bei seiner Sitzung liegen dem EZB-Rat bereits die Ergebnisse des aktuellen Survey of Professional Forecasters für Wachstum und Inflation vor.

Beobachter rechnen nicht damit, dass es es in den die Pressekonferenz "Einleitenden Bemerkungen" Trichets Neuigkeiten bezüglich der unkonventionellen Maßnahmen der EZB zur erhöhten Kreditversorgung der Geschäftsbanken oder zum EZB-Staatsanleihenankaufprogramm geben wird.

Langsamer Anstieg der Geldmarktsätze

Gleichwohl befindet sich die EZB bei den unkonventionellen Maßnahmen zur erhöhten Liquiditätsversorgung bereits mitten im "Exit". So verkürzt sich seit dem Sommer die Restlaufzeit jener Liquiditätsreserven, die die EZB den Banken über länger laufende Repo-Geschäfte zur Verfügung gestellt hat.

Die Folge des sukzessiven Auslaufens dieser länger laufenden Tender ist ein langsamer Anstieg der Geldmarktsätze in Richtung des Hauptrefianzierungssatzes von 1,0 Prozent. Allerdings: Als kürzlich die Dreimonatssätze über 1% stiegen, nutzten die Geldmarktakteure die Gelegenheit eines neuen Dreimonatsgeschäfts, sich mit billiger Liquidität zu 1% einzudecken. In der Folge gingen die Geldmarktsätze wieder zurück.

Situation normalisiert sich

EZB-Präsident Trichet betont zwar stets, dass ein Anstieg der Geldmarktzinsen kein geldpolitisches Signal enthalte, trotzdem beobachtet die EZB derartige Marktbewegungen sehr genau und zieht daraus ihre Schlüsse über die Gesundung des Finanzsystems.

So sagte Direktoriumsmitglied Jürgen Stark in der vergangenen Woche, die Situation am Interbankenmarkt habe sich weiter normalisiert. Stark kündigte an: "Keinesfalls werden die verbleibenden Maßnahmen länger beibehalten werden, als es für die Gewährleistung stabiler Preise im Euroraum im Einklang mit der Definition von Preisstabilität erforderlich ist."

SMP auf dem Prüfstand

Ein weiteres aus EZB-Sicht noch unkonventionelleres Element der Geldpolitik wird die EZB voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres auf den Prüfstand stellen: Im Rahmen des Securities Markets Programme (SMP) hat die EZB seit Juni Staatsanleihen für 63,5 Mrd. Euro gekauft, um die Funktionsfähigkeit dieses für die geldpolitische Transmission wichtigen Finanzmarktsegments abzusichern. Die EZB hat von Anfang an Wert auf die Feststellung gelegt, dass es sich hierbei nicht um das von der Fed oder der Bank of England (BoE) betriebene Quantitative Easing handele - wie es derzeit beispielsweise von der US-Notenbank Fed praktiziert wird.

Aus diesem Grund entzieht sie dem Geldmarkt wöchentlich die dabei entstandene Liquidität über einwöchige Geschäfte. Zudem wurden in den vergangenen drei Wochen keine Papiere mehr gekauft. Gleichwohl hat das SMP in Ratsmitglied Axel Weber einen prominenten Kritiker, der es vor allem wegen seiner stabilitätspolitischen Risiken lieber heute als morgen eingestellt sähe.

Quelle: ntv.de, DJ

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