Großaufträge in Farnborough Boeing verfolgt EADS
19.07.2010, 17:42 UhrIn der englischen Grafschaft Hampshire südwestlich von London treffen alle zwei Jahre die Chefeinkäufer der großen Fluglinien auf die wichtigsten Hersteller der Welt - für die beiden Erzrivalen Boeing und Airbus ein willlkommener Anlass, mit milliardenschweren Großaufträgen zu werben. In diesem Jahr geht es in Farnborough besonders lebhaft zu.

Luftfahrtmesse in Farnborough: Neben der Berliner ILA und der Messe in Le Bourget bei Paris eine der drei wichtigsten Treffpunkte der Branche.
(Foto: Reuters)
Die Flugzeugbauer Airbus und Boeing haben zum Start der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough Milliardenaufträge eingesammelt. Neben der arabischen Fluglinie Emirates, die bei Boeing 30 Maschinen orderte, und der russischen Aeroflot, die bei der EADS-Tochter Airbus zuschlug, gaben die Flugzeugleasing-Gesellschaften ALC und GE Capital Aviation Services (GECAS) Großaufträge ab, wie die beteiligten Unternehmen auf der Messe nahe London mitteilten. Zuletzt kam Boeing auf 70 und Airbus auf 122 bestellte Flugzeuge. Nach Listenpreisen entfielen damit auf beide Unternehmen Aufträge im Wert von je rund zwölf Milliarden US-Dollar (rund 9,24 Mrd. Euro).
Die erste Order gab am Morgen Boeing zusammen mit Emirates bekannt. Die 30 Exemplare der Boeing 777-300 ER sollen die Flotte der Araber erweitern, die bereits jetzt 86 Exemplare der 777 betreiben. In der Ausführung ER ("Extended Range", erweiterte Reichweite) - ist der Großraumflieger auch für lange Strecken geeignet.
Emirates hat damit zum zweiten Mal binnen weniger Wochen neue Flugzeuge für mehrere Milliarden Euro bestellt. Der Boeing-Auftrag kommt auf ein Volumen von 9,1 Mrd. Dollar (rund 7,0 Mrd. Euro). Anfang Juni hatte Emirates bereits für umgerechnet mehr als neun Milliarden Euro 32 zusätzliche Riesen-Airbus vom Typ A380 bestellt. Dabei hatte es sich um den größten Einzelauftrag in der Luftfahrtgeschichte gehandelt. Der neue Auftrag an Boeing liegt nur leicht darunter.
Airbus düst voraus

Sollten sich die Triebwerksschaufeln in Bewegung setzen, sähe die Frisur schnell anders aus.
(Foto: Reuters)
Auch der europäische Flugzeugbauer Airbus verbuchte in Farnborough einen neuen Großauftrag: Die US-Firma Air Lease Corporation bestellt für 4,4 Mrd. Dollar 51 Jets vom Typ A320. Die russische Fluggesellschaft Aeroflot bestellte ihrerseits elf Airbus-Maschinen vom Typ A330-300 für 2,3 Mrd. Dollar, wie Airbus erklärte.
Die russische bestellte bei Airbus elf Langstreckenflieger des Typs A330 im Gesamtwert laut Listenpreis von 2,3 Mrd. Dollar. Bei Flugzeugbestellungen sind allerdings hohe Rabatte üblich.
Die größten Aufträge kamen am Montag von den Leasinggesellschaften ALC und der GECAS. ALC orderte 51 Airbus-Mittelstreckenjets der Typen A320 und A321, die laut Preisliste 4,4 Mrd. Dollar kosten. GECAS, die zum US-Mischkonzern General Electric gehört, bestellte 40 Boeing 737-800 - Gesamtlistenpreis 3,1 Mrd. Dollar - und 60 Airbus aus der A320-Familie, für die laut Liste etwa fünf Mrd. Dollar fällig werden.
Airbus-Verkaufschef John Leahy hatte bereits vor der Messe Bestellungen für mehr als 130 neue Flieger angekündigt. Das wären ähnlich viele wie im gesamten ersten Halbjahr, als Aufträge für 131 Maschinen eingegangen waren. Die größte EADS-Tochter hätte damit das selbst gesetzte Jahresziel von 250 bis 300 Bestellungen bereits im Juli erreicht.
Versöhnliche Töne von Boeing
Der Chef der Boeing-Verkehrsflugzeugsparte, Jim Albaugh, wollte die erwarteten Neuaufträge nicht beziffern, zeigte sich jedoch sicher: "Es wird eine gute Air Show für uns und für Airbus genauso." Der Nachfrage nach Flugzeugen ziehe besonders in der Region Asien/Pazfik und im Nahen Osten wieder an. Im ersten Halbjahr hatte Boeing Bestellungen für 188 Flugzeuge verbucht.
Laut der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat" will auch Saudi Airways, die staatliche Fluggesellschaft von Saudi-Arabien, demnächst zwölf Großraumflugzeuge vom Typ Boeing 777 bestellen. Zudem platziert die durch die Finanzkrise arg gebeutelte Fluglinie Emirates bei der Messe auch einen Auftrag bei der Engine Alliance (EA), dem Gemeinschaftsunternehmen von Pratt &Whitney und General Electric.
EA soll für die von Emirates bereits im Juni auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ( ) in Berlin bestellten 32 Flugzeuge vom Typ Airbus A380 Triebwerke bauen. Dafür soll Engine Alliance 4,8 Mrd. US-Dollar kassieren
Quelle: ntv.de, AFP/dpa