Wirtschaft

"Wut an vielen Ecken" Börse erzürnt Mitarbeiter

Der Umbruch bei der Deutschen Börse sorgt bei den Mitarbeitern auf erhebliche Vorbehalte. Der rigide Sparkurs von Unternehmensboss Francioni kommt gar nicht gut an. Der Konzern will nach jüngsten Zahlen 245 seiner insgesamt 3300 Vollzeitstellen streichen.

Die Belegschaft ist auf den Schweizer Reto Francioni derzeit nicht gut zu sprechen.

Die Belegschaft ist auf den Schweizer Reto Francioni derzeit nicht gut zu sprechen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei der Deutschen Börse gärt es. Das strikte Sparregiment des Managements um Vorstandschef Reto Francioni sorgt für Unmut und Frust unter den Mitarbeitern in der Zentrale. "Es gibt Wut an vielen Ecken, auch eine gewisse Lähmung", sagte Betriebsratschefin Irmtraud Busch in Frankfurt.

Buschs Stellvertreter Johannes Witt, der die Arbeitnehmer zugleich im Aufsichtsrat des Dax-Konzerns vertritt, erklärte: "Die Unzufriedenheit nährt sich daraus, dass seit Jahren ein Kostensparprogramm das nächste ablöst."

Aktuell sorgt die Verlagerung hunderter Stellen aus der Rhein-Main-Region und Luxemburg an den billigeren Standort Prag für Unruhe. Der Konzern will nach jüngsten Zahlen 245 seiner insgesamt 3300 Vollzeitstellen streichen - notfalls auch über betriebsbedingte Kündigungen. Zwei Drittel dieser Stellen sollen in Prag wieder aufgebaut werden. Dies ist Teil eines Programms, mit dem die Börse bis 2013 ihre Kosten um 150 Millionen Euro drücken will.

"Solcher Kahlschlag nicht nötig"

In Frankfurt sollen nach Betriebsratsangaben noch 161 Stellen abgebaut werden. "Wir sehen die Gefahr, dass immer mehr nach Prag verlagert wird und zunehmend auch höherwertige Stellen betroffen sein werden", sagte Witt. Dieser "personelle Aderlass" schade dem Unternehmen. Zudem verursache die Verlagerung von Stellen nach Tschechien enorme Kosten für Schulungen, Doppelbesetzungen und Abfindungen. "Die Börse hat einen solchen Kahlschlag nicht nötig", kritisierte Busch und verwies auf die zuletzt wieder besseren Zahlen des Konzerns.

Wasser auf die Betriebsratsmühlen ist die jüngst angekündigte erneute millionenschwere Abschreibung auf die Ende 2007 teuer gekaufte US-Optionsbörse ISE. Die Deutsche Börse rechnet im vierten Quartal mit zusätzlichen Einbußen von 450 Millionen Euro und geht davon aus, dass dadurch der Konzern-Jahresüberschuss 2010 mit rund 220 Millionen Euro belastet wird.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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