Exzesse verhindern Börsenbetreiber in der Pflicht
07.05.2010, 11:23 UhrNach dem Wall-Street-Schock läuft die Suche nach der Ursache auf Hochtouren. Experten fordern in weiser Voraussicht schärfere Regeln, um den Computerhandel zu kontrollieren. Der Appell richtet sich in erster Linie an die Börsenbetreiber.
Nach dem größten Kurssturz aller Zeiten an der Wall Street fordert Finanzmarktexperte Hans-Peter Burghof strengere Auflagen für den Computerhandel mit Wertpapieren. "Wir müssen Regeln finden, wie wir mit der zunehmenden Abhängigkeit vom computergesteuerten Handel umgehen", sagte der Professor für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen an der Universität Hohenheim.
Ein Verbot hält Burghof allerdings weder für sinnvoll noch für durchsetzbar. Die Computersysteme machen die Märkte effizienter. "Das Rad kann hier nicht ganz zurückgedreht werden." Den Kurssturz am Vorabend in New York um zeitweise bis zu neun Prozent bezeichnete er als "Computer-Squash". Offensichtlich hätten die Computersysteme den Fehler eines Händlers aufgespürt und den Ball zehn- und hundertfach zurückgeschlagen. Händler seien dann erst einmal machtlos, wenn die geballte Macht der elektronischen Systeme der Banken in Bruchteilen von Sekunden zuschlage.
Der Leitindex Dow Jones hatte in nicht einmal einer Stunde fast 1000 Punkte oder ein Zehntel seines Werts verloren. Selbst Standardwerte wie Procter & Gamble brachen um bis zu ein Drittel ein - der Marktwert des weltweit größten Konsumgüterherstellers sank innerhalb weniger Minuten somit um rund 60 Milliarden Dollar. Im "Dark Pool"-Handel bleiben die Akteure anonym
Auswüchse verhindern
Es gehe jetzt darum, solche Exzesse zu verhindern, sagte Burghof. Zugleich räumte er allerdings ein, dass es schwer sei, sinnvolle Regeln zu finden. "Es muss aber dringend etwas geschehen", sagte er. Hier seien sowohl die Betreiber der Börsen wie die NYSE Euronext, Nasdaq OMX Group oder Deutsche Börse als auch die Aufsichtsbehörden gefordert.
"Wir sind zunehmend von technischen Systemen abhängig. Daher müssen wir einen Umgang damit finden", sagte Burghof. Ein möglicher Weg sei, dass der computergestützte Handel gekennzeichnet werde und sich die Teilnehmer auch offenbaren müssen. Dies wird derzeit zum Beispiel mit sogenannten Dark Pools umgangen. Dark Pools sind Handelsplattformen außerhalb der regulären Börsen. Dort bleiben Käufer und Verkäufer von großen Wertpapierpaketen anonym. Zudem werden keine Details der Aufträge veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, dpa