Solar war gestern Bosch setzt auf Übersee
30.04.2014, 13:29 Uhr
Blick zurück: Bosch Sloar Energy in Arnstadt 2010. Jetzt steht bei Bosch wieder das Autozulieferergeschäft im Vordergrund.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schuster bleib' bei deinen Leisten, wie es heißt - und Bosch hält sich daran. Der milliardenschwere Ausflug ins Solargeschöft ist für den weltgrößten Autozulieferer Geschichte. Die Zukunft sieht der Konzern nun vor allem in Asien und Amerika.
Der weltgrößte Autozulieferer Robert Bosch setzt angesichts der lahmen Konjunktur in Europa auf die Märkte in Übersee. In Asien, Nord- und Südamerika soll der Umsatz von zuletzt gut 20 Milliarden Euro bis 2020 verdoppelt werden, wie Konzernchef Volkmar Denner ankündigte. Bosch wolle dort künftig nicht nur günstig produzieren, sondern auch vor Ort entwickeln.
Von den 9000 Hochschulabsolventen, die Bosch in diesem Jahr weltweit einstellen will, sollen nur 800 in Deutschland angeheuert werden. Traditionell hatte Bosch seine Produkte im Inland entwickelt und die Produktion ins Ausland verlegt, wenn sich der Preiswettbewerb verschärfte. Insgesamt beschäftigt Bosch 281.000 Menschen.
Euro bremst Umsatzwachstum
Auch im laufenden Jahr wird Bosch nach eigenen Erwartungen hinter seinen längerfristigen Wachstumszielen herhinken. Denner stellte ein Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent in Aussicht, der Gewinn soll wieder steigen.
Im ersten Quartal kletterte der Umsatz um sieben Prozent, ohne den starken Euro wären es sogar zehn Prozent gewesen. Bosch hat sich für Umsatz und Gewinn auf mittlere Sicht ein Wachstumsziel von acht Prozent jährlich gesetzt. 2013 hatte der Konzernumsatz um 3,1 Prozent auf 46,1 Milliarden Euro zugelegt.
In Europa, wo Bosch 55 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet, leidet der Konzern immer noch unter dem verhaltenen Wachstum. Hier stiegen die Umsätze 2013 nur um 2,2 Prozent, in Deutschland sogar nur um 1,1 Prozent. Auf mittlere Sicht hat sich Bosch hier zum Ziel gesetzt, wenigstens stärker zu wachsen als die Konkurrenz.
Solar-Ausflug lastet schwer
2013 hatte die inzwischen weitgehend verkaufte defizitäre Solarsparte Bosch stark belastet, mit der sich der Konzern von der Autoindustrie unabhängiger machen wollte. Doch Bosch macht immer noch zwei Drittel des Umsatzes mit Kraftfahrzeugtechnik, die 2013 mit 6,7 Prozent überdurchschnittlich wuchs.
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) verbesserte sich - die Solartechnik herausgerechnet - auf 2,75 Milliarden Euro von 2,12 Milliarden Euro. Das war eine operative Umsatzrendite von 6,0 Prozent nach 4,7 Prozent.
Unter dem Strich halbierte sich der Gewinn wegen des milliardenteuren Ausstiegs aus der Photovoltaik und der Verluste dort aber fast auf 1,25 Milliarden Euro von 2,3 Milliarden Euro. Allein in der Solarsparte schlug ein Minus von 1,04 Milliarden Euro zu Buche.
Bosch gab sein Werk im thüringischen Arnstadt auf. Insgesamt waren 1400 Beschäftigte am Standort von dem Aus der Solarsparte betroffen. Die Bonner Solarworld AG übernahm das frühere Bosch-Werk und einen Großteil der Beschäftigten. Hinter Solarworld wiederum liegt allerdings auch eine harte Restrukturierung mit scharfem Schuldenschnitt.
Quelle: ntv.de, bad/rts/dpa