Wirtschaft

Große Herausforderungen Brasilien muss investieren

Brasiliens neuer Präsidentin ist die Aufmerksamkeit der Welt sicher. In ihre Amtszeit fallen die Fußball-WM 2014 und die wichtigsten Investitionen für die Olympischen Spiele 2016. Das Land boomt, kommt aber mit den nötigen Investitionen kaum hinterher.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff.

(Foto: REUTERS)

Mit so guten Startbedingungen wie Brasiliens neue Staatschefin Dilma Rousseff hat keiner ihrer Vorgänger das Amt angetreten. Das Riesenland boomt, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie nie, Autoverkäufe auf dem Rekordstand und die Prognosen für die kommenden Jahre gut. Dennoch kann sich die erste Präsidentin der achtgrößten Volkswirtschaft alles andere als zurücklehnen. "Business as usual" ist kein Rezept, um die Ziele des aufstrebenden "grünen Giganten" zu verwirklichen.

"Die Herausforderung ist nicht, das Wachstum zu halten, sondern es geht darum, es zu steigern", sagt WestLB-Brasilienexperte Roberto Padovani. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2010 um 7,5 Prozent zugelegt haben. Für die nächsten Jahre rechnen Analysten mit einem Plus von 4,5 bis 5,0 Prozent. Doch um der boomenden Volkswirtschaft den notwendigen Rahmen zu geben, braucht das Land aus Sicht Padovanis vor allem eins: "Investitionen und nochmals Investitionen in die desolate Infrastruktur."

Es gibt viel zu tun

Mit Grausen denken viele Planer in Brasilien heute an 2014, wenn Fußball-Fans aus aller Welt zur WM ins Land strömen. Zwölf Ausrichterstädte gibt es. Oft liegen tausende Kilometer dazwischen, und die Strecken sind nur per Flugzeug zu bewältigen. Die Flughäfen der großen und mittleren Städte sind aber schon heute hoffnungslos überlastet. Fußballverbands-Präsident Ricardo Teixeira schrieb der neuen Präsidentin deshalb schon vor Amtsantritt die drei wichtigsten Investitionsfelder ins Stammbuch: "Flughäfen, Flughäfen, Flughäfen."

Rousseff gab in ihrer ersten Amtswoche ein entsprechendes Signal. Sie erwägt, das für den Flugverkehr zuständige staatliche Infraero-Unternehmen für Fremdkapital zu öffnen und den Bau neuer Terminals unter anderem in São Paulo unter Obhut privater Firmen zu stellen. Doch ein Land mit solch großem Wachstumshunger braucht nicht nur Flughäfen. Straßen müssen ausgebaut, Häfen errichtet und der quasi nicht vorhandene Schienenverkehr angeschoben werden. Bei all dem steht die neue Präsidentin unter Erfolgsdruck, denn sie wird mit ihrem populären Vorgänger Luiz Inácio Lula da Silva verglichen werden.

Beide kommen aus der Arbeiterpartei (PT), sind mithin linke Politiker. Doch ist in Brasilien das europäische Links-Rechts-Schema kaum anzuwenden, schon gar nicht in der Wirtschaftspolitik. Für Bankstrategen Padovani ist die zu Lulas Antrittszeit 2003 noch als Kapitalisten-Schreck gefürchtete "Partido dos Trabalhadores" vor allem eine "durch und durch pragmatische Partei". Dilma sei noch weniger von ideologischen Standpunkten geprägt wie ihr Ziehvater Lula. "Sie scheint wirklich daran interessiert zu sein, private Anleger ins Land zu holen."

Starker Real lastet auf Konjunktur

Zunächst muss sich die neue Staatschefin aber mit alten Sorgen ihres Vorgängers befassen. Der brasilianischen Wirtschaft macht die starke heimische Währung zu schaffen. Der Real legte seit 2009 mehr als 35 Prozent im Vergleich zum US-Dollar zu. Die Folge sind billige Importe, die heimische Produkte unattraktiv machen und eine Verteuerung brasilianischer Exporte. WestLB-Stratege Padovani schätzt, dass der Real derzeit um etwa 10 Prozent überbewertet ist.

Der neue alte Finanzminister Guido Mantega brachte Brasilien deshalb erneut mit harschen Tönen in Stellung und warnte, der Währungskrieg könne in einen Handelskrieg umschlagen. Brasília ist entschlossen, den seit Jahren stabilen Aufschwung zu verteidigen. Das Ziel der neuen Regierung ist das der alten: Brasilien soll zu den größten Wirtschaftsmächten aufrücken. Nach einer jüngsten Studie von PricewaterhouseCoopers sind die Chancen realistisch: Schon dieses Jahr könnte Brasilien gemessen am BIP Frankreich überholen, 2025 Deutschland - und 2050 weltweit die Nummer vier sein, während Deutschland nach dieser Projektion dann nur noch auf Platz acht der größten Volkswirtschaften rangiert.

Quelle: ntv.de, dpa

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