Erhobene Daumen in Frankfurt Brenntag findet Freunde
29.03.2010, 10:17 UhrDie Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag schlagen sich an ihrem ersten Tag an der Börse recht wacker. Zeitweise notieren die Papiere bis zu fünf Prozent im Plus. Brenntag-Chef Clark kann seine Erleichterung kaum verbergen.
Das Börsendebüt des Chemikalienhändlers Brenntag verläuft zufriedenstellend. Der erste Kurs des Mülheimer Unternehmens lag am Montag mit 51,10 Euro leicht über dem Ausgabepreis von 50 Euro. Am Vormittag stieg die Aktie weiter auf bis zu 52,40 Euro, womit die neuen Aktionäre einen Zeichnungsgewinn von fast fünf Prozent mitnehmen konnten. "Damit beginnt ein neues Kapitel in der 135-jährigen Firmengeschichte", sagte Vorstandschef Stephen Clark, der auf dem Börsenparkett in Frankfurt vor Ort dem ersten Kurs entgegenfieberte. "Das wird uns helfen, weiter zu wachsen", sagte er. Mit einem Marktwert von mehr als 2,5 Mrd. Euro gilt Brenntag als Kandidat für den MDax.
"Die Brenntag ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen, organisch, aber auch über Unternehmenszukäufe, und hat jetzt eine Größe erreicht, die es auch für Aktionäre interessant macht", sagte Finanzvorstand Jürgen Buchsteiner bei n-tv. "Insofern sind wir jetzt in dem relativ schwierigen Umfeld an die Börse gegangen."
Brenntag ist der zweite größere Neuling an der Frankfurter Börse innerhalb von acht Tagen, nach Kabel Deutschland und Tom Tailor. Am Dienstag folgt der Armaturenhersteller Joyou. Die vier Unternehmen haben insgesamt fast 1,8 Mrd. Euro bei Investoren eingesammelt. Brenntag landete mit 747,5 Mio. Euro knapp hinter Kabel Deutschland, dem größten Börsengang in Deutschland seit zweieinhalb Jahren.
525 Mio. Euro fließen dem Chemikalienhändler selbst zu, das damit seine Mezzanine-Darlehen tilgen und weiter zukaufen will. Die Nachfrage besonders seitens institutioneller Investoren soll das Angebot mehrfach überstiegen haben. Insgesamt wurden inklusive Mehrzuteilungen im Zusammenhang mit der Greenshoe-Option 14,95 Mio Aktien platziert. Darunter 10,5 Mio. Aktien aus einer Kapitalerhöhung, 2,5 Mio. Aktien aus dem Eigentum des abgebenden Aktionärs und 1,95 Mio. Aktien für Mehrzuteilungen im Zusammenhang mit einer Greenshoe-Option.
"Wir werden diese Mittel nutzen, um das Wachstum der Brenntag weiter zu finanzieren", erläuterte Buchsteiner im Gespräch mit n-tv. "Wie in der Vergangenheit werden wir auch zukünftig stark wachsen und mit den Finanzmitteln auch das organische Wachstum des Unternehmens weiterhin ermöglichen." Für das Unternehmen lägen die wichtigsten Wachstumsbereiche in Osteuropa, Asien und Lateinamerika. Mit Blick auf das erste Quartal äußerte sich auch Brenntag-Chef Clark optimistisch: "Wir haben eine Rückkehr der Nachfrage gesehen und die Rezession ein wenig hinter uns gelassen", sagte er. Das Unternehmen sieht sich mit einem Marktanteil von sieben Prozent weltweit als Weltmarktführer.
Die neue Aktie soll Investoren auch über die Ausschüttungspolitik überzeugen. "Wir bieten unseren Aktionären eine attraktive Dividende", kündigte Finanzvorstand Buchsteiner bei n-tv an. "Auf Basis der vorliegenden Planung und erwarteten Ertragskraft der Aktie erwarten wir eine Ausschüttungsquote von 30 bis 45 Prozent auf den Konzerngewinn. Auf Basis des Ausgabekurses von 50 Euro und erwarteten Dividendenschätzungen von Analysten wäre das eine Dividendenrendite von zwei bis drei Prozent."
"Das ist ein Käufermarkt"
Sowhl an Brenntag als auch an Kabel Deutschland bleiben die bisherigen Eigentümer weiterhin mit Mehrheiten beteiligt. Beide Börsengänge fielen etwas kleiner aus als die Banken gehofft hatten. "Das ist ein Käufermarkt. Die Investoren erwarten zurzeit große Abschläge für die Eisbrecher, deshalb haben wir auch einen so geringen Teil unserer Aktien verkauft", sagte der Deutschland-Chef von Brenntag-Großaktionär BC Partners, Stefan Zuschke.
Der Finanzinvestor hält noch 70 Prozent an Brenntag und hat sich verpflichtet, binnen sechs Monaten keine weiteren Papiere zu verkaufen. "Wir haben keinen Druck auszusteigen und werden sicher noch bis ins Jahr 2011 Aktionär bleiben", sagte Zuschke.
BC Partners hatte in Deutschland zuletzt vor zehn Jahren den Zählerableser Techem an die Börse gebracht, der vor gut einem Jahr an die australische Bank Macquarie verkauft wurde. Auch damals war der britische Investor in mehreren Schritten ausgestiegen. BC Partners ist auch an dem Buchungssystem Amadeus beteiligt, das noch im ersten Halbjahr an die Börse in Madrid gehen soll.
Quelle: ntv.de, rts/DJ