Kriminelle meiden Deutschland Bundesbank zählt weniger Blüten
19.07.2013, 12:46 Uhr
Dieser Fünfer ist nicht echt, sagt Helmut Rittgen. Bei der Bundesbank leitet er den Zentralbereich.
(Foto: dpa)
Das Werk von Falschmünzern und Geldfälscher bleibt in der Regel nicht lange unentdeckt. Hierzulande fallen die Blüten in der Regel schnell als wertlose Fälschung auf. Doch aktuelle Daten zeigen: Das Problem scheint sich zu verlagern.

Echt und falsch im Vergleich: Links ein echter Fünf-Euro-Schein, rechts zwei gefälschte Exemplare.
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Das Falschgeldaufkommen in Deutschland bleibt vergleichsweise überschaubar. Im ersten Halbjahr 2013 zogen Polizei, Handel und Banken in Deutschland nach Angaben der Bundesbank insgesamt 19.472 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr.
Weltweit haben Geldfälscher im gleichen Zeitraum dagegen sehr viel mehr Euro-Blüten in Umlauf gebracht als im Vorjahr. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) mitteilte, registrierten Ermittler im ersten Halbjahr im Zuständigkeitsbereich der EZB alles in allem 317.000 gefälschte Euro-Banknoten. Das waren 26,3 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres und 13,2 Prozent mehr als im zweiten Halbjahr 2012.
Wie hoch die Dunkelziffer der unentdeckten Blüten ist, ließen die Experten offen. Belastbare Zahlen liegen dazu naturgemäß nicht vor. Experten gehen allerdings davon, dass gefälschte Scheine aufgrund des intensiven Bargeldumlaufs schnell an Stellen auftauchen, an denen sie auffallen. Spätestens bei der automatischen Überprüfung in Banken kann das Falschgeld aus dem Verkehr gezogen werden. Mit Abstrichen lässt sich daher von der Zahl der entdeckten Blüten auf die Menge des tatsächlich in Umlauf befindlichen Falschgelds schließen.
Risiko an der Kasse
Am häufigsten würden nach wie vor 20- und 50-Euro-Noten gefälscht, teilte die Bundesbank mit. Diese machten zusammen 80 Prozent der falschen Banknoten aus. Mit den 19.500 Fälschungen in der ersten Jahreshälfte kämen in Deutschland in etwa fünf falsche Banknoten auf 10.000 Verbraucher. Den Gesamtschaden beziffert die Bundesbank allein im ersten Halbjahr auf 16 Mio. Euro.
Der "wichtigste Komplize" der Geldbetrüger sei die "Leichtgläubigkeit ihrer Opfer", warnt die Beratungsstelle der Polizei. Wer Falschgeld annimmt oder es zu spät bemerkt, bekommt gleich doppelt Probleme: Erstens wird der Schaden nicht ersetzt, und zweitens kann man sich schnell strafbar machen, wenn man Falschgeld weitergibt.
In Sachen Münzgeld gibt die Bundesbank immerhin vorsichtig Entwarnung: Die Zahl gefälschter Münzen sei ebenfalls zurückgegangen, erklärten die Experten. Im zweiten Halbjahr 2012 waren noch rund 29.500 Falschmünzen entdeckt worden. In der ersten Hälfte des laufenden Jahres waren es dagegen nur 28.500. Am häufigsten werden demnach immer noch Zwei-Euro-Münzen gefälscht. Sie machen rund 79 Prozent der aufgefallenen Fälschungen aus.
Die Mehrzahl der Fälschungen wird den Angaben zufolge immer noch in Ländern des Eurogebiets entdeckt. Der Anteil beträgt 98,5 Prozent. Nur ein sehr kleiner Anteil des Falschgelds fällt demnach in außereuropäischen Ländern an. Offen blieb hier, ob sich daraus auf die Erkennungskompetenz auswärtiger Banken schließen lässt - oder ob Geldfälschern die illegale Anfertigung von nachgemachten Euro-Scheinen außerhalb der Eurozone als zu aufwändig erscheint.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts