Abschied vom Hoflieferanten Burberry-Chefin wechselt zu Apple
15.10.2013, 14:15 Uhr
Angela Ahrendts ist künftig für die Apple-Stores verantwortlich.
(Foto: Reuters)
In weltweit 400 Läden bringt Apple seine Technik an die Kunden. Die durchgestylten Geschäfte erbringen mit die höchsten Quadratmeterumsätze der Branche. An deren Spitze rückt nun die frühere Chefin eines britischen Modeklassikers.
Apple bekommt eine neue Chefin für seine Stores. Von der britischen Modemarke Burberry wechselt Angela Ahrendts an die Spitze des weltweiten Einzelhandels-Netzes aus mehreren hundert Läden. Bei Apple soll Ahrendts zuständig sein für die strategische Leitung, Expansion und den Betrieb der Einzelhandels- und Online-Geschäfte, wie der US-Konzern mitteilte. Apple-Chef Tim Cook zeigte sich "begeistert, dass Angela sich unserem Team anschließt". Der Posten wurde neu geschaffen.
Sie tritt die Stelle im kommenden Frühjahr an. Als Senoir Vice President berichtet die 53-Jährige direkt an Apple-Chef Cook. Die Managerin wurde bereits zu den Top-Kandidaten für diese Position bei Apple gehandelt. Der Konzern hat mehr als 400 Apple Stores, die als durchgestyltes Schaufenster der Marke dienen und zugleich Milliarden-Erlöse bringen. Auf dem Heimatmarkt USA ist Apple seit Jahren branchenweit Spitze beim Umsatz pro Quadratmeter, vor dem Juwelier Tiffany.
Zweiter Mode-Manager für Apple
Apple wirbt damit binnen weniger Monate schon den zweiten Spitzenmanager aus der Modebranche ab. Im Juli wechselte der Chef des Pariser Hauses Yves Saint Laurent zum iPhone-Konzern. Paul Deneve solle Sonderaufgaben im Auftrag von Cook übernehmen, hieß es damals. Viele Branchenbeobachter denken dabei vor allem an die mutmaßliche Apple-Uhr, über die viel spekuliert wird.
Ahrendts führte Burberry seit Juli 2006. Unter ihrer Leitung expandierte das Modeunternehmen massiv in den Schwellenländern und eröffnete neue Boutiquen in China, Mexiko, Brasilien und Indien. Burberry sei in "brillanter Verfassung" und "heute nicht nur eine große Marke, sondern eine wirklich große Gruppe", sagte Ahrendts. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres machte Burberry einen Umsatz von 1,21 Milliarden Euro, ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders in Asien erfreut sich die Mode großer Nachfrage.
Das 1856 gegründete und inzwischen für seinen Brit-Chic bekannte Unternehmen brachte es mit seinem zeitlosen Trenchcoat und seinem Karomuster in den Farben Beige, Rot und Schwarz zu Weltruhm. In den 1960er Jahren wurde das Produktportfolio um zahlreiche Accessoires und Modelinien erweitert und der Konzern expandierte stark ins Ausland.
Ahrendts gab Burberry Exklusivität zurück
Burberry, das seit langem auch königlich britischer Hoflieferant von Königin Elisabeth II ist, vergab in Folge der Expansion zahlreiche Lizenzen zur Fremdfertigung von Kollektionsartikeln. Dies führte neben einer starken Ausweitung der Produktpalette zu einer Überpräsenz der Marke mit dem Check-Karomuster und ließ das kaufkräftige Klientel fernbleiben. Die Marke galt zeitweise als nicht mehr chic und die Umsätze bröckelten.
Angela Ahrendts und auch der kommende Chef Christopher Bailey gaben der Marke jedoch das Image der Exklusivität zurück. Zum einen zierte das Karomuster nur noch wenige Kleidungsstücke, zum anderen wurden zahlreiche Produkte eingestellt. Christopher Bailey, seit 2001 verantwortlich für das Burberry-Design, wurde 2005 und 2009 bei den British Fashion Awards zum Designer des Jahres gekürt. Burberry erfreut sich mittlerweile wieder reger Beliebtheit. Das zeigen auch die jüngsten Geschäftszahlen.
Die Burberry-Leitung soll der bisherige Kreativ-Direktor Christopher Bailey übernehmen. Chairman John Peace bezeichnete den Wechsel auf dem Chefsessel als einen "normalen Prozess".
Burberry-Aktionäre wenig begeistert
Die Chefposition in dem Bereich war unbesetzt, seit im vergangenen Jahr der aus Großbritannien geholte John Browett nach nur wenigen Monaten den Job aufgab. Der Manager der Elektro-Handelskette Dixons war mit kontroversen Sparplänen vorgeprescht, die schnell zurückgenommen wurden. Ron Johnson, der im Auftrag von Apple-Gründer Steve Jobs das Ladennetz aufgebaut hatte, war 2011 als Chef zur Warenhauskette J.C. Penney gewechselt. Dort scheiterte er mit einem groß angelegten Umbau.
Bei den Burberry-Aktionären löste der Wechsel keine Jubelstürme aus. Die Papiere des für seine Karo-Muster bekannten britischen Luxusgüter-Herstellers fielen bei überdurchschnittlichen Umsätzen um bis zu 6,4 Prozent. Die Managerin hinterlässt den Luxusgüterhersteller in einem guten Zustand, wie Richard Hunter von Hargreaves Lansdown anmerkt. "Weniger positiv sind ihre jüngsten Aussagen zu den langfristigen Wachstumsaussichten für China", sagte er weiter. Zudem könnten mit ihrem Fortgang am Markt Sorgen um die Kontinuität in der Führung von Burberry aufziehen. Seit ihrem Amtsantritt 2006 sei der Aktienkurs um 250 Prozent gestiegen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa/AFP