Wirtschaft

Aufsichtsräte wollen hinwerfen Chaostage bei Conti

Noch kein weißer Rauch über den Dächern der Conti-Zentrale.

Noch kein weißer Rauch über den Dächern der Conti-Zentrale.

(Foto: dpa)

Der Machtkampf zwischen dem Autozulieferer Continental und seinem Großaktionär Schaeffler ist nach Informationen der "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" noch nicht entschieden. Mehrere Aufsichtsratsmitglieder der Conti-Anteilseignerseite erwägen, ihre Mandate niederzulegen. Das würde den Schaeffler-Plan durchkreuzen, Conti-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann in den nächsten Wochen abzulösen.

Bereits am Donnerstag hatte Schaeffler versucht, den aus ihrer Sicht nicht mehr tragbaren Neumann auf der Aufsichtsratssitzung zu stürzen und war am Widerstand der Arbeitnehmerseite gescheitert. Nun will Schaeffler Neumann mit den Stimmen der Anteilseigner im einberufenen Vermittlungsausschuss abberufen lassen, wo nur eine einfache Mehrheit nötig ist.

Der Rücktritt von Vertretern der Anteilseigner würde eine Abwahl jedoch zunächst verhindern. Die Aufsichtsräte der meisten großen deutschen Börsenkonzerne sind zur Hälfte von Vertretern der Anteilseigner, zur anderen Hälfte mit Vertretern der Arbeitnehmer besetzt.

Schaeffler verärgert Automanager

Schaeffler hat sich derweil scharfe Kritik von Politik und Wirtschaft eingehandelt. Die deutsche Autoindustrie sei zunehmend sauer auf die Schaeffler-Familie, schreibt der "Spiegel." Diese habe als Mehrheitseigentümerin des Autozulieferers Continental ein Chaos angerichtet, zitierte das Magazin einen hochrangigen VW-Manager, ohne ihn namentlich zu nennen. Dies sei für die Branche gefährlich, weil Conti eine zentrale Rolle bei der Entwicklung alternativer Antriebe spiele.

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) drohte wegen des Dauerstreits damit, Schaeffler Staatshilfen zu verweigern. "Bei Schaeffler/Conti sind die gemeinsamen Hausaufgaben noch immer nicht gemacht. Wenn man so arbeitet, muss man ganz leise sein, was staatliche Hilfen betrifft", sagte Zeil dem "Münchner Merkur". Staatskanzleichef Siegfried Schneider (CSU) kritisierte Zeils Äußerungen und rief ihn zur Mäßigung auf.

Wildes Personalkarussell

Seit Schaeffler bei Conti einstieg, mussten Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg, Vorstandschef Manfred Wennemer und Finanzvorstand Alan Hippe ihre Posten räumen - und auch Conti-Chef Karl-Thomas Neumann droht nach weniger als einem Jahr an der Konzernspitze das Aus. "Diesen Aderlass kann das Unternehmen kaum verkraften", sagte der VW-Manager.

Ähnlich kritisch beurteilen dem Bericht zufolge auch Manager bei BMW und Daimler die Entwicklung. Sie fordern, dass die Banken, bei denen Schaeffler und Conti in Milliardenhöhe verschuldet sind, ihren Einfluss geltend machen - vor allem Martin Blessing. Der Chef der Commerzbank und der Dresdner Bank müsse verhindern, dass die Familie Schaeffler und das Conti-Management sich weiter Schlammschlachten lieferten.

"Guter Mann geht von Bord"

Der Conti-Chef selbst hatte von "ungewöhnlichen und sehr enttäuschenden Entwicklungen" gesprochen. Diese machten es ihm "sehr schwer", auf Dauer vertrauensvoll mit Schaeffler zusammenzuarbeiten. Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der Gewerkschaft IG BCE erklärte danach, das Vertrauensverhältnis zwischen Neumann und Schaeffler sei "stark in Mitleidenschaft" gezogen worden. Er gehe davon aus, dass Neumann innerhalb der nächsten 14 Tage abberufen werde. Er zeigte sich enttäuscht: "Ein guter Mann geht von Bord."

Als Nachfolger von Neumann werden in Aufsichtsratskreisen dem Schaeffler-Manager Elmar Degenhart die besten Chancen eingeräumt. Der Name sei bei der nächtlichen Sitzung bereits genannt worden. Der studierte Luft- und Raumfahrttechniker leitet bei Schaeffler die Autosparte.

Quelle: ntv.de, nne/dpa

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