Fast wie nach der Ölkrise Chemie beklagt Umsatzfraß
08.12.2009, 11:59 Uhr
Alltag einer Lebensmittelchemikerin: In einem Zeitzer Unternehmen muss Weizenstärke unter anderem einer scharfen Sichtprobe standhalten.
(Foto: picture-alliance/ ZB)
Der Umsatz werde 2010 um sechs Prozent und die Produktion um fünf Prozent steigen, prognostizierte der Verband der Chemischen Industrie (VCI). Das kräftige Plus beruht aber zumindest teilweise auf der schwachen Ausgangslage: Die schlechten Vorgaben aus dem laufenden Jahr spielen als Basiseffekt eine nicht unerhebliche Rolle.
Im Jahr 2009 erlebt die viertgrößte Industriebranche Deutschlands nach Verbandsangaben einen fast beispiellosen Einbruch. Die Umsätze brachen um 12,5 Prozent auf 154,4 Mrd. Euro ein. Die Produktion schrumpfte um ein Zehntel. Einen stärkeren Produktionsrückgang hatte es zuletzt 1974 nach der ersten Ölkrise mit zwölf Prozent gegeben.
Insgesamt liefen die Geschäfte im Inland mit einem Umsatzminus von 13,5 Prozent auf 69 Mrd. Euro noch etwas schlechter als im Ausland mit minus zwölf Prozent auf 85,4 Mrd. Euro. Den Außenhandelsüberschuss mit dem Exportschwerpunkt EU bezifferte der VCI auf 36 Mrd. Euro.
Nur noch 435.000 Menschen
"Der Weg zurück zum Gipfel, auf dem die Chemie noch im ersten Halbjahr 2008 stand, wird mehrere Jahre dauern", kommentierte VCI-Präsident Ulrich Lehner die Lage. Die Krise dürfe noch nicht zu den Akten gelegt werden, da die branchenweite Auslastung der Kapazitäten mit aktuell 77 Prozent weiterhin deutlich unter dem üblichen Niveau von um die 84 Prozent liege.
Die Unternehmen haben in der Krise die Investitionen deutlich zurückgefahren, wie der VCI weiter berichtete. Vor allem Erweiterungen der Anlagen wurden auf die lange Bank geschoben, so dass die Investitionen um zehn Prozent auf 6,3 Mrd. Euro sanken. Die Zahl der Mitarbeiter blieb hingegen vergleichsweise stabil, hieß es vom Verband. In der chemischen Industrie Deutschlands fielen im laufenden Jahr bislang 1,5 Prozent der Stellen weg. Damit arbeiteten hierzulande in dieser Branche noch 435.000 Menschen.
Quelle: ntv.de, dpa