Wirtschaft

Wachstum aus der Krise Chemiebranche hofft auf China

Die Chemieindustrie setzt nach der stärksten Branchenrezession seit Jahrzehnten erneut auf China. Denn im Reich der Mitte beschleunigt sich Experten zufolge das Wirtschaftswachstum bereits, während andere Volkswirtschaften gerade erst die Rezession überwinden.

Deutschlands viertgrößter Industriezweig hatte bereits einen erheblichen Teil des Branchenbooms der Jahre 2004 bis 2007 dem chinesischen Wirtschaftsaufschwung zu verdanken. Zum Teil spiegelt sich die bessere wirtschaftliche Lage in China bereits in den Zwischenbilanzen von Konzernen wie BASF, Bayer und Altana wider. Deren Asiengeschäfte waren im zweiten Quartal zumeist weniger hart von der Krise betroffen als die Geschäfte in Europa oder in den USA.

Für Chinas Wirtschaft wird im 3. Quartal ein Wachstum von 8,5 Prozent erwartet.

Für Chinas Wirtschaft wird im 3. Quartal ein Wachstum von 8,5 Prozent erwartet.

(Foto: REUTERS)

"China bleibt weiter der Wachstumsmotor, wobei eine leichte Erholung bereits für dieses Jahr erwartet wird", schreiben die Experten der Unternehmensberatung Deloitte. In der inzwischen weltweit drittgrößten Volkswirtschaft wird im dritten Quartal ein Wachstum von 8,5 Prozent erwartet. Im zweiten Quartal waren es 7,9 Prozent, im ersten noch 6,1 Prozent. Unterstützt wird der Aufwärtstrend von einem eine halbe Billion Euro schweren Konjunkturprogramm, das mit seinen großen Infrastrukturelementen auch den Chemiekonzernen zugutekommt. "Unternehmen fragen sich nun auch, ob sie nicht noch stärker auf China und die Region Asien/Pazifik setzen sollen", so die Deloitte-Experten.

Chinas Anteil am globalen Chemieverbrauch - ausgenommen Pharma und Konsumgüter wie Waschmittel oder Kosmetik - lag dem Markforscher Global Insight zufolge 2008 bei 19 Prozent. Im Jahr 2000 waren es noch lediglich acht Prozent. Erwartet wird, dass bis 2015 der Verbrauch in China jährlich im Schnitt um rund zehn Prozent steigt und somit der Anteil am weltweiten Chemieverbrauch bis dahin auf etwa 30 Prozent anwächst.

Asien- und Chinaumsätze erholen sich

Beim weltweiten Chemieprimus BASF, der als Gradmesser für die Industrie gilt, hat die Nachfrage in China im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal deutlich angezogen. Die Zuversicht in die Kraft der chinesische Wirtschaft wird auch bei den Investitionsprojekten deutlich. Unlängst kündigte BASF an, zusammen mit seinem chinesischen Partner Sinopec weitere 1,4 Milliarden Dollar in den Ausbau seines großen Verbundstandortes in Nanjing zu investieren. Beim Spezialchemiekonzern Altana waren die China-Umsätze im zweiten Quartal nur noch um acht Prozent geschrumpft, nachdem sie im Auftaktquartal um 27 Prozent eingebrochen waren. Auch Bayer hatte kürzlich erklärt, die stärkste Absatzerholung in seinem von der Wirtschaftskrise getroffenen Kunststoffgeschäft MaterialScience sei in Asien und hier besonders in China zu spüren. Konkurrent Lanxess berichtete von positiven Impulsen aus der Volksrepublik.

Nach einem Rückgang zu Jahresbeginn war Chinas Chemieproduktion im zweiten Quartal wieder gewachsen. In Deutschland rechnen die Chemiefirmen für dieses Jahr zwar mit einer leichten Erholung nach dem heftigen Absturz zu Jahresbeginn. Dennoch wird das Gesamtjahr wohl mit dem stärksten Produktionseinbruch seit Mitte der 70er Jahre abgeschlossen: Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) befürchtet 2009 ein Absacken der Produktion um zehn Prozent. In China wird dagegen ein Wachstum erwartet: Für den Chemieoutput des Landes - ohne Pharma und Konsumgüter - rechnen Experten trotz der Krise mit einem Anstieg von zwei Prozent.

Quelle: ntv.de, rts

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