Schwächeres Wachstum erwartet Chemiebranche verliert Fahrt
05.09.2011, 16:55 UhrDie Chemieindustrie wird in diesem Jahr ein gutes Ergebnis verzeichnen. Doch was kommt danach? Europas Schuldenkrise und die Konjunkturschwäche in den USA werfen bereits ihre Schatten voraus.
Nach kräftigen Zuwächsen im abgelaufenen Quartal wird die Luft für die deutsche Chemieindustrie langsam dünner. Gleichwohl bekräftigte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) seine Branchenprognose für das Gesamtjahr.
"Die chemische Industrie befindet sich weiter auf Rekordkurs", erklärte VCI-Präsident Klaus Engel, der gleichzeitig Chef von Evonik ist. Deutschlands drittgrößter Industriezweig werde in diesem Jahr beim Umsatz erstmals die Schwelle von 180 Milliarden Euro knacken. Auch bei der Produktion wird die Branche nach Einschätzung des Verbandes voraussichtlich eine neue Höchstmarke setzen.
Die Anlagenkapazitäten seien im Sommer gut ausgelastet, erklärte Engel. Die Unternehmen hätten neues Personal eingestellt, um die weltweite Nachfrage nach deutschen Chemieprodukten bedienen zu können. Jedes siebte Unternehmen klage sogar über Kapazitätsengpässe. "Gleichwohl wird das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte deutlich schwächer ausfallen. Damit rechnen wir schon seit geraumer Zeit", sagte der VCI-Präsident.
Gegenwind aus Europa und Amerika
Zwar verlautete zuletzt aus so manchem Unternehmen, dass das Asiengeschäft weiter rund läuft. Aber die Schuldenkrise in Europa und die anhaltend schwache US-Wirtschaft hinterlassen immer mehr ihre Spuren. Wegen der Abkühlung der Weltkonjunktur senkte der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant sogar seine Jahresziele.
Branchenprimus BASF bekräftigte dagegen seinen Geschäftsausblick 2011. Die Chemie gehört zu den Branchen, die besonders sensibel auf Änderungen der Konjunkturlage reagieren, da sie praktisch sämtliche Industriezweige mit ihren Produkten beliefert. So spüren Chemieunternehmen in ihren Auftragsbüchern Veränderungen der Konjunkturlage früher als andere. An der Börse verbuchten Chemiewerte am Montag zum Teil deutliche Verluste.
Dank eines starken ersten Halbjahres rechnet der VCI für das Gesamtjahr weiter mit einem Anstieg des Branchenumsatzes von zehn Prozent. Dabei werde sich das Auslandsgeschäft etwas besser entwickeln als das Inlandsgeschäft. Die Chemikalienproduktion und die Preise sollen jeweils um fünf Prozent zulegen. 2011 werde "ein gutes Jahr für die deutsche Chemie", erklärte Engel.
Quelle: ntv.de, rts