Wirtschaft

Kampf gegen die Schuldenkrise China mischt sich ein

Kapital aus China soll den Euro stützen.

Kapital aus China soll den Euro stützen.

(Foto: dpa)

Die Kommunistische Partei in Peking verfolgt die Bemühungen der Europäer zur Stabilisierung des Euro mit großer Aufmerksamkeit: Mit nicht geringen Summen ist China an das Schicksal der Eurozone gebunden. Jetzt spekulieren EU-Diplomaten auf einen Sonderfonds, mit dem die Chinesen bedrängten Euro-Staaten zu Hilfe eilen könnten.

Die Führung in Peking hat erneut an die Staaten der Europäischen Union appelliert, die Schuldenprobleme rasch zu lösen und eine Ausbreitung der Krise zu verhindern.

Verfügt Europa über die Fähigkeit und die Weisheit, diese Schwierigkeiten zu überwinden?

Verfügt Europa über die Fähigkeit und die Weisheit, diese Schwierigkeiten zu überwinden?

(Foto: AP)

Die Volksrepublik sei zuversichtlich, dass die EU über die Fähigkeit und die Weisheit verfüge, diese Schwierigkeiten zu überwinden, sagte Außenamtssprecherin Jiang Yu. China habe immer getan, was es konnte, um die betroffenen Länder über bilaterale und multilaterale Kanäle zu unterstützen.

Die Äußerungen fielen im Vorfeld der Europareise eines hochrangigen Vertreters aus der chinesischen Führungsspitze: Der in der Hierarchie der regierenden Kommunistischen Partei an Nummer vier geführte Parlamentsberater Jia Qinglin besucht diese Woche Europa, unter anderem Griechenland und Deutschland.

Die Staats- und Regierungschefs der EU hatten sich bei ihrem Gipfeltreffen am Sonntag noch nicht auf Schritte zur Lösung der Schuldenkrise verständigt. Entscheidungen, etwa über weitere Hilfen für Griechenland, sollen erst bei einem Folgegipfel Mitte der Woche fallen. Peking vertritt in der Schuldenkrise durchaus auch eigene Interessen: Rund ein Viertel der Devisenreserven Chinas sind in Euro angelegt.

Yuan für einen Sondertopf

Auf der Suche nach neuen Geldquellen zur Befriedigung des enormen Finanzbedarfs in der Euro-Schuldenkrise wollen die Europäer auch das kapitalstarke China um Hilfe zu bitten. Peking könne Mittel für einen Sonderfonds bereitstellen, um die Wirkung des Euro-Rettungsschirms EFSF zu erhöhen, hatten EU-Diplomaten am Rande des Gipfels in Brüssel erklärt. Bis die neuen Mittel bereitstehen, üben die Euro-Länder demnach massiven Druck auf Italien aus, sein Schuldenproblem in den Griff zu bekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte, dass Italiens Schuldenstand "glaubwürdig in den nächsten Jahren abgebaut" wird. Berlusconi kündigte daraufhin eine Sondersitzung seines Kabinetts an, um die bisher gescheiterte Rentenreform auf den Weg zu bringen.

Merkel machte deutlich, dass sie noch mit einem langen Kampf gegen das Schuldenproblem rechnet. Auch die für Mittwoch geplanten Beschlüsse würden "nicht der letzte Schritt sein". Am vergangenen Wochenende hatte seit Freitag erst Europas Finanzminister über die Lage in der Eurozone und das weitere Vorgehen in Griechenland beraten. Am Sonntag waren dann auch die Staats- und Regierungschefs aus allen 27 Staaten der Europäischen Union zusammengekommen, um die anstehenden Beschlüsse vorzubereiten.

Kommunistisches Kapital für Europa?

Die Einbindung Chinas könnte den Europäern helfen, den Schutzwall für angeschlagene Euro-Staaten zu erhöhen. Dabei soll die Wirkung des 440 Mrd. Euro schweren Euro-Rettungsfonds über einen finanztechnischen Hebel um ein Vielfaches vergrößert werden. China sei interessiert, sagte ein Diplomat. Allerdings seien einige Mitgliedstaaten "skeptisch". Offenbar fürchten sie einen wachsenden Einfluss der Chinesen.

Bei dem Hebel-Vorhaben wurden zwei Optionen diskutiert, hatte Merkel nach dem Gipfel erläutert. Eine davon ist dem Vernehmen nach eine Versicherungslösung: Dabei sollen Investoren zum Kauf von Staatsanleihen angeschlagener Euro-Länder ermutigt werden, indem der Fonds im Notfall einen Teil des Verlusts übernimmt. Da der Fonds nur einen Teil absichert, könnte er so den Kauf von Staatsanleihen in Billionenhöhe ermöglichen.

Die zweite Option ist ein bei dem Fonds angesiedelter Sondertopf mit Mitteln, die nicht von den Euro-Ländern stammen. Hier könnte China ins Spiel kommen. Beide Hebelmodelle könnten laut EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy auch kombiniert werden.

Wie viel vertragen die Banken?

Um Griechenland vor einer ungesteuerten Pleite zu bewahren, arbeiten die Euro-Staaten daneben mit Hochdruck an einem neuen Hilfspaket. Dabei sollen die Privatgläubiger auf mindestens 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten, was über den neuen Abschreibungsbedarf in den Depots zu einem neuen Banken-Schock führen dürfte.

Damit Europas Banken dadurch nicht in Schieflage geraten, sollen sie durch eine höhere Kernkapitalquote geschützt werden. Dazu sind laut EU-Diplomaten 108 Mrd. Euro nötig. Die Gespräche mit der Finanzbranche brachten zunächst keine Ergebnisse. Nach Angaben des Bundesverbands öffentlicher Banken (VÖB) liegt der tatsächliche Kapitalbedarf der deutschen Häuser allerdings "weit" unter den in Brüssel genannten Zahlen.

Quelle: ntv.de, rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen