Kampf gegen Blasenbildung China strafft Geldpolitik
03.12.2010, 16:45 UhrDie politische Führung Chinas verkündet einen Wechsel in der heimischen Geldpolitik. Nach einer bis zuletzt lockeren Ausprägung solle diese künftig vorsichtiger ausfallen, entscheidet das Politbüro.
Chinas Führung hat dem rasant wachsenden Schwellenland eine straffere Geldpolitik verordnet und tritt damit auf die Konjunkturbremse. Die Umkehr von der bisher relativ lockeren Geldpolitik könnte den Weg ebnen für weitere Zinserhöhungen und eine strengere Kontrolle der Kreditvergabe. Damit muss sich die Welt darauf einstellen, dass das Zugpferd der globalen Wirtschaft aus Sorge vor Überhitzung gezügelt wird. Wie ein ranghoher Regierungsberater mitteilte, wird das Wachstumstempo bei der Kreditvergabe 2011 gedrosselt. Damit sollen Preisblasen am boomenden Aktien- und Immobilienmarkt vermieden und die Inflation in Schach gehalten werden.
Nach Angaben des Politbüros soll zugleich die Binnennachfrage des Riesenreichs angekurbelt werden. Wenn in der Folge mehr Importe ins Land kommen, könnte China auch seinen enormen Außenhandelsüberschuss abbauen. Das Ungleichgewicht zwischen Importen und Exporten der Volksrepublik ist dem Westen bereits seit langem ein Dorn im Auge.
Der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge wird die kommunistische Führung zugleich an ihrer vorausschauenden Haushaltspolitik festhalten. Dies gilt als Hinweis dafür, dass China weiter Investitionen steigern und gegen die Inflation vorgehen will.
Angst vor Überhitzung
Der Regierung in Peking geht es Experten zufolge darum, eine Überhitzung der stürmisch wachsenden Wirtschaft zu verhindern. Dass die Führung nun konjunkturell den Fuß vom Gas nimmt, zeigt, dass sich China im Gegensatz zu den konjunkturell schwächelnden USA und den mit der Schuldenkrise kämpfenden Europäern wirtschaftlich sicher fühlt. "China muss sich derzeit überhaupt keine Sorgen über die Nachfrage machen", meint Ökonom Dong Xian'an von Industrial Securities in Peking.
Der ranghohe Regierungsberater Xia Bin sagte, 2011 werde der Staat für die Kreditvergabe voraussichtlich eine Obergrenze von sieben Billionen Yuan festlegen - dies wäre eine halbe Billion weniger als dieses Jahr.
Die offizielle Bestätigung des geldpolitischen Kurswechsels durch die oberste Führung signalisiert Volkswirten zufolge ein entschlosseneres Vorgehen in der Zukunft. "Es bedeutet, dass jetzt sämtliche Instrumente zur Kontrolle der Liquidität und zur Kontrolle der Inflation eingesetzt werden können", sagte Ken Peng, Citigroup-Ökonom in Peking. Von nun an könne verstärkt an der Zinsschraube gedreht werden, um die Preise anzupassen. Er rechne bis Ende nächsten Jahres mit fünf Zinsschritten, fügte der Experte hinzu.
China hat in diesem Jahr bisher einmal die Zinsen angehoben, um die Geldpolitik nach der Finanzkrise auf ein normales Niveau zurückzufahren. Gegen die weltweite Krise hatte sich das Land mit einer extrem lockeren Geldpolitik gestemmt. Die Verbraucherpreise waren im Oktober um 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und dürften auch im November noch weiter zugelegt haben.
Quelle: ntv.de, rts/dpa