Nachfrage bereitet Sorgen China verliert an Dynamik
10.04.2012, 10:21 Uhr
Chinas Exporte und Importe wachsen langsamer.
(Foto: AP)
Angesichts der schwachen Weltwirtschaft liegen die Hoffnungen auf positiven Konjunktursignalen aus China. Doch die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt sorgt in jüngster Zeit immer wieder für Enttäuschungen.
Die Sorgen vor einer Abkühlung der chinesischen Konjunktur nehmen zu. Das Land verzeichnete im März zwar überraschend einen Handelsbilanzüberschuss, doch das Wachstum der Ein- und Ausfuhren schwächt sich spürbar ab.
Die Exporte zogen im März gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,9 Prozent an. Im Februar war allerdings noch ein Anstieg um 18,4 Prozent verzeichnet worden. Die Importe legten lediglich um 5,3 Prozent zu. Im Februar waren sie noch um 39,6 Prozent gestiegen.
Die chinesische Handelsbilanz wies im März einen Überschuss von 5,35 Mrd. US-Dollar auf. Im Februar war ein Negativsaldo von 31,48 Mrd. Dollar angefallen. Citigroup-Analyst Shuang Ding sagte, die Handelsbilanzdaten zeigten, dass sich die chinesische Wirtschaft in einem Abwärtstrend befinde. Die Nachfrage sei sowohl im Inland als auch im Ausland schwach und werde sich voraussichtlich auch in den kommenden zwei Monaten nicht signifikant erholen. Auch andere Analysten wiesen auf eine schwache Inlandsnachfrage hin. Insgesamt steige damit die Furcht vor einer harten Landung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, hieß es.
Der Ausblick für die Weltwirtschaft bleibe unsicher, sagte Dongming Xie, Volkswirt bei der OCBC Bank in Singapur. Ein weiteres Problem sei, dass chinesische Exportfirmen zunehmendem Protektionismus der Industriestaaten ausgesetzt seien.
Wachstumslokomotive verliert an Fahrt
Während die meisten Volkswirtschaften der westlichen Industriestaaten nur schwach wachsen oder sogar schrumpfen, ist China die Lokomotive der Weltwirtschaft: für das laufende Jahr rechnet Peking mit einem Wachstum von 7,5 Prozent. Doch das stark nachlassende Wachstum von Importen und Exporten verstärkt die Sorgen um die Aussichten.
Zudem hat sich der Anstieg der Verbraucherpreise im März stärker als erwartet beschleunigt. Verglichen mit dem Vorjahr zogen die Lebenshaltungskosten um 3,6 Prozent an. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die chinesische Notenbank ihre Geldpolitik zur Stimulierung der Konjunktur lockern wird.
Vor diesem Hintergrund steht die beginnende Berichtssaison in den USA ganz im Zeichen Chinas. Von den Geschäftszahlen erhoffen sich Analysten Informationen über den Zustand der für die Weltkonjunktur so wichtigen Volkswirtschaft. Den Auftakt macht Alcoa: Der Aluminiumkonzern berichtet nach US-Börsenschluss über das vergangene Quartal.
Wegen Überkapazitäten und fallender Preise hatte der Alcoa seinen Ausstoß jüngst gedrosselt. Der Aluminiumpreis ist zuletzt auf rund 300 Dollar pro Tonne gefallen – von mehr als 400 Dollar zur Jahreswende. Der Verbrauch des wertvollen Materials gilt als Konjunkturbarometer: Vor allem die Flugzeug- und Autobranche verbauen Aluminium.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa