Überlebenskampf in der Solarbranche Chinesen greifen nach Sunways
02.01.2012, 10:13 UhrChinesische Konzerne haben schon lange ein Auge auf deutsche Firmen geworfen - auch in der kriselnden Solarbranche. Nun kauft sich das Schwergewicht LDK Solar aus dem Reich der Mitte beim kleineren Hersteller Sunways ein, um ihn später ganz zu übernehmen.
Das chinesische Solarunternehmen LDK Solar wird Großaktionär beim Konstanzer Solarzellen-Hersteller Sunways und will die Firma später komplett übernehmen. Über eine Kapitalerhöhung erwirbt eine Tochter von LDK Solar ein Drittel der Anteile, teilte die Sunways AG mit.
Anschließend wollen die Chinesen den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot zum Preis von 1,90 Euro je Aktie machen. Am Freitag lag der Schlusskurs der Sunways-Papiere bei 1,54 Euro. Das Bundeskartellamt muss beide Schritte noch genehmigen.
Sunways schrieb unter anderem wegen des Preisverfalls bei Solarmodulen im dritten Quartal hohe Verluste, unter dem Strich lagen sie bei 8,7 Mio. Euro. Der Umsatz betrug 23,2 Mio. Euro, was einem Rückgang von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entsprach. Die Sunways-Aktien sind zu 78 Prozent im Streubesitz, der Rest gehört Vorstand und Aufsichtsrat.
LDK Solar mit Sitz in Xinyu City im Südosten Chinas wurde 2005 gegründet und erzielte 2010 Umsätze in Höhe von 2,5 Mrd. US-Dollar. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei den sogenannten Wafern, einem Vorprodukt für Solarzellen und Solarmodule, hat sich aber in den vergangenen Jahren breiter aufgestellt.
LDK hatte bereits Mitte 2011 Interesse an deutschen Solarfirmen bekundet. "Deutsches Image und deutsche Technik kombiniert mit chinesischen Lohnkosten. Daraus können sie einen globalen Markführer schaffen", hatte der LDK-Finanzchef Jack Lai damals in einem Zeitungsinterview gesagt. LDK und Sunways arbeiten schon länger zusammen.
Chinesische Solarunternehmen sind derzeit die größte Konkurrenz für deutsche Hersteller in der Branche. Der Preisdruck in Verbindung mit Überkapazitäten hat bereits zu Insolvenzen in Deutschland geführt, weitere Unternehmen bangen angesichts hoher Verluste ums Überleben. Die Chinesen profitieren unter anderem von staatlicher Förderung.
Spreu trennt sich vom Weizen
"Obwohl die Aussichten für die deutsche Solarbranche nach den Insolvenzen von Solon und Solar Millennium trübe sind, nährt dieser Deal einige Hoffnungen", sagte Analyst Sebastian Zank von Silvia Quandt Research.
Chinesische Hersteller interessierten sich vor allem für einen Zugang zum deutschen Markt, ergänzte er. Außerdem seien wegen der hohen Transportkosten nach Europa Fertigungsanlagen vor Ort vorteilhaft. Der Analyst rechnet jedoch nicht mit einer groß angelegten Shopping-Tour chinesischer Firmen, sondern eher mit kleineren gezielten Zukäufen.
Grundsätzlich seien die Zukunftsaussichten für deutsche Solarfirmen sehr unterschiedlich, betonte Zank. Gut aus sehe es für Unternehmen mit prall gefüllten Auftragsbüchern wie Solarhybrid oder für Firmen mit guten Produkten und Kundenzugang wie Solarworld oder Centrosolar.
Derweil ist der Überlebenskampf in der Solarindustrie ist in vollem Gang: Verluste als Folge gigantischer Überkapazitäten sind an der Tagesordnung. Einer Studie der Bank Sarasin zufolge wird es in den nächsten Monaten zu einer Marktbereinigung kommen, die nur gut aufgestellte Firmen überleben werden. Erst wenn Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht sind und der Preisverfall gestoppt ist, würden sich die Wachstumsaussichten wieder verbessern.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa