Mehr Umsatz, weniger Gewinn Cisco spürt die Kosten
10.02.2011, 07:20 UhrIm IT-Geschäft gelten die Zahlen des weltgrößten Netzwerkausrüsters Cisco als zentrales Branchenbarometer. Im abgelaufenen Quartal leidet das Unternehmen unter steigenden Kosten. Unterm Strich bleibt von einem kräftigen Umsatzplus deutlich weniger hängen als vor Jahresfrist. In New York rutscht die Cisco-Aktie im nachbörslichen Handel steil ab.
Die Sparzwänge der öffentlichen Hand in Europa und Nordamerika nimmt dem weltgrößten Netzwerkausrüster Cisco jeden Schwung. Der US-Konzern sieht noch auf Monate hinaus kein Licht am Horizont und wagt deshalb für das laufende Quartal nur eine vorsichtige Geschäftsprognose. Damit enttäuschte der Konkurrent von Hewlett-Packard die Investoren das dritte Mal in Folge und schickte seine Aktien auf Talfahrt: Im nachbörslichen Handel in New York sackten die Papiere um gut 10 Prozent ab. Auch die Aktienkurse von Rivalen wie Juniper Networks oder Riverbed Technology wurden mitgerissen.
"Zu unserem Bedauern müssen wir davon ausgehen, dass unsere Sorgen über die Industriestaaten noch mehrere Quartale anhalten", erklärte Cisco-Chef John Chambers bei der Vorlage der Quartalsbilanz nach US-Börsenschluss. Das Geschäft mit der öffentlichen Hand in den USA, Europa und Japan habe auch im abgelaufenen zweiten Quartal einen Rückschlag erlitten. "Die Herausforderungen auf regionaler, kommunaler und schließlich auch Bundesebene werden sich nach unserer Einschätzung in den kommenden Monaten weiter vergrößern." Chambers kündigte eine Arbeitsgruppe an, die für eine Verbesserung der Rendite sorgen und den Verlust an Marktanteilen begrenzen soll.
Cisco hatte der Technologiebranche bereits im November einen Dämpfer versetzt und im August mit der Warnung vor einer "ungewöhnlichen Unsicherheit" geradezu schockiert. Der Konzern gilt wegen seiner breiten Aufstellung als Indikator für den Markt und Chambers ist einer der dienstältesten Firmenchefs im Silicon Valley, dessen Wort Gewicht hat.
Chambers: "Periode des Übergangs"
Das abgelaufene zweite Geschäftsquartal fiel dagegen sogar etwas besser aus als von den Beobachtern am Markt erwartet. Der Umsatz stieg um 6 Prozent auf 10,4 Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 10,2 Mrd. Dollar gerechnet. Der Netto-Gewinn sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 1,5 Mrd. Dollar (1,1 Mrd Euro). Der Rückgang fiel damit etwas weniger stark aus als befürchtet. Ohne Sonderposten waren das 37 Cent je Aktie, am Markt war mit 35 Cent gerechnet worden.
Mit 62,4 Prozent lag die Brutto-Rendite allerdings um knapp zwei Prozentpunkte unter der des Vorjahres. Das bestätigte die Experten in ihrem Eindruck, Cisco müsse billiger anbieten, um seinen Marktanteil zu schützen. Grund für den Gewinneinbruch waren nach Unternehmensangaben höhere Ausgaben für die Entwicklung, bei der Produktion und im Vertrieb.
Cisco-Chef Chambers sprach von einer "Periode des Übergangs" hin zu einer neuen Technik. Cisco stellt Geräte für den Datenverkehr her, sogenannte Router und Switches. Cisco-Technik steckt in den meisten Firmen-Netzwerken und in den Computer-Anlagen von Behörden. Grob umrissen, organisiert Cisco-Technik den Datenverkehr in und zwischen lokalen Computernetzwerken bis hin zum weltumspannenden Internet.
Quelle: ntv.de, dpa/rts