Wirtschaft

Jetzt mauert Schaeffler Conti-Kapitalerhöhung in Gefahr

Der Machtkampf bei Continental tobt mit voller Härte. Im Zentrum Vorstand Neumann.

Der Machtkampf bei Continental tobt mit voller Härte. Im Zentrum Vorstand Neumann.

(Foto: dpa)

Die Posse um die Macht bei Conti geht in die nächste Runde: Die Familie Schaeffler will die geplante Kapitalerhöhung für den Dax-Konzern verhindern. Angeblich sei sie nicht notwendig und solle später durchgeführt werden. Parallel dazu wird weiter um den derzeitigen Conti-Vorstand Neumann gekämpft, den Schaeffler gerne ablösen würde.

Die geplante Milliarden-Kapitalerhöhung bei Continental könnte noch am Widerstand des Großaktionärs Schaeffler scheitern. "Es ist noch nicht durch, ob es die Kapitalerhöhung geben wird, wann oder in welcher Form", sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Auch dem fränkischen Familienkonzern sei zwar klar, dass die mit zehn Milliarden Euro verschuldete Conti frisches Kapital benötige. Allerdings müsse der hannoversche Konzern eine 3,5-Milliarden-Euro-schwere Kredittranche erst im August nächsten Jahres zurückzahlen. "Das Marktumfeld muss stimmen." Statt der Ausgabe neuer Aktien für bis zu 1,5 Milliarden Euro sei auch eine Sachkapitalerhöhung möglich, bei der Teile von Schaeffler in Conti eingebracht würden. Beide Firmen lehnten Stellungnahmen ab.

Schaeffler kämpft selbst mit einem gut elf Milliarden Euro schweren Schuldenberg, nachdem sich der Zulieferer mit dem Versuch der Conti-Übernahme verhoben hat. Das Unternehmen wäre daher kaum in der Lage, neue Conti-Aktien zu kaufen. Der Schaeffler-Anteil an Conti würde sich im Zuge der geplanten Maßnahme wohl auf 66 Prozent verwässern, wodurch die Franken Conti nicht mehr beherrschen könnten - eine Gewinnabführung wäre dahin. Branchenkenner halten es für möglich, dass Schaeffler nach der Einsetzung eines neuen Conti-Vorstandschefs den Plan für die Conti-Barkapitalerhöhung komplett begräbt.

Gerangel um Neumann

Schaeffler setze voll auf eine Erholung der Absatzmärkte und die Tilgung der Kredite mit dann erwirtschafteten Gewinnen, hieß es in Finanzkreisen. Gegen diese Marschrichtung können die Banken wenig ausrichten, da sie sich vor massiven Abschreibungen auf ihre Kredite fürchteten. Diese drohen, wenn sie aufbegehren und ihre Darlehen fällig stellen. "Unternehmen und Banken sitzen im gleichen sinkenden Boot", sagte ein Banker. Schaeffler will Kreisen zufolge am 12. August Conti-Chef Karl-Thomas Neumann durch den eigenen Manager Elmar Degenhart ersetzen. Vergangene Woche hatte Neumann bei einer tumultartigen Sitzung des Conti-Aufsichtsrats durchgesetzt, dass die Kapitalerhöhung vorbereitet wird.

Gegen die Entmachtung von Neumann gibt es allerdings erheblichen Widerstand. Kreisen zufolge erwägen Kapitalvertreter im Conti-Aufsichtsrat einen Rücktritt, was Neumanns Absetzung bis zur Bestellung neuer Mitglieder durch ein Gericht oder eine außerordentliche Hauptversammlung verhindern könnte. Chefkontrolleur Rolf Koerfer steht zudem heftig in der Kritik, da er es nicht geschafft hatte, die Wogen zu glätten. "Herr Koerfer genießt als Aufsichtsratsvorsitzender das uneingeschränkte Vertrauen der Schaeffler-Gruppe", sagte ein Firmensprecher mit Blick auf Spekulationen um seine Absetzung.

Holding für Conti und Schaeffler?

Kreisen zufolge haben sich die Franken mittlerweile durchgerungen, dem Unternehmensverbund Conti/Schaeffler eine Holding überzustülpen. Unter der Dachgesellschaft sollen dann Conti und Schaeffler als unabhängige Firmen angehängt werden. Eine schnelle Verschmelzung scheint angesichts von Steuer- und Bewertungsfragen nicht möglich.

Im Zuge der Einsparbemühungen kommt auf Conti nach Angaben der IG Metall eine weitere Werksschließung zu. Eines der fünf Elektronikwerke in Deutschland solle dicht gemacht werden, wenn die Arbeitnehmer nicht zu substanziellen Zugeständnissen bereit seien, sagte Bayerns IG-Metall-Chef Werner Neugebauer. Eine Conti-Sprecherin sagte dazu allerdings: "Es geht nicht darum, Elektronik-Werke zu schließen."

Quelle: ntv.de, mme/dpa

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