Wirtschaft

"Keine akute Notlage" Conti verringert Minus

Der Autozulieferer hat seine Verschuldung erstmals seit dem Kauf der Siemens-Autoelektroniksparte VDO auf unter zehn Mrd. Euro gedrückt und sich gegenüber Großaktionär Schaeffler damit eine starke Verhandlungsposition verschafft.

Der Aufsichtsrat berät über eine Kapitalerhöhung.

Der Aufsichtsrat berät über eine Kapitalerhöhung.

(Foto: dpa)

Bevor am Nachmittag der Aufsichtsrat über die Zukunft beider Unternehmen beraten sollte, machte Conti-Chef Karl-Thomas Neumann deutlich, dass sich das Unternehmen nicht in einer akuten Notlage befinde:

"Wir gehen davon aus, unsere Kreditvereinbarungen auch im weiteren Jahresverlauf einhalten zu können." Zudem verfüge das Unternehmen über eine Liquidität aus Barmitteln und Kreditlinien von vier Mrd. Euro. Nach der Rückzahlung eines Kredits über 800 Mio. Euro im August werde das erreichte Niveau der Nettoverschuldung bis zum Jahresende gehalten.

Frisches Geld wäre willkommen

Erneut machte Neumann deutlich, dass sich Conti intensive Gedanken über seine künftige Finanzierung macht und dabei auch von Schaeffler abgelehnte Maßnahmen erwägt. Zur Ablösung oder Rückzahlung eines im August 2010 fälligen 3,5-Milliarden-Euro-Kredits würden verschiedene Optionen geprüft. "Dabei ist unser Ziel, auch die Kapitalstruktur deutlich zu verbessern", betonte Neumann. Eine mögliche Kapitalerhöhung um 1,0 bis 1,5 Mrd. Euro ist Thema der Aufsichtsratssitzung. Dieser Schritt wird allerdings vom Schaeffler-Konzern und dessen Banken abgelehnt, weil er den Conti-Anteil des Familienunternehmens verwässern und damit auch den Wert der als Sicherheit für Kredite gegebenen Conti-Aktien schmälern würde.

Hoffen auf das Jahresende

Mit Blick auf die künftige Geschäftsentwicklung gab sich Conti zuversichtlich. "Die deutliche Reduzierung der Lagerbestände in Europa und Nordamerika und die niedrigeren Basiswerte aus dem zweiten Halbjahr 2008 lassen insbesondere für das vierte Quartal 2009 auf eine Belebung der Geschäftstätigkeit im Vorjahresvergleich hoffen", erklärte Neumann.

Für das zweite Halbjahr erwarte der Konzern eine Belebung der Umsätze und ein besseres operatives Ergebnis als im ersten Halbjahr 2009. Allerdings belasteten Kosten für Werkschließungen und Produktionskürzungen das Ergebnis. "Im Vorjahresvergleich kann es unter anderem deswegen weiterhin zu erheblichen Abweichungen kommen", so Neumann.

Trotz eines rigiden Sparkurses schrieb Conti in den ersten sechs Monaten vor Zinsen und Steuern einen Verlust von 126 (Vorjahreszeitraum: plus 912) Mio. Euro. Unter dem Strich summierte sich der Fehlbetrag auf 457 (plus 361) Mio. Euro. Dabei sorgte das Reifengeschäft für operative Erträge von 338 Mio. Euro, während das Autoteilegeschäft ein Minus von 441 Mio. Euro verbuchte. Der Umsatz brach wegen des Produktionsstopps während der Insolvenz des US-Autobauers Chrysler auf 9,1 (13,3) Mrd. Euro ein. Die Beschäftigtenzahl reduzierte Conti binnen Jahresfrist um 18.600 auf knapp 131.000.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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