Wirtschaft

Pop-Parfümerie will alte Dame Coty bietet für Avon

Wenn die Avon-Beraterin klingelt, wird die Welt schöner.

Wenn die Avon-Beraterin klingelt, wird die Welt schöner.

(Foto: AP)

Der traditionsreiche Kosmetikkonzern Avon wird hartnäckig vom Konkurrenten Coty umworben. Doch Avon lehnt das Kaufangebot in Höhe von zehn Mrd. Dollar ab und will auch nicht mit Coty sprechen. An der Börse wird jedoch bezweifelt, dass Avon es sich leisten kann, sich so zu zieren.

Der kriselnde US-Kosmetikkonzern Avon wird vom deutlich kleineren Rivalen Coty umworben. Der aufstrebende Parfümhersteller bietet zehn Mrd. Dollar für das mehr als 125 Jahre Traditionsunternehmen, das für sein engmaschiges Vertriebsnetz aus weltweit rund sechs Millionen Avon-Beraterinnen bekannt ist. Avon wies die Offerte als deutlich zu niedrig zurück, obwohl diese zwei Mrd. Dollar über dem jüngsten Börsenwert liegt. Doch Coty ist hartnäckig. Das Unternehmen zeigte sich bereit, den Preis gegebenenfalls aufzustocken.

Der Bieter machte sein Interesse an dem Direktverkäufer von Cremes und Lippenstiften öffentlich, weil Avon sich Gesprächen verweigere. Coty will sich durch den Zukauf weniger abhängig vom Parfümgeschäft machen und eine weltweite Kundenbasis ansprechen. Dem dümpelnden Avon-Aktienkurs half die Offerte auf die Sprünge. Der Kurs schoss rund 14 Prozent in die Höhe. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Avon rund 50 Prozent seines Börsenwertes verloren.  

Coty vertreibt unter anderem Parfüms von Prominenten wie den Sängerinnen Beyonce und Lady Gaga sowie die Duftmarken- und Kosmetikmarken von Davidoff, Calvin Klein, Adidas und Jil Sander. Zugleich gehört die Marke Rimmel zu dem Konzern. Im Geschäftsjahr 2010/11 erwirtschaftete Coty nach eigenen Angaben rund 4,1 Mrd. Dollar Umsatz - ein Großteil kam aus dem Parfüm-Geschäft. Seit einiger Zeit versucht Coty, sich außerhalb der USA breiter aufzustellen. Vor zwei Jahren kaufte das Unternehmen den Konkurrenten Philosophy für eine Milliarde Dollar vom Finanzinvestor Carlyle und beteiligte sich mehrheitlich an dem chinesischen Unternehmen TJoy.    

Störrischer Traditionskonzern

Avon sei bisher nicht zu Verhandlungen bereit, teilte Coty mit. "Wir verstehen nicht, wie der Unwillen des Direktoriums, unser Angebot zu diskutieren, im besten Interesse der Avon-Aktionäre sein kann", hieß es in einem Brief an die scheidende Avon-Chefin Andrea Jung. Trotzdem gebe es keine Pläne, ein feindliches Übernahmeangebot zu unterbreiten. Wenn die Prüfung der Bücher dies rechtfertige, werde man auch mehr für Avon zahlen, kündigte Coty an. Der Konzern bietet zunächst 23,25 Dollar je Avon-Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag.          

Avon setzte abgelaufenen Geschäftsjahr 11,3 Mrd. Dollar um. Der renommierte Kosmetikhersteller mit einer starken Präsenz in Schwellenländern wie Brasilien und Russland kämpft mit schleppenden Geschäften und leidet unter der Kaufzurückhaltung der US-Verbraucher sowie einem schärferen Wettbewerb. Im laufenden Jahr will der Konzern deswegen deutlich Stellen abbauen. Zugleich belasten Avon in den USA weiterhin Ermittlungen im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen. Diese setzen auch die langjährige Chefin Jung unter Druck. Sie hat angekündigt, im laufenden Jahr ihr Amt zur Verfügung zu stellen. Es ist unklar, wer nach ihr den Konzern aus der Krise führen soll.         

Analysten halten die Coty-Offerte für angemessen und für eine gute Gelegenheit für Avon. Ali Dibadj von Sanford Bernstein sagte, das Avon-Direktorium sollte die Übernahme ernsthaft prüfen. Schließlich gebe es wenige andere potenzielle Käufer.           

Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa

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