Wirtschaft

Dick, aber nicht fett genug Daimler rauscht ab

Die tiefroten Zeiten bei Daimler sind vorbei. Der Autobauer fährt wieder satte Gewinne ein. Aber sie könnten noch höher ausfallen, wenn man den Analysten und Anlegern Glauben schenkt. Konzernchef Zetsche will mit einer knallharten Fokussierung aufs Kerngeschäft punkten.

Daimler will sich verstärkt aufs Kerngeschäft, den Automobilbau, konzentrieren.

Daimler will sich verstärkt aufs Kerngeschäft, den Automobilbau, konzentrieren.

(Foto: REUTERS)

Back to the roots und nie wieder "Welt AG": Trotz neuer Milliardengewinne verfällt der Automobilhersteller Daimler nicht der Verlockung, sein Portfolio mit Zukäufen auszubauen und erneut einen großen Industriekonzern zu schmieden. Konzernlenker Dieter Zetsche drängt vielmehr mit Nachdruck darauf, dass sich der Autobauer immer mehr auf sein Kerngeschäft konzentriert. Die Bilanz für 2010 scheint ihm Recht zu geben, auch wenn die Zahlen die Aktienmärkte nicht vollends überzeugen können und der Kurs des Dax-Papiers rund 2,5 Prozent abrutscht.

Dennoch: Stand der Name von Zetsche-Vorgänger Jürgen Schrempp noch für Pläne zu einer Welt AG und die gescheiterte "Ehe im Himmel" mit Chrysler, so soll sich das Unternehmen jetzt wieder auf seine alte Stärke besinnen: Fahrzeuge bauen. Die Messlatte legt der Konzernlenker dabei hoch. "Die Erfolgsgeschichte des Automobils geht weiter; die besten Kapitel kommen erst noch", sagte Zetsche. "Und der Erfinder des Automobils hat exzellente Voraussetzungen, um auch diese Ära von der Spitze weg zu gestalten."

Eigene Stärken bündeln

Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche: "Die Erfolgsgeschichte des Automobils geht weiter."

Daimler-Konzernchef Dieter Zetsche: "Die Erfolgsgeschichte des Automobils geht weiter."

(Foto: REUTERS)

Mindestens drei Jahre hat der Manager noch Zeit, seine Strategien zu verwirklichen. Der neue Vertrag des 57-Jährigen läuft bis Ende 2013. In der extrem wettbewerbsintensiven Autobranche mit hohem Kostendruck setzt Zetsche dabei auch auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen - in unterschiedlichen Formen, Sparten und Regionen. Während sein Vorgänger Schrempp als Visionär und "Rambo" galt, ist Zetsche dabei eher bedächtig in Etappen unterwegs.

Sein Credo: "Um die zunehmend komplexen Herausforderungen effizient zu managen, bündeln wir unsere eigenen Stärken mit denen gezielt ausgewählter Partner." Die drei Vorteile für Daimler: Schneller Zugang zu neuen Märkten, Ergänzung des eigenen Know-how und Kosteneinsparungen vor allem in Einkauf und Produktion. Die Kooperationen reichen nach Zetsches Worten von der eher "weniger spektakulären" Zusammenarbeit mit dem bayerischen Konkurrenten BMW bis hin zur strategischen Partnerschaft mit Renault-Nissan.

Mit den Franzosen und Japanern wollen die Schwaben nicht nur Teile austauschen, sondern wichtige Zukunftsfragen gemeinsam in Angriff nehmen. So soll die Liaison den schwächelnden Smart nach vorne bringen. Die Nachfolgegenerationen des City-Flitzers und des Renault Twingo sollen auf einer gemeinsamen Plattform aufbauen. Auch über eine Lieferung von Lithium-Batterien für Elektroautos an Renault-Nissan wird in Stuttgart nachgedacht.

Batterien "richtig aufladen"  

Hier ist Daimler mit Partner Evonik aktiv. Im Gemeinschaftsunternehmen Li-Tec werden Lithium-Ionen-Batterien für Autos hergestellt, die vom Jahr 2012 an serienmäßig in einen Elektro-Smart verbaut werden sollen. "Ein Schlüssel zum elektrischen Fahren bleibt in jedem Fall die Batterietechnologie", sagte Zetsche. In diesem Feld arbeitet Daimler auch mit dem chinesischen Batterie- und Autohersteller BYD zusammen.

Doch in den nächsten Jahren wird erst einmal der Verbrennungsmotor weiter die entscheidende Rolle spielen. Hier gilt es, den Spritverbrauch und die Emissionen deutlich zu senken. Dafür fertigt Daimler mit dem japanischen Kohlefaserspezialisten Toray künftig zum Beispiel Leichtbauteile für seine Autos, die deutlich weniger wiegen als Komponenten aus Stahl und Aluminium.

Fast 5 Mrd. Euro Nettogewinn  

Dynamik pur in Stuttgart.

Dynamik pur in Stuttgart.

(Foto: dpa)

Stehen neue Finanz-Engagements an, dann nur im Kerngeschäft: Eine Erhöhung der Beteiligung am Dieselmotorenhersteller Tognum wurde bereits diskutiert. Geld genug hätten die Schwaben. Nach tiefroten Zahlen 2009 wurde im abgelaufenen Jahr vor allem wegen der mächtig angezogenen Pkw-Nachfrage in Asien und in den USA ein operatives Ergebnis (Ebit) von 7,3 Mrd. und ein Nettogewinn von 4,7 Mrd. Euro erzielt. 2011 soll es noch besser werden.

Im Gegenzug will sich der Autobauer von Ballast befreien: Ein Ausstieg bei EADS würde Daimler deutlich entlasten: Das Aktienpaket an dem europäischen Großkonzern brachte 2010 ein Minus von 261 Mio. Euro, wie Daimler mitteilte. Hauptgrund sind Rückstellungen in der EADS-Bilanz wegen der Verzögerungen beim Militärtransporter A400M. Im Jahr 2009 hatte Daimler die Beteiligung noch ein Plus von 88 Mio. Euro beschert.

EADS steht zur Disposition

Daimler hält 22,5 Prozent der Stimmrechte und 15 Prozent der Anteile an dem Konzern. Zuletzt wurde spekuliert, der Autobauer wolle seine EADS-Beteiligung abgeben. Vertraglich sind die Schwaben allerdings bis 2012 gebunden.

Gelingt der Verkauf aber, könnte sich der Dax-Konzern voll und ganz auf sein Fahrzeuggeschäft konzentrieren. Finanzchef Bodo Uebber sagt es auf Schwäbisch: "Der Daimler ist ein Automobilunternehmen."

Quelle: ntv.de, bad/dpa

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