Schulterschluss im Kältemittel-Streit Daimler schmiedet CO2-Allianz
06.03.2013, 21:40 Uhr
"Es freut uns sehr, dass wir uns darauf verständigen konnten."
(Foto: REUTERS)
Der Autobauer Daimler wechselt im Streit mit der EU-Kommission um Kältemittel in Klimaanlagen die Strategie. Die Stuttgarter wollen den Umstieg auf das vergleichsweise harmlose CO2 vorantreiben - zusammen mit der Konkurrenz.
Der Autobauer Daimler will im Streit um ein neues Kältemittel in Auto-Klimaanlagen auf Kohlendioxid (CO2) umsteigen. Das sei angesichts der Probleme mit dem neuen Kältemittel "HFO 1234yf" (C3H2F4) die vielversprechendste Lösung, sagte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. "Aus diesem Grund haben wir unseren Ingenieuren einen klaren Entwicklungsauftrag für die CO2-Klimaanlage erteilt."
Im sogenannten Kältemittelstreit hatte Daimler den Zorn der EU-Kommission auf sich gezogen. Um möglichen Vorgaben aus Brüssel zu entgehen, baut der Autobauer nun auf einen Schulterschluss mit deutschen Wettbewerbern. "Es freut uns sehr, dass wir uns darauf verständigen konnten, diese nachhaltige und sichere Lösung gemeinsam mit Audi, BMW, Porsche und Volkswagen mit Einbindung des VDA voranzutreiben", erklärte Weber.
"Nicht von heute auf morgen"
Kohlendioxid gilt unter Experten als klimafreundlichste Option und wird unter anderem auch vom Umweltbundesamt (UBA) empfohlen. Allerdings müssten heutige Klimaanlagen für den CO2-Einsatz umgerüstet werden, um die notwendigen höheren Druckverhältnisse zu erzeugen. Diese Herausforderung halten die Daimler-Ingenieure für beherrschbar. Auch VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte CO2 bereits als Kältemittel der Zukunft bezeichnet.
Bis CO2-Klimaanlagen jedoch serienreif sind, wird es jedoch noch länger dauern. "Das wird nicht von heute auf morgen passieren", sagte ein Daimler-Sprecher. Bei Tests im vergangenen Jahr hatte Daimler festgestellt, dass sich das klimafreundlichere Kältemittel HFO 1234yf im Fall eines Lecks in Autoklimaanlagen im Motorraum entzünden und ätzende Flusssäure-Schwaden freisetzen kann.
Säuredampf aus dem Motorraum
Die mögliche Gefährdung durch das Kfz-Kältemittel war im Februar auch Gegenstand einer Kleinen Anfrage (17/12322) der Fraktion der Linken. Die Abgeordneten beriefen sich auf "neue Erkenntnisse, dass sich das Mittel leicht entzünden kann und dabei gesundheitsschädigende oder auch tödliche Gase auftreten können".
Auch in Werkstätten könnten daher neue Brandschutzmaßnahmen erforderlich werden, hieß es. Mit ihrer Anfrage wollten die Parlamentarier von der Bundesregierung erfahren, "welche Umweltbelastungen bei bestimmten chemischen Prozessen des Kältemittels zu erwarten sind und inwieweit Gewässer und Böden durch das Produkt gefährdet sind." Damit stand auch das Verbot des Kältemittels durch den deutschen Gesetzgeber im Raum.
Wie wird Brüssel reagieren?
Daimler beurteilte das Mittel unterdessen selbst für zu gefährlich, rief hunderte Autos zurück und befüllt seitdem die Fahrzeuge wieder mit dem Mittel R134a (Tetrafluorethan). Damit ging Daimler auf Konfrontationskurs zur EU-Kommission: Denn das als Klimakiller verschrieene Gas soll nach dem Willen der EU eigentlich bis spätestens 2017 aus dem Neuwagenbau endgültig verbannt werden.
Mitte der Woche hatte der Branchenverband VDA auf dem Genfer Autosalon nun über das weitere Vorgehen. Kohlendioxid sei gleichzeitig klimafreundlich und sicher, hob Weber hervor. Im Gegensatz zu HFO 1234yf ist es weder brennbar, noch in den verwendeten Mengen gesundheitsgefährdend.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts