Wirtschaft

Zwölf Prozent an BAIC Daimler steigt in Peking ein

Händeschütteln in Stuttgart: BAIC-Chef Heyi Xu freut sich mit Dieter Zetsche über den frisch unterschriebenen Vertrag.

Händeschütteln in Stuttgart: BAIC-Chef Heyi Xu freut sich mit Dieter Zetsche über den frisch unterschriebenen Vertrag.

(Foto: dpa)

Mit einer millionenschweren Entscheidung bringt der Autobauer Daimler Schwung in das China-Geschäft. Der Dax-Konzern investiert in seinen Partner BAIC - und betritt damit Neuland: Zum ersten Mal beteiligt sich ein ausländischer Autobauer an einem chinesischen Hersteller.

Automesse in Peking: Der Stern lockt Interessenten an.

Automesse in Peking: Der Stern lockt Interessenten an.

(Foto: dpa)

Für 640 Mio. Euro will der deutsche Automobilkonzern Daimler einen Anteil von zwölf Prozent an der Pkw-Sparte seines China-Partners BAIC übernehmen. Nach Angaben von Daimler wäre es das erste Mal, dass sich ein ausländisches Automobilunternehmen direkt an einem Hersteller aus der chinesischen Auto-Industrie beteiligen darf.

Daimler und BAIC sind bereits über ein Gemeinschaftsunternehmen miteinander verbunden und bauen seit 2006 zusammen Autos. Mit dem Einstieg der Deutschen bei ihrem chinesischen Partner erreicht die Zusammenarbeit eine neue Ebene. Die Genehmigung chinesischer Behörden steht allerdings noch aus. Der Abschluss der Transaktion wird für Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres erwartet. In Stuttgart unterzeichneten die Chefs der beiden Konzerne ein entsprechendes Abkommen.

Über den bevorstehenden Einstieg war bereits vorab in Presseberichten spekuliert worden. Kurz vor dem Wochenende bestätigte der deutsche Konzern die Gerüchte: Daimler und BAIC zündeten damit "die nächste Stufe in unserer Zusammenarbeit", um langfristig die Wachstumschancen in China zu nutzen, sagte Vorstandschef Dieter Zetsche. Im größten Pkw-Markt der Welt muss der Stuttgarter Oberklasse-Hersteller rasch zur Konkurrenz aufschließen, wenn er sich bis spätestens 2020 wieder an die Spitze des Premiumsegments setzen will.

Daimler
Mercedes-Benz 53,91

Wie Daimler weiter mitteilte, läuft die Beteiligung an BAIC über die Ausgabe neuer Aktien. Diese gehen komplett an die Stuttgarter. Den Schritt an die Börse soll die Pkw-Sparte der Chinesen noch in diesem oder im nächsten Jahr wagen. Daimler setzt dabei auf einen Kursanstieg. Der Vertrag zwischen den Unternehmen sieht vor, dass Daimler zwei Sitze im Verwaltungsgremium von BAIC Motor bekommt.

Knowhow für Beiqi

Am Joint Venture hält BAIC künftig 51 Prozent - bislang waren es 50 Prozent. Der Daimler-Konzern wiederum erhöht seinen Anteil an der gemeinsamen Vertriebsgesellschaft um einen Prozentpunkt auf 51 Prozent. Zetsche sprach von einem deutlichen Ausbau der guten Beziehung zu BAIC und einem langfristigen Bekenntnis der Partner.

Der Chef des chinesischen Autobauers, Xu Heyi, sagte, Daimlers Investition werde die Entwicklung von BAIC Motor und seiner Marke Beiqi deutlich voranbringen. "Gleichzeitig erhält die Geschäftsentwicklung von Mercedes-Benz in China weiteren Schwung."

"Ein guter Schachzug"

In der Volksrepublik wurden zuletzt so viele Autos verkauft wie in keinem anderen Land. Zudem sind die Renditen deutlich höher als in anderen Märkten. Der Erfolg auf dem größten Pkw-Markt der Welt ist für die Hersteller maßgeblich, um sich im lukrativen Premiumsegment weltweit an die Spitze setzen zu können. Platzhirsch ist seit 2005 unangefochten BMW. Daimler will mit seiner Nobelmarke Mercedes bis 2020 die verlorene Führungsposition wieder zurückerobern.

In China, wo bei der zahlungskräftigen chinesischen Kundschaft vor allem teure deutsche Limousinen und Geländewagen gefragt sind, verkauft Audi weitaus mehr Oberklasse-Fahrzeuge als Daimler. Mercedes schaffte dort zuletzt nur ein winziges Plus, weil sich die Schwaben mit Produktionspausen, Lieferproblemen und doppelten Vertriebsstrukturen selbst Steine in den Weg legten.

Lange E-Klasse für China

Nach Ansicht von Auto-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sucht Daimler "jetzt Wege, in China erfolgreich zu sein". Der Einstieg bei BAIC sei "ein guter Schachzug". Der Stuttgarter Konzern beteilige sich so am Marktwachstum in China und bekomme indirekt auch mehr Einfluss auf das eigene Geschäft. Es sei "nicht dumm", sich an einem Partner zu beteiligen, mit dem man zusammen eine Produktion betreibt.

Daimler und BAIC produzieren in ihrem Gemeinschaftsunternehmen BBAC seit 2006 Autos in Peking. Das erste dort gefertigte Modell war der Vorgänger der E-Klasse. 2008 lief als zweite Baureihe die C-Klasse an, seit 2010 wird eine - bei chinesischen Kunden beliebte - Langversion der E-Klasse gebaut. Experte Pieper verwies auf die guten Wachstumsperspektiven in China. Ein Investment bei einem Autobauer vor Ort sei deshalb sinnvoll.

Zeigt der Staatsfonds Interesse?

Unterdessen wurde erneut über einen möglichen Einstieg des chinesischen Staatsfonds CIC bei Daimler spekuliert. Die "Wirtschaftswoche" berichtet mit Verweis auf Konzernkreise vorab, CIC halte knapp drei Prozent an dem Autobauer, weitere Erhöhungen des Anteils seien nicht ausgeschlossen.

Bei Daimler selbst hielt man sich bedeckt. Ein Sprecher sagte dazu lediglich: "Es gibt in dieser Sache überhaupt nichts Neues, und wir kommentieren grundsätzlich keine Spekulationen über Aktionäre." CIC hält nach früheren Insiderangaben ungefähr ein Prozent an Daimler.

Zetsche hatte Mitte Januar gesagt, der Konzern führe derzeit keine Gespräche mit dem Staatsfonds. Ihm sei auch nichts darüber bekannt, ob CIC einen Anteil erwerben wolle. In Medienberichten war zuvor über eine Beteiligung zwischen vier und zehn Prozent spekuliert worden.

Quelle: ntv.de, rts

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