Aufräumarbeiten laufen Datensalat bei der Telekom
14.10.2009, 08:14 UhrDie Deutsche Telekom sieht sich mit einem erneuten Medienbericht über die Datenpanne im Konzern konfrontiert. Wie ein Sprecher erklärte, handelt es sich um eine Konkretisierung bereits bekannter Fälle. Es gebe "keinen neuen Fall" von Datenklau.
 Laut dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sind die Datensätze von hunderttausenden Kunden über dubiose Kanäle ins Ausland gelangt. Bereits vor einer Woche hatte der Dax-Konzern berichtet, bei vier Vertriebspartnern seien Datenschutzverpflichtungen und vereinbarte Vertriebsmethoden nicht eingehalten worden. Der Bonner Konzern forderte in diesem Zusammenhang die Rückzahlung von Provisionen und erhob Vertragsstrafen - insgesamt von rund 1,5 Mio. Euro.
Aus Anlass der neuen Berichterstattung verwies die Telekom in einer offiziellen Mitteilung nochmals auf ihre Aussagen von vor einer Woche. Es seien 2008 Systeme mit Schwachstellen abgeschaltet und für die verbliebenen Systeme die Sicherheitsvorkehrungen erhöht worden. Der Konzern setze sein Versprechen aus dem vergangenen Jahr um, sich aktiv für den Schutz von Kundendaten einzusetzen.
Illegale Provisionen
Das Prozedere lief dem Magazinbericht zufolge folgendermaßen: Die Daten, die häufig auch Bankverbindungen enthielten, wurden dafür benutzt, den Kunden angeblich im Auftrag der Telekom neue Verträge zu verkaufen. Im Anschluss seien die so erzielten Aufträge über Subunternehmer offiziell bei der Telekom eingereicht worden. So seien von dem Bonner Konzern Provisionen kassiert worden. In Einzelfällen betrug der Schaden dem Bericht zufolge pro Tag mehr als 100.000 Euro. Besonders oft seien die Daten in die Türkei gegangen.
Die türkischen Callcenter seien offensichtlich Teil eines organisierten Systems, das seinen Ursprung in Deutschland hat, heißt es weiter. Vertriebspartner und Betreiber großer Callcenter sollen den Angaben zufolge riesige Datenmengen aus den Beständen der Deutschen Telekom entwendet und manipuliert haben. Dabei hätten sie Passwörter genutzt, die unbemerkt aus dem Konzern herausgeschleust worden seien.
Der Datenschutz-Vorstand der Telekom, Manfred Balz, verwies auf die bereits eingeleiteten Gegenmaßnahmen, die den "Druck in der Branche massiv erhöht" hätten.
Schwachstellen abgeschaltet
Die Telekom verwies auf eine Erklärung vom 5. Oktober, nach der sie gegen "unseriöse Methoden durchgreift". Die jetzigen "Aufräumarbeiten" seien eine direkte Konsequenz aus neuen Sicherheitsstandards, die im vergangenen Jahr bekanntgegeben worden seien, erklärte Datenschutz-Vorstand Balz. Die Telekom sei mit Hilfe von Daten aus dem Jahr 2008 um Provisionen in Millionenhöhe betrogen worden. Kontrollen hätten gezeigt, dass Subpartner ohne Genehmigung Callcenter damit beauftragt hätten, Kunden anzuwerben. Dabei seien falsche Anwerbe-Vorgänge vorgetäuscht worden, für die höhere Provisionen anfielen als für die telefonische Werbung.
Durch die Telefonaktionen seien "eventuell auch Kunden belästigt" worden, die keine Anrufe wünschten, erklärte die Telekom. Die bei der Deutschen Telekom bekannten Vorfälle bezögen sich auf Daten, die vor 2009 zusammengestellt worden seien. "Wir haben jedenfalls 2008 Systeme mit Schwachstellen abgeschaltet und für die verbliebenen Systeme die Sicherheitsvorkehrungen erhöht", erklärte Balz.
Quelle: ntv.de, AFP/DJ