Zurück in die Zukunft Dax-Riesen haken Krise ab
10.08.2010, 06:20 UhrDie Bilanz der Bilanzen lautet: Krise war gestern. Nachdem die deutschen Top-Unternehmen reihenweise glänzende Zahlen vorgelegt haben, macht sich Optimismus breit. Einige trauen der Erholung trotzdem nicht über den Weg.

Die Darsteller aus der SciFi-Trilogie "Zurück in die Zukunft", Christopher Lloyd (lks.) und Michael J. Fox.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach blendenden Geschäften im ersten Halbjahr ist bei vielen Dax-Unternehmen das Selbstbewusstsein enorm gewachsen. Das Krisenjahr 2009 scheint abgehakt. Von den 26 Unternehmen, die bislang ihre Ergebnisse vorgelegt haben, schraubten allein zehn ihre Prognose für das Gesamtjahr nach oben - und weitere dürften folgen. Vor allem die hohe Auslandsnachfrage lässt viele Firmen frohlocken, die Quartalsergebnisse vieler Dax-Konzerne fielen entsprechend gut aus: Allein 19 von ihnen haben die Schätzungen der Marktexperten übertroffen. Doch nicht alle Börsengrößen glauben, dass es so weitergeht.
Maschinenbauer top
Ungebrochen ist die Zuversicht auf aber auf jeden Fall beim Maschinen- und Anlagebau - traditionell eine Parade-Disziplin der deutschen Wirtschaft. Die Kauflaune der Industrieunternehmen und Windparkbetreiber hat auch die Kassen von Siemens gut gefüllt. Im Kerngeschäft Industrie, Energie und Medizintechnik habe der Technologiekonzern im Quartal bis Ende Juni das beste Ergebnis aller Zeiten eingefahren und werde das Vorjahr nun "deutlich" übertreffen - bislang war lediglich von einem Anstieg die Rede. "Die starke Nachfrage hat zu einem Rekordauftragsbestand geführt", hatte Chef Peter Löscher vor zwei Wochen gesagt.
Ein Gutteil der Zuwächse vieler Unternehmen in diesem Jahr ist den schwachen Vergleichszahlen des Vorjahres geschuldet, als Umsätze und Ordern im freien Fall waren. Allerdings ist die deutsche Industrie in der vergangenen Dekade auch fitter für den internationalen Wettbewerb geworden und hat sich vor allem einen großen Vorteile erarbeitet: die Löhne sind kaum gestiegen. In Italien oder Frankreich hingegen kletterten die Saläre um ein Drittel. Mittlerweile ist die deutsche Exportstärke sogar zum Politikum geworden. Ausländische Volksvertreter fordern, dass die deutsche Wirtschaft ihren Arbeitern endlich mehr zahlen und so die schwache Binnennachfrage ankurbeln soll.
Export boomt
Insgesamt steigerten deutsche Unternehmen bis Jahresmitte ihre Ausfuhren nach Angaben des Statistischen Bundesamts um fast ein Fünftel auf knapp 460 Mrd. Euro. Bereits 2011 rückt der alte Umsatzrekord aus dem Jahr 2008 wieder in greifbare Nähe. "Wachstumstreiber bleiben weiterhin die Schwellenländer", sagte der Präsident des Branchenverbandes BGA, Anton Börner. "Allen voran ist hier China zu nennen."

Stilvoll und rostfrei in die Zukunft: Dr. Emmett L. Brown alias Christopher Lloyd baute aus einem De Lorean DMC-12 eine Zeitmaschine.
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Die Autobauer BMW und Daimler verdoppelten im ersten Halbjahr ihren Absatz in dem Staat. Der Stuttgarter Autokonzern ist einer der größten Aufsteiger in der ersten Jahreshälfte. Vorstandschef Dieter Zetsche schraubte wegen der unerwartet starken Erholung in der Fahrzeugbranche bereits zwei Mal die Gewinnprognose nach oben.
Nicht alle trauen der Erholung
Vorsichtiger gab sich der große Konkurrent aus München. Trotz Rekordgewinn im zweiten Quartal hielt BMW an seiner vorsichtigen Prognose fest. Im zweiten Halbjahr gebe es weiter konjunkturelle Risiken, hieß es. BMW befürchtet, dass die Erholung ein Strohfeuer sein könnte. "Wir können uns nicht zurücklehnen", betonte Chef Norbert Reithofer. Nichts an seiner Prognose ändern wollte auch BASF. Der weltgrößte Chemiekonzern hat im zweiten Quartal den Überschuss verdreifacht, bleibt aber auf der Hut. "Die Krise ist noch nicht vollständig verdaut", warnt Vorstandschef Jürgen Hambrecht. Mit diesen Sorgen ist er nicht allein. Die Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal nach Aussagen der Commerzbank zwar um knapp zwei Prozent zugelegt haben. Doch dürfte dieses Tempo kaum zu halten sein. In China stehen die Zeichen auf Abkühlung, und die weltgrößte Volkswirtschaft USA erscheint zunehmend fragiler.
Quelle: ntv.de, rts