Firmengründer hat Beinfreiheit Dell kauft eigenes Unternehmen zurück
12.09.2013, 17:10 Uhr
Firmenchef Michael Dell bessert erneut nach.
(Foto: REUTERS)
Am Ende siegt der Chef: Firmengrüner Dell kann für gut 25 Milliarden Dollar nach monatelanger Bieter-Schlacht wieder die Kontrolle in der eigenen Firma übernehmen. Das kriselnde Unternehmen muss dringend saniert werden. Doch der Erfolg ist keineswegs sicher.
Mehr als 14 Monate Überzeugungsarbeit sind nötig gewesen - doch nun ist Firmengründer Michael Dell am Ziel. Auf einer mehrfach verschoben außerordentlichen Hauptversammlung nahmen die Aktionäre des PC-Herstellers das insgesamt rund 25 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot an. Auch ein Sondergremium des Unternehmens stimmte dem Vorhaben zu. Es ist einer der größten Deals des Jahres. "Ich bin über dieses Ergebnis erfreut", sagte Dell. Er sei "voller Energie", den Ausbau des Unternehmens voranzutreiben.
Zuletzt hatten Michael Dell und sein Partner, der Finanzinvestor Silver Lake, 13,75 Dollar je Aktie plus eine Sonder-Dividende in Höhe von 13 Cent pro Anteilsschein geboten. Das genaue Abstimmungsergebnis ist noch nicht bekannt. Der Sender CNBC spricht unter Berufung auf Informanten aber von einer Zustimmung von 65 Prozent. Offiziell wird das Abstimmungsergebnis erst später mitgeteilt, weil die Aktionärsversammlung noch andauert.
Rückzug von der Börse
Ein Erfolg von Dell und Silver Lake galt als sicher, seitdem der Investor Carl Icahn seinen Widerstand gegen die Transaktion vor wenigen Tagen aufgegeben hatte. Dells schärfster Konkurrent hatte lange Zeit mit aller Macht versucht, den 24,8 Milliarden US-Dollar schweren Buyout des Computerkonzerns noch zu stoppen.
Am Montag hatte der Milliardär aber mitgeteilt, keine weiteren Aktionen zu unternehmen, um die Übernahme des Konzerns durch Gründer und CEO Michael Dell und Silver Lake zu vereiteln. Icahn hatte aufgegeben, nachdem Dell und Silver Lake ihr Angebot aufgestockt und eine Sonderdividende hinzugefügt hatten. Wegen des Bieterkampfs war das Votum mehrfach verschoben worden.
Das Unternehmen soll nun von der Börse genommen und in Ruhe saniert werden. Dem US-Konzern setzt zu, dass der Markt für klassische Computer stark schrumpft. Den Trend zu Tablet-PCs - angestoßen durch den Erfolg von Apples iPad - hat Dell verpasst. Trotz teurer Akquisitionen ist Dell noch immer stark vom Verkauf herkömmlicher PCs abhängig. Zuletzt war der Quartalsgewinn um fast drei Viertel eingebrochen, weil das Unternehmen seine Produkte nur noch mit hohen Rabatten absetzen kann.
Analysten sehen Umbau-Pläne teils mit Skepsis
Das 1984 von Michael Dell in einem Studentenwohnheim gegründete Unternehmen soll nach dem Vorbild von IBM umgebaut und künftig stärker auf dem Service-Geschäft für Unternehmenskunden ausgerichtet werden. Der komplizierte Umbau kann laut Dell am besten gelingen, wenn es keinen Druck durch Quartalsberichte gibt, wie sie an der Börse üblich sind.
Weil der PC-Markt auch 2013 und 2014 kleiner werden dürfte, gibt es vielen Experten zufolge keine Alternative zu einer umfassenden Restrukturierung. Allerdings fürchten manche Analysten, dass sie für Dell zu spät kommt. Denn der Service-Bereich für Unternehmen ist bereits von IBM und Hewlett-Packard besetzt.
Michael Dell hatte sein erstes offizielles Angebot im Februar vorgelegt. Da sich aber abzeichnete, dass er es damit schwer haben würde, stockte er um 10 Cent auf 13,75 US-Dollar je Aktie auf, forderte jedoch im Gegenzug eine Änderung der Abstimmungsregeln für die Aktionäre. Der Board-Ausschuss wollte dies zunächst nicht. Kurz vor der Abstimmung über das ursprüngliche Angebot sicherten der Gründer und Silver Lake den Aktionären aber eine Sonderdividende in Höhe von 13 Cent je Aktie zu und garantierten darüber hinaus die bislang fragliche Ausschüttung für das dritte Quartal von 8 Cent.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ