Volle 500 Millionen Euro mehr Deutsche Bank polstert auf
05.06.2014, 18:53 Uhr
Gut gegangen: Anshu Jain hat zusammen mit seinem Co-Chef Jürgen Fitschen (nicht im Bild) große Pläne.
(Foto: REUTERS)
Der zweite Schritt läuft fast besser als der erste: Die neuerlichen Kapitalmaßnahmen der Deutschen Bank finden bei Investoren überraschend regen Anklang. Das Geldhaus verfügt nun über ein komfortables Polster. Alt-Aktionäre können bis zum 20. Juni wählen.
Der Plan geht auf, die Deutsche Bank bringt ihre zweite milliardenschwere Kapitalerhöhung binnen weniger Wochen unerwartet reibungslos über die Bühne. Das größte Kreditinstitut Deutschlands wird die neuen Aktien mit einem geringeren Abschlag los als befürchtet.
Die Deutsche Bank holt sich damit zusätzlich 8,5 Milliarden Euro ins Haus - knapp 500 Millionen Euro mehr als noch Mitte Mai angekündigt. Mit dem frischen Geld will das größte deutsche Kreditinstitut seine vergleichsweise dünnen Kapitalpuffer stärken und sich zugleich Luft für weitere Wachstumsinitiativen verschaffen.
Der Grund für den Erfolg liegt Beobachtern zufolge im passablen Preis der Aktien. Sie werden nicht zu günstig verkauft - statt der erwarteten Notierung bei 21 Euro nimmt die Bank 22,50 Euro pro Aktie ein. Daraus ergibt sich für beide Parteien ein gutes Geschäft: Die Investoren kommen günstig an Aktien der Bank heran - ein Fünftel weniger mussten sie für ihren Einstieg bei der Bank bezahlen. Andere Geldhäuser hatten in vergleichbaren Fällen deutlich größere Nachlässe gewähren müssen, um Anleger zu locken.
Ankeraktionär in Katar
Verglichen mit dem Schlusskurs des Vortages (29,72 Euro) und abzüglich des rechnerischen Preises für die Bezugsrechte von 1,57 Euro entspricht der Kurs von 22,50 Euro einem Abschlag von 20 Prozent. Zuletzt war am Markt über einen Preisnachlass von 30 Prozent spekuliert worden. Insgesamt platziert die Bank im zweiten Teil ihrer Kapitalerhöhung 299,8 Millionen Aktien. Mit den frisch in Umlauf gebrachten Anteilsscheinen kommt die Deutsche Bank auf 6,75 Milliarden eingesammelte Euro.
Die Gesamtsumme von 8,5 Milliarden Euro errechnet sich aus einer zusätzlichen Einflussgröße: Im Zuge der Kapitalerhöhung wird Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani aus Katar größter Einzelaktionär der Bank.
Im ersten Schritt der Kapitalerhöhung war der Scheich aus dem rohstoffreichen Golfemirat vor rund zwei Wochen bereits mit 1,75 Milliarden Euro beim größten deutschen Geldhaus eingestiegen. Auch nach dem zweiten Teil der Kapitalerhöhung will der Scheich einen Anteil von rund 6 Prozent an der Deutschen Bank halten.
Damit ist die Königsfamilie in Katar knapp vor Blackrock der größte Einzelinvestor bei der Deutschen Bank. Katar hat sich mit ihrer Investmentgesellschaft Paramount Services in die Deutsche Bank eingekauft. Es solle eine langfristige Investition sein, ließ Paramount-Lenker Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani erklären. Inwieweit Al-Thani am Ende bei der Deutschen Bank mitreden will, ist bislang unbekannt.
Klare Konditionen für Alt-Aktionäre
Dass die Bank auf den angestrebten Erlös aus der Kapitalerhöhung kommt, steht bereits fest. Dafür garantieren die sie begleitenden Investmentbanken. Die Bezugsfrist beginnt an diesem Freitag (6. Juni) und soll voraussichtlich bis zum 24. Juni laufen. Erstmals gehandelt werden sollen die neuen Papiere an der Börse am 25. Juni.
Alt-Aktionäre haben ein Bezugsrecht. 18 alte Aktien berechtigen zum Kauf von 5 neuen. Wer nicht mitziehen will, kann sich das Bezugsrecht abkaufen lassen. Der Handel dafür läuft vom 6. bis zum 20. Juni.
Mit dem frischen Geld will das Kreditinstitut alle Zweifel an seinen Kapitalpuffern ausräumen. Die harte Kernkapitalquote soll dadurch von zuletzt 9,5 auf 12,0 Prozent steigen - und damit deutlich über den Vorgaben der Regulierer. Auch bei der neu geplanten Verschuldungsquote, bei der die Bank besonders schwach da stand, soll jetzt mit 3,4 Prozent die künftige Vorgabe erfüllt werden.
Damit hätte die Bank Luft für mögliche neue Belastungen durch noch schärfere Regeln der Finanzaufseher und seine umfangreichen Rechtsrisiken. Ein Teil der Erlöse soll auch ins operative Geschäft fließen - etwa in die Verbesserung des digitalen Angebots im Privatkundengeschäft, in neue Vermögensberater und die Stärkung des Investmentbankings, in dem die Deutsche Bank von der Schwäche der Konkurrenten profitieren will.
Es ist die zweite Kapitalerhöhung der Deutschen Bank seit Anfang 2013. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte das Institut Ende April 2013 bereits 3 Milliarden Euro eingesammelt. Damit hatte der Vorstand eigentlich die Kapitalthemen für beendet erklärt, um wieder voll auf Wachstum schalten zu können.
Doch zahlreiche Rückschläge machten diese Rechnung zunichte. So rissen teure Vergleiche wegen Rechtsstreitigkeiten tiefe Löcher. Zudem kämpft das Institut mit den Anforderungen der Aufseher. Aktien der Deutschen Bank sind im laufenden Börsenjahr zusammen mit Adidas bislang noch die schlechtesten Papiere im Dax. Seit Jahresbeginn die Aktie rund 15 Prozent an Wert verloren, während der Leitindex ständig neue Höchststände markiert. Auch im internationalen Branchenvergleich hinkt die Deutsche Bank deutlich hinterher.
Das neue Polster kommt den beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen allerdings sehr gelegen. Sie planen, einen Teil der Einnahmen in das Wachstum der Bank fließen zu lassen. Mit dem Geld wollen die Branchenkennern insbesondere im Investmentbanking "wieder angreifen". Zudem kann die Bank die zusätzlichen Mittel auch im Hinblick auf die schwer kalkulierbaren Risiken aus dem Bereich der Rechtsstreitigkeiten gut gebrauchen.
Quelle: ntv.de, DJ/rts