Wirtschaft

Preistreiberei bei Postbank-Deal? Deutsche Bank rutscht ins Minus

Das Übernahmeangebot der Deutschen Bank für die Postbank liegt bei 25 Euro je Aktie. Für die Deutsche Bank ist das ein "Schnäppchenpreis", für manchen Postbank-Aktionär eher ein Ärgernis. Die Übernahme reicht aber aus, um den Branchenprimus einen Quartalsverlust zu bescheren.

Ackermann freut's: Die Deutsche Bank bekommt die Postbank günstiger - wenn deren Aktionäre mitspielen.

Ackermann freut's: Die Deutsche Bank bekommt die Postbank günstiger - wenn deren Aktionäre mitspielen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es mag billiger sein als gedacht, dennoch wirkt es sich auf die Zahlen aus: Die Deutsche Bank erwartet im dritten Quartal wegen der geplanten Mehrheitsübernahme der Postbank einen Nachsteuerverlust. Hintergrund sind Belastungen von 2,3 Mrd. Euro, die aus der Bewertung der Postbank-Beteiligung der Deutschen Bank entstehen, wie aus dem Prospekt für die vor einer guten Woche angekündigten Kapitalerhöhung hervorgeht. Die Belastungen liegen damit 100 Mio. Euro niedriger als zunächst vom Frankfurter Institut prognostiziert. Die Anleger schickten den Kurs der Aktie dennoch nach unten.

Von den anfänglichen Bürden der Übernahme lässt sich Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann den Blick nicht trüben. Denn mit dem Kauf des Bonner Instituts wird die Deutsche Bank unter den privaten Instituten mit Abstand die Nummer eins im Privatkundengeschäft. Die Zahl der Kunden steigt dadurch auf 24 Millionen; nur die Sparkassen haben mehr Kunden. Mit der Stärkung des Privatkundengeschäfts will Ackermann die Kritiker zum Verstummen bringen, die immer wieder die starke Fokussierung der Bank auf das Investmentbanking bemängeln.

Milliarden-Synergien über Jahre

Die Deutsche Bank will die Postbank noch dieses Jahr voll konsolidieren. Sollten die freien Postbank-Aktionäre das Angebot komplett annehmen, wird die Deutsche Bank 60,55 Prozent an dem Bonner Institut halten. Noch hält die Deutsche Bank knapp 30 Prozent. Den Kauf will Ackermann mit der größten Kapitalerhöhung der Geschichte seiner Bank stemmen. Mit dem Geld will sich die Deutsche Bank aber auch für die erhöhten Kapitalanforderungen an die Finanzinstitute rüsten.

Mit der Kapitalerhöhung im Verhältnis zwei zu eins und einem Bezugspreis von 33,00 Euro je Aktie will die Deutsche Bank 10,2 Mrd. Euro einnehmen. Damit fällt der erhoffte Geldregen höher aus als zunächst gedacht. Denn der ursprünglich von den Investmentbanken garantierte Mindestpreis hatte bei 31,80 Euro gelegen. Doch die Resonanz am Markt schien einen höheren Preis zu rechtfertigen. Der Abschlag zum gegenwärtigen Kurs ist aber immer noch hoch: Eine Aktie der Deutschen Bank kostet derzeit 46 Euro.

Die Synergien durch die Postbank-Übernahme sieht das Frankfurter Institut ab 2011 weiterhin bei jährlich 1 Mrd. Euro. Auch ihre weiteren Ziele bestätigte sie am Dienstag. So rechnet die Bank für 2011 mit einem Gewinn vor Steuern von 10 Mrd. Euro.

Zahlen zur Geschäftsentwicklung

In dem Prospekt für die Kapitalerhöhung gibt die Deutsche Bank auch Einblick, wie sich die verschiedenen Geschäftsbereiche im dritten Quartal bislang entwickelt haben. So verzeichnete der Unternehmensbereich Corporate Banking & Securities (CB&S), normalerweise ein Gewinntreiber, im Juli und August einen saisonalen Rückgang der Erträge aus Sales & Trading-Produkten, der jedoch im Vergleich zum Vorjahr wegen der anhaltenden Unsicherheit an den Kapitalmärkten deutlicher ausgeprägt war. "Viele Investoren blieben vor dem Hintergrund einer unklaren Richtung der Märkte weiter verunsichert und zurückhaltend", erklärte die Bank. Hintergrund sei die anhaltende Sorge um die Staatsfinanzen einiger Eurozonenländer.

In den Beratungs- und Emissionsaktivitäten waren die Erträge im Geschäft mit Aktien und Schuldverschreibungen im Juli und August 2010 wie schon im zweiten Quartal deutlich rückläufig. Im September erholten sich die Erträge und konnten die Ertragsrückgänge teilweise kompensieren.

Die zinsunabhängigen Aufwendungen in CB&S lagen über dem Niveau des dritten Quartals 2009, worin sich höhere Aufwendungen für Reorganisationsmaßnahmen, IT-Investitionen und andere strategische Initiativen widerspiegeln. Das Ergebnis vor Steuern von CB&S könnte daher im dritten Quartal deutlich hinter dem Wert des Vorjahresquartals zurückbleiben, warnte Deutschlands größte Bank.

Muss die Deutsche Bank noch nachbessern?

Muss die Deutsche Bank noch nachbessern?

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Unternehmensbereich Asset and Wealth Management verzeichnete im Juli und August, vornehmlich wegen Belastungen im Zusammenhang mit der Reorganisation und dem Abbau von Risiken bei der übernommenen Sal. Oppenheim Gruppe, ein niedrigeres Ergebnis als in den entsprechenden Monaten des Vorjahres.

In den Unternehmensbereichen Global Transaction Banking und Private & Business Clients war der Gewinn vor Steuern in den ersten beiden Monaten des dritten Quartal, trotz des erwarteten saisonalen Rückgangs in den Sommermonaten, höher als im vergangenen Jahr. "Diese Verbesserungen konnten die Rückgänge in den vorgenannten Unternehmensbereichen jedoch nicht ausgleichen", teilte die Bank mit.

Billiger als erwartet

Der Kauf der Postbank steht schon lange auf der Agenda der Deutschen Bank. Vorstandschef Ackermann hatte eine Beteiligung an der Bonner Bank kurz vor der Lehman-Pleite im Jahr 2008 eingeleitet. Angesichts der Finanzkrise verhandelte die Bank mit der Deutschen Post dann nochmal nach. Derzeit hält die Post noch 39,5 Prozent an ihrer früheren Tochter.

Der Deal mit der Deutschen Post sieht vor, dass über eine Pflicht-Umtauschanleihe im Februar 2012 rund 27,4 Prozent des Anteils an die Deutsche Bank übergehen. Zudem hat das Frankfurter Institut eine Option über die verbleibenden 12,1 Prozent.

Reicht der Angebotspreis?

Mit einem Angebot an die Postbank-Aktionäre von 25 Euro je Aktie zum jetzigen Zeitpunkt will die Deutsche Bank 1,7 Mrd. Euro sparen. Bei einem Angebot erst im Jahr 2012 hätte sie den freien Aktionäre den deutlich höheren Preis je Aktie zahlen müssen, den auch die Deutsche Post für ihre Beteiligung erhält. Insgesamt kostet der Deal die Deutsche Bank jetzt 6,3 Mrd. Euro. So kann die Deutsche Bank den ursprünglich ungünstigen Einstiegszeitpunkt zum Teil wieder wett machen. 

Spekulationen über Spekulationen

Einige Aktionäre der Postbank spekulieren offenbar auf ein höheres Angebot der Deutschen Bank. Die Aktien des Privatkundeninstituts stiegen um ein Prozent auf 25,16 Euro und damit über die Offerte des Frankfurter Branchenprimus von 25 Euro. "Hier wollen wohl einige lieber die Taube auf dem Dach als den Spatz in der Hand", kommentierte Finanzexperte Konrad Becker von Merck Finck die Kursbewegung. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hat eine Erhöhung des Gebots ausgeschlossen. Mit den 25 Euro pro Aktie bietet das Geldhaus nur das gesetzliche Minimum. Insgesamt kostet es die Übernahme Ackermann zufolge 6,3 Mrd. Euro.

Höherer Kurs noch möglich

Sollten zu wenige Investoren das Angebot annehmen, dürfte das Institut am Markt weitere Aktien zukaufen, um die Mehrheit zu bekommen. Dies könnte den Kurs dann nach oben treiben. "Das ist aber eine riskante Strategie für die Aktionäre", warnte Becker. Denn die Deutsche Bank werde sich hierfür Zeit lassen. Er empfiehlt daher den Postbank-Aktionäre die Annahme des Angebots. Die Frist hierfür startet im Oktober.

Quelle: ntv.de, bad/dpa/DJ

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