Wirtschaft

Weniger ist manchmal mehr Deutsche Börse überrascht

(Foto: picture alliance / dpa)

Die griechische Schuldenkrise schlägt auch auf die Geschäfte der Deutschen Börse durch. Als die Probleme im vergangenen Jahr begannen, schichteten viele Investoren um. Der Umsatz des Börsenbetreibers sprang an. Nun kämpft die Deutsche Börse mit sinkenden Erlösen. Stark bleibt jedoch die Gewinnentwicklung.

Mitten in den Vorbereitungen für die Fusion mit der New Yorker Nyse muss die Deutsche Börse einen Umsatzrückgang verkraften. Im zweiten Quartal fielen die Umsatzerlöse auf 528,6 Mio. Euro nach 564 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum, wie der Frankfurter Marktbetreiber mitteilte. Zur Begründung verwies der Konzern auf die hohen Vergleichszahlen.

Vor einem Jahr hatte die Staatsverschuldung Griechenlands und einiger anderer europäischer Staaten erstmals für Unruhe an den Börsen gesorgt, viele Investoren hatten damals ihre Portfolios umgeschichtet.

Dagegen hielten sie sich in diesem Jahr zurück - trotz oder gerade wegen der anhaltenden Probleme. Manche Experten hatten damit schon gerechnet, dennoch lag die durchschnittliche Analystenschätzung mit 555 Mio. Euro deutlich über der gemeldeten Zahl.

Gewinnanstieg "erarbeitet"   

In den drei wichtigsten Sparten des Konzerns gingen die Umsatzerlöse zurück: Auf Xetra sanken sie auf 66 Mio. Euro von 71 Mio. Euro, bei der Derivatetochter Eurex auf 219 Mio. Euro von 246 Mio. Euro. Die Luxemburger Sparte Clearstream verbuchte 185 Mio. Euro nach 192 Mio. Euro.

Mit Hilfe von Einsparungen konnte der Konzern dennoch einen Gewinnanstieg vermelden: "Auch im zweiten Quartal 2011 haben wir unsere strikte Kostendisziplin fortgesetzt", erklärte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer. "In Verbindung mit einem leichten Anstieg der Umsatzerlöse ergibt sich damit ein deutlicher Anstieg des Ergebnisses im ersten Halbjahr."

Auf Quartalssicht erhöhte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 7 Prozent auf 276,5 Mio. Euro, während die Gesamtkosten des Konzerns um fast ein Fünftel auf 289,2 Mio. Euro zurückgingen. Unter dem Strich blieb so ein Überschuss von 178,8 Mio. Euro nach 161 Mio. Euro - obwohl die Kosten für die geplante Fusion mit dem Betreiber der Wall Street bereits mit 18,8 Mio. Euro zu Buche schlugen.

Mammutprojekt Nyse

Für das weitere Jahr hielt der Konzern an seinen Prognosen fest: Der Umsatz soll leicht gegenüber dem Vorjahr steigen. Die Erlöse dürften demnach zwischen rund 2,15 Mrd. bis 2,35 Mrd. Euro liegen - könnten aber auch sinken, auf rund 2,0 Mrd. Euro oder "in äußert negativen Szenarien sogar unterhalb dieses Wertes". Das operative Ergebnis dürfte Ende des Jahres in einer Spanne von 1,15 Mrd. bis 1,35 Mrd. liegen.

Zum Jahreswechsel soll der Abschluss der Fusion mit der New Yorker Nyse gefeiert werden. Im Februar war der Zusammenschluss mit der US-Börse vereinbart worden. Das Vorhaben wird derzeit von mehreren Regulierungsbehörden geprüft. Kommenden Donnerstag läuft die erste Frist der EU-Kommission ab. EU-Kommissar Joaquin Almunia hat allerdings bereits angekündigt, das Vorhaben eingehend zu prüfen - das kann bis Ende November dauern.

Das Mammutprojekt würde aus den beiden Unternehmen den weltgrößten Börsenkonzern machen. Im immer härter werdenden Kampf um Marktanteile und Margen hat ein Börsenriese bessere Chancen, so das Kalkül. Weltweit ist deswegen in der Branche eine hektische Suche nach Partnern ausgebrochen.

Quelle: ntv.de, rts

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