Abwehrschlacht gegen ACS Die Hochtief-Szenarien
20.10.2010, 10:30 UhrDie Übernahme-Offerte des spanischen Baukonzerns ACS hat Hochtief überrascht. Nun wird der Essener Baukonzern aber aktiv und prüft mehrere Abwehrstrategien gegen das als feindlich angesehene Übernahmeangebot des Baukonzerns des Real-Madrid-Präsidenten.
Deutschlands größter Baukonzern Hochtief kämpft mit allen Mitteln gegen die drohende Übernahme des spanischen ACS-Konzerns. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter singt seit Wochen ein Loblied auf die Unabhängigkeit des Essener Konzerns und berät sich mit Experten von Goldman Sachs, Credit Suisse und Deutsche Bank, wie Hochtief auf das als feindlich empfundene ACS-Angebot reagieren kann. Allzu viele Optionen für eine Abwehr bleiben indes nicht, denn ACS hält bereits knapp 30 Prozent an Hochtief und ist auch im Aufsichtsrat vertreten.
Leighton im Fokus
Als ersten Schritt will Hochtief den spanischen Konzern zu einem Angebot für die australische Tochter Leighton zwingen und damit die Übernahme erheblich verteuern. Der Konzern will daher das australische Kontrollgremium für Übernahmen (Takeover Panel) anrufen, wie Hochtief ankündigte. Hochtief hält 54,5 Prozent an Leighton. Die restlichen Aktien der Australier haben einen Marktwert von knapp 4 Mrd. Euro. Damit ist Leighton an der Börse doppelt so viel Wert wie die deutsche Mutter.
"Change of Control"-Klauseln
Lütkestratkötter hat möglicherweise noch andere Pfeile im Köcher. So sind Finanzkreisen zufolge in diversen für Hochtief wichtigen Verträgen - sei es bei Krediten, Projekten wie Flughäfen oder auch bei Finanzierungen für Rückversicherungen sogenannte Change-of-Control-Klauseln enthalten. Gibt es bei Hochtief einen Eignerwechsel, könnten die Kontrakte auf der Kippe stehen, heißt es. Allein bei den Rückversicherungen für US-Aktivitäten gebe es Bonds mit einem Volumen von rund 6 Mrd. Dollar.
Aktienkurse pushen
Lütkestratkötter könnte zudem versuchen, den Aktienkurs in die Höhe treiben. Anteilseigner kritisieren immer wieder, dass Hochtief im Verhältnis zur Summe seiner Werte, darunter der Mehrheitsanteil an der florierenden australischen Tochter Leighton, mit einem Abschlag notiert wird.
Der Hochtief-Vorstand versuchte bereits im vorigen Jahr, Werte zu heben und seine Sparte Concessions, in der unter anderem die Flughafen-Beteiligungen Hochtiefs gebündelt sind, an die Börse zu bringen. Die Finanzkrise machte den Plänen einen Strich durch die Rechnung. Lütkestratkötter hat angekündigt, den Konzern weiter umbauen und die Verwaltung in der Holding schlanker machen zu wollen. Steigt der Aktienkurs, wird die Übernahmeofferte von ACS, zunehmend unattraktiv - denn sie bietet den Anteilseignern keine Prämie. Auch Zukäufe kleinerer Pakete über die Börse werden für ACS dann teurer.
Weißer Ritter
Der Vorstand könnte auch nach einem sogenannten Weißen Ritter suchen - ein neuer Anteilseigner, der ACS die Stirn bieten könnte. Überschreitet ein solcher Investor die Schwelle von 25 Prozent, kann er ACS das Leben schwermachen. Hochtief sucht indes bereits seit langem nach einem stabilen Anker-Investor. Zugegriffen hat nur ACS - der russische Oligarch Oleg Deripaska, der Hochtief bei der Erschließung des riesigen russischen Marktes helfen sollte, zog sich nach einem kurzen Zwischenspiel wieder zurück. Auch die Custodia-Holding des Milliardärs August von Finck hatte Hochtief den Rücken gekehrt. Danach kam ACS zum Zug.
Anteile verwässern
Zudem könnte Hochtief den Anteil von ACS verwässern - etwa durch die Ausgabe neuer Aktien. Doch ACS hält bereits knapp 30 Prozent, möglicherweise würde eine solche Maßnahme, bei der die neuen Aktien einem neuen Investor angeboten werden, die Übernahme durch ACS nur erschweren - aber nicht aufschieben. Zudem ist etwa die US-Beteiligungsfirma Southeastern Asset Management sowohl an Hochtief als auch an ACS mit jeweils über fünf Prozent beteiligt. Finanzkreisen zufolge ist unklar, wie sie sich verhalten würde.
Quelle: ntv.de, rts