Wirtschaft

Automobile Weltherrschaft Die "brutalen" Koreaner kommen

Hyundai strebt an die automobile Weltspitze.

Hyundai strebt an die automobile Weltspitze.

(Foto: picture alliance / dpa)

Acht Millionen Autos will der Volkswagen-Konzern in diesem Jahr absetzen und damit seinem Ziel ein gehöriges Stück näher kommen, weltgrößter Autobauer vor Toyota zu werden. Allerdings scheinen die Wolfsburger die Rechnung ohne Südkorea gemacht zu haben. Dort wächst mit Hyundai ein "brutaler" Gegner heran.

Der Name ist Programm: In chinesischen Schriftzeichen steht die Automarke Kia für den "Aufstieg aus Asien", wie auf der Internetseite zu lesen ist. Der koreanische Autobauer Hyundai schickt sich mit seiner Schwestermarke Kia an, die globale Autowelt kräftig aufzumischen. Sie gingen noch "brutaler" vor als vor Jahren die Japaner, befand VW-Chef Martin Winterkorn vor kurzem. Die Koreaner sind für die Wolfsburger auf ihrem Weg an die Weltspitze zum ernstzunehmenden Rivalen geworden.

Noch hält Volkswagen die Konkurrenz aus dem Fernen Osten auf Abstand. Der Konzern will in diesem Jahr acht Millionen Autos verkaufen und damit seinem Ziel ein gehöriges Stück näher kommen, weltgrößter Autobauer vor Toyota und General Motors zu werden. Volkswagen ist bisher die Nummer drei, jedoch ist der bisherige Hauptgegner Toyota zuletzt wegen der Natur- und Atomkatastrophe in Japan und Qualitätsproblemen zurückgefallen.

Erst kopieren, dann besser machen

Eine aktuelle Studie der Fachhochschule Bergisch Gladbach sieht VW in puncto Leistungsstärke bereits auf Platz eins vor Daimler. Hyundai strebe von Rang drei aber schnell voran und könnte die Stuttgarter bald überholen. Die Analyse vergleicht unter anderem Absatz, Rendite und Innovationskraft. Toyota landet nur noch an achter Stelle.

Hyundai: Erst kopieren, dann besser machen.

Hyundai: Erst kopieren, dann besser machen.

(Foto: REUTERS)

Die Hyundai-Gruppe wächst stark und könnte in diesem Jahr auf einen Absatz von mehr als 6,5 Millionen Autos kommen - nach 5,7 Millionen 2010. Mit Niedrigpreisen und geschickter Modellpolitik drängt der Konzern immer mehr in die Spitzengruppe. "Die Koreaner kopieren von den Japanern und von uns, um es dann im zweiten Schritt noch besser zu machen", resümierte Winterkorn und fügte hinzu, er habe genug Autos des Konkurrenten gesehen, bei denen VW-Modelle offensichtlich Pate gestanden hätten.

Genug offene Baustellen bei VW

Volkswagen ist derzeit kaum zu bremsen. An diesem Donnerstag legt der Konzern seine Zahlen fürs erste Halbjahr vor - es dürften wieder Bestwerte sein. Die Wolfsburger geben sich daher selbstbewusst. Aber es gibt auch viele offene Baustellen und damit verbundene Risiken. Klar ist: Der Wettbewerb wird schärfer. "Das zweite Halbjahr wird kein Selbstläufer", sagt Vertriebsvorstand Christian Klingler. Die hohen Zuwachsraten werden nach Einschätzung von Branchenexperten geringer werden - auch für den europäischen Marktführer VW.

Es werde sicher nicht leichter werden, räumt auch Betriebsratschef Bernd Osterloh ein. Aber hohe Zuwächse und gute Auftragsbestände bei Volkswagen zeigten, "dass die Kunden unsere Autos mögen". Die Steigerungsraten der Koreaner seien zwar enorm. Aber: "Wir müssen uns voll auf uns - unsere Produkte und Kunden - konzentrieren, und nicht auf andere", sagt Osterloh. Der Absatz zeige, dass Autokäufer bereit seien, mehr Geld auszugeben, wenn sie einen reellen Gegenwert dafür bekämen.

Mit Kampfpreisen an die Spitze

Dennoch: Die Konkurrenz aus Korea gibt Gas. Sie dränge mit "Kampfpreisen" auf den Markt, mit denen andere Autobauer nicht mithalten könnten, sagt NordLB-Experte Frank Schwope. Damit erhöhe sich auch der Kostendruck in der Branche.

Der VW-Konzern setzt große Hoffnungen auf seine neue Baukastenstrategie, bei der gleiche Teile über die ganze Modellpalette der Konzernmarken die Kosten drücken sollen. Die Baukästen sollen die Produktion um rund 20 Prozent billiger machen. Aber die Strategie birgt nach Meinung von Schwope auch Gefahren. Denn bei einer eventuellen Rückrufaktion seien dann schnell große Stückzahlen betroffen.

Branchenbeobachter wie Schwope gehen davon aus, dass sich die Gewichte auf dem Weltautomarkt in den nächsten Jahren neu ordnen werden. Die großen drei von heute würden wohl so schnell nicht von der Spitze verschwinden. Aber die Konkurrenz hole auf und könnte bald ganz vorne mitmischen - nicht nur die Hyundai-Gruppe, sondern etwa auch Renault-Nissan.

Quelle: ntv.de, dpa

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