Streik am Frankfurter Airport Diese Wege führen aus dem Chaos
16.02.2012, 11:06 Uhr
		                      Auch Flüge der Lufthansa sind betroffen.
(Foto: dpa)
Ausstand am Flughafen Frankfurt, bis zu 50 Prozent Flugausfälle, verhärtete Fronten der Tarifparteien, Ende offen - was ist da eigentlich los? Und wo können sich Passagiere informieren? Betroffene haben unter Umständen Anspruch auf Betreuung, etwa ein Hotelzimmer.
Was ist das Problem?
Heute streiken rund 200 Beschäftigte, die als Verkehrsdisponenten, Vorfeldlotsen oder Flugzeug-Einweiser am Frankfurter Airport arbeiten. Sie wollen damit ein deutlich höheres Einkommen und bessere Arbeitsbedingungen erzwingen. Der Flughafen-Betreiber Fraport bezeichnet dies als "nicht nachvollziehbar".
Welche Auswirkungen hat das?
Maximal die Hälfte der geplanten Flüge bis 22 Uhr könnte ausfallen. "Es kann passieren, dass kein Flieger die Position verlässt oder an (seiner) Position ankommt", warnt jedoch der Vorstandsmitglied Markus Siebers von der Gewerkschaft Flugsicherung (GdF). Er schätzte, dass rund 400 Flüge von dem Streik betroffen sein werden. Das seien etwa 30 bis 40 Prozent des Tagesverkehrs von derzeit rund 1250 Flügen am Flughafen Frankfurt. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass es uns gelingt, mindestens 50 Prozent der Flugbewegungen im Zeitraum des angekündigten Streiks aufrechtzuerhalten", sagte Fraport-Sprecher Mike Schweitzer bei n-tv.
Was sollten Reisende jetzt tun?
"Passagiere sollten sich auf jeden Fall mit ihrer Fluggesellschaft in Verbindung setzen. Die Fluggesellschaften haben auch schon auf ihren Internetseiten Informationen eingestellt, welche Flüge gestrichen wurden", so Schweitzer. Fraport informiert Passagiere unter der kostenpflichtigen Telefonnummer 01805 / 372 46 36 (aus dem Ausland +49 1805 / 372 46 36) über ihre Möglichkeiten.
Stornieren oder umbuchen?
Einen wegen Streiks gestrichenen Flug kann der Kunde stornieren, er bekommt dann sein Geld zurück. Wer trotzdem fliegen will, hat Anspruch auf einen späteren Flug. Das kann aber dauern, bis der Streik vorbei ist - und auch länger, da ein Rückstau entstehen könnte.
Welche Rechte haben Betroffene?
Bei Flügen bis zu 1500 Kilometern haben Fluggäste ab zwei Stunden Verspätung Anspruch auf Betreuungsleistungen - also Telefonate, Getränke, Mahlzeiten und gegebenenfalls eine Übernachtung im Hotel. Bei einer Strecke von 1500 bis 3500 Kilometern gibt es Unterstützung nach drei Stunden, ab 3500 Kilometern Strecke nach vier Stunden. Ab einer Wartezeit von fünf Stunden können Passagiere eine Erstattung des Flugpreises verlangen. Eine Entschädigung ist nicht möglich - ein Streik gilt als "außergewöhnlicher Umstand".
Sind weitere Streiks möglich?
Ja. Arbeitsniederlegungen sollen mit 24 Stunden Vorlauf angekündigt werden. Auch am Freitag gibt es einen Ausstand geben – von 8 bis 22 Uhr, also fast den gesamten Tag.
Weshalb können so wenige Beschäftigte so viel bewirken?
Das "Vorfeldpersonal" ist eine kleine, aber entscheidende Berufsgruppe auf Flughäfen. Es sorgt unter anderem dafür, dass die Maschinen von ihren Parkpositionen zu den Start- und Landebahnen kommen. Von den rund 200 Beschäftigten in der Vorfeldkontrolle, Vorfeldaufsicht und der Verkehrszentrale auf dem Frankfurter Airport sind 190 in der GdF organisiert.
Ist eine Lösung in Sicht?
Ja, auch wenn die Konfliktparteien derzeit kräftig mit den Säbeln rasseln. Nach Darstellung der Gewerkschaft geht es in dem Streit um einen komplett neuen Tarifvertrag für das Vorfeldpersonal. Knackpunkt in den Verhandlungen mit Fraport sei dessen Laufzeit gewesen, sagte der GdF-Sprecher. Die Gewerkschaft wolle eine vierjährige Laufzeit, Fraport demgegenüber nach eigenen Aussagen fünf Jahren. Arbeitsdirektor Herbert Mai kritisierte die GdF-Entscheidung, die Forderungen nannte er "unverantwortlich".
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP