Hilflose Reaktionen Dollar quält Japan
27.11.2009, 16:27 UhrDer anhaltenden Sinkflug beim Dollar sorgt in Japan zunehmend für Unbehagen. Beobachter gehen davon aus, dass die Währungshüter in Tokio zunächst weitere Signale aussenden - bevor sie mit einer Intervention in den Markt eingreifen.
Die Währungshüter in der Bank of Japan (BoJ) und die Regierung in Tokio haben Marktkreisen zufolge bereits erste Schritte auf dem Weg zu einer Intervention zurückgelegt. bremsten den Höhenflug des Yen zuletzt zu Anfang des Jahrzehnts.
Angesichts der jüngsten Entwicklungen am Devisenmarkt gab Finanzminister Hirohisa Fujii den wachsenden Sorgen Ausdruck und betonte, Japan könnte reagieren. Konkrete Angaben machte er aber nicht. Eine kurzfristige Reaktion gilt in Marktkreisen als unwahrscheinlich. Die Verantwortlichen versuchten vielmehr, verbal auf einen schwächeren Yen hinzuarbeiten, hieß es.
Das könnte unter anderem mit einer gemeinsamen Erklärung der sieben führenden Industriestaaten (G7) geschehen, wie sie schon im Oktober 2008 vorgelegt wurde und wie sie nun Fujii erneut zur Sprache brachte. "Ich würde flexibel auf eine gemeinsame Erklärung zu Währungsfragen reagieren", sagte der Minister. Auch sei er offen dafür, mit den für Währungsfragen zuständigen Partnern in den USA und Europa Kontakt aufzunehmen. "Ich wäre davon nicht überrascht", sagte Koji Fukaya von Deutsche Securities.
Finanzministerium und Notenbank Bank of Japan holten nach Angaben von Marktteilnehmern bei den Geschäftsbanken zusätzliche Informationen über den Dollar-Kurs ein. Mit diesem Signal gingen sie so weit wie seit Jahren nicht mehr. Japan hatte zuletzt Anfang des Jahrzehnts interveniert, um den Yen zu bremsen. Eine Rückkehr zu einem solchen Vorgehen gilt am Markt deshalb als unwahrscheinlich, weil Japans Mittel nicht ausreichen dürften, um den Dollar zu stärken. "Die Bank von Japan wollte aber möglicherweise Präsenz zeigen", sagte ein Händler.
Exportnation in der Dollar-Falle
Der Dollar kostete 84,83 Yen und rutschte zeitweise auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren. Ein starker Yen verteuert die Exporte der zweitgrößten Volkswirtschaft. Zugleich dämpft er die Importpreise - was die Preise in einem Land, das ohnehin mit einer Deflation kämpft, noch weiter nach unten treibt.
Anders als Anfang des Jahrzehnts spiegelt der starke Yen diesmal nicht die Politik in Japan wieder, sondern ist vor allem eine Folge der Dollar-Schwäche. Manche Experten bezweifeln allein schon aus diesem Grund, dass Japan die Entwicklung allein aufhalten kann. Zugleich halten sie ein gemeinsames Eingreifen der G7-Staaten für ein falsches Signal. Es würde die Bemühungen konterkarieren, China zu einer Freigabe seines Yuan-Kurses zu bewegen.
Ende der Woche reisen der Währungskommissar der Europäischen Union, Joaquin Almunia, der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet und Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker nach Peking. Sie wollen sich dort unter anderem auch für eine Aufwertung des Yuan starkmachen - ein Vorhaben, bei dem schon US-Präsident Barack Obama keine Erfolge erzielen konnte.
Die chinesische Regierung hat ihre Landeswährung im vergangenen Jahr wieder fest an den US-Dollar gekoppelt, um so der heimischen Exportwirtschaft zu helfen. Ausfuhren aus China gewinnen damit an Wettbewerbsfähigkeit, wenn die US-Währung fällt.
Quelle: ntv.de, rts