Wirtschaft

Per Saldo Drachmen nach Athen tragen

Die Euro-Scheine rocken irgendwie nicht so.

Die Euro-Scheine rocken irgendwie nicht so.

Mit den Schulden ist es in Griechenland nicht anders als anderswo. Doch jetzt liegt eine Lösung auf der Hand. Die Drachme muss her. Dann hat der Grieche wieder Geld in der Tasche. Und alles wird gut.

Die konnte man noch großzügig liegen lassen.

Die konnte man noch großzügig liegen lassen.

Mit dem Euro kam das Unglück. Acht Jahre ist das jetzt her. Nicht, dass wir zu den Skeptikern gehören, aber für uns Griechen war das mit der neuen Währung keine so gute Idee. Nicht für die Volksseele und auch rein haptisch nicht. Nun war auch in Griechenland, außer natürlich in der Antike, früher nicht alles besser. Eines aber schon: Als es die Drachme noch gab, hatten wir richtig Geld in der Hosentasche. Und eben nicht im Portemonnaie.

Münzen? Lass mal stecken

Das war so: Damals, also zu Beginn dieses Jahrhunderts, hatten wir sie noch, die Drachmen. Und das vor allem in kleinen Scheinen. 2001 gab es für einen Euro satte 340 davon. Da vor allem 100er- und sogar 50er-Scheine im Umlauf waren, kam schnell ein stattliches Bündel zusammen. Nun noch eine schöne Klammer, silbern oder golden. Sie hielt die fein säuberlich nach Wert geordneten Scheine zusammen, und ab damit in die Hosentasche. Tolles Gefühl und – wir geben das gerne zu, möchten aber nicht so gerne von Machogehabe sprechen – eine Männerdomäne. Südosteuropäer halt.

Noch größer der Spaß, wenn's endlich ans Bezahlen ging. Die linke Hand fuhr in die Hosentasche, griff das Bündel heraus, Großmannsblick aufgesetzt und flugs mit den Fingern der Rechten die Scheine gezählt und auf den Tisch geworfen. Perfekt! Wechselgeld? Nur in Scheinen. Münzen? Lass mal stecken.

Jetzt präsentiert Europa die Rechnung

Doch dann kam der Euro. Und mit ihm viele schäbige Münzen, die auf einmal viel mehr Wert waren als die schäbigen kleinen Münzen vorher. Anfangen konnten wir Griechen damit – nichts. Zu bezahlen machte einfach keine Freude mehr. Also ließen wir es sein, oder wenn wir es doch taten, das schnöde Hartgeld weiter links liegen. Wir verschenkten mehr Trinkgeld als angemessen, nur um nicht mit den Münzen in Berührung zu kommen. Wir gaben mehr aus, als wir hatten. Da half es wenig, dass unsere Zentralbank zu Beginn der Währungsumstellung die 200- und 500-Euro-Noten gar nicht erst in Umlauf brachte, um uns an das wertvollere Geld zu gewöhnen. Es ist nicht so, dass wir damit nicht umgehen können. Wir wollen es nicht. Ein betrogenes Land versank in Depression. Schulden, Schulden, Schulden. Jetzt präsentiert Europa uns die Rechnung und beschimpft uns als Gauner.

Dabei liegt die Lösung auf der Hand: Gebt uns die Drachme zurück. Und wir werten ihn ab, damit wir noch mehr Scheine haben. Damit können wir unser Defizit bezahlen. Inflation? Hauptsache Scheine! Vor allem aber macht das Geldausgeben dann wieder Spaß, gefühlsecht eben. Der Grieche investiert, kurbelt die Wirtschaft an und die Wiege der Demokratie erlebt einen Aufschwung, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Schließlich ist Wirtschaft Psychologie – und, wie wir jetzt wissen, Haptik. Zahlen bitte!

Quelle: ntv.de

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