Wirtschaft

"Positive Ansteckungseffekte" Draghi ruft den Aufschwung aus

Unverkennbare Geste: Mario Draghi auf der großen Bühne in Davos.

Unverkennbare Geste: Mario Draghi auf der großen Bühne in Davos.

(Foto: dpa)

In der Abgeschiedenheit schneebedeckter Schweizer Berge versprüht Europas oberster Währungshüter Zuversicht: Bis zum Sommer, so Draghi, sei mit einer Besserung der Lage zu rechnen. In die krisenpolitische Exit-Phase soll die EZB trotzdem erst später starten.

"Alles deutet darauf hin."

"Alles deutet darauf hin."

(Foto: REUTERS)

EZB-Präsident Mario Draghi rechnet ab Mitte des Jahres mit einer Belebung der Konjunktur in den Euro-Ländern. "Wir erwarten in der zweiten Jahreshälfte eine Erholung der Wirtschaft. Alles deutet darauf hin, dass sich die finanziellen Bedingungen substanziell verbessern werden", sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Die Lage an den Finanzmärkten habe sich durch die EZB-Politik des billigen Geldes und die Injektion von rund einer Billion Euro in den Bankensektor wesentlich gebessert, konstatierte Draghi fest. Die Banken des Euroraums hätten der EZB in einer ersten Runde inzwischen deutlich mehr von dieser Krisenhilfe zurückgezahlt als erwartet. Der Notenbank flossen insgesamt 137,2 Mrd. Euro zu, bestätigten Draghis Kollegen aus der Frankfurter Zentralbankzentrale.

Vorerst besteht nach Ansicht des Notenbankchefs jedoch kein Grund für übertriebenen Optimismus: "Wir sind leider in einer Situation, in der wir zwar positive Ansteckungseffekte an den Finanzmärkten und bei Finanzkennzahlen haben, aber wir sehen noch nicht, dass das auch auf die Realwirtschaft ausstrahlt." Allerdings präsentiere sich die Lage in der Eurozone Anfang 2013 vielversprechender als vor Jahresfrist.

Zu früh für den EZB-Exit

Die Erholung in der Eurozone ist seiner Einschätzung nach allerdings längst noch nicht robust genug, um die umstrittene Krisenpolitik des billigen Geldes beenden zu können.

Doch auch wenn die EZB-Hilfen noch immer nicht in ausreichendem Maße bei der Realwirtschaft angekommen seien, müssten die Kredit-Geldhähne irgendwann auch wieder zugedreht werden, betonte Draghi: "Es kann auf Dauer kein nachhaltiges Wachstum geben, das durch die endlose Anhäufung von Schulden finanziert wird."

Wann der Zeitpunkt für einen Ausstieg aus der Krisenpolitik der europäischen Notenbank kommt, bleibt nach seiner Darstellung auch 2013 zunächst offen. 

Die im Lauf des vergangenen Jahres beschlossenen Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatshaushalte und zur Förderung von Wachstum müssten in diesem Jahr entschlossen umgesetzt werden, forderte der Chef der Europäischen Zentralbank.

Draghi fordert klugen Mix

Den europäischen Regierungen bescheinigte Draghi bei ihrer bisherigen Bemühungen immerhin "Fortschritte bei der Haushaltskonsolidierung und strukturellen Reformen, die inzwischen erste Früchte tragen". So habe sich die Wettbewerbsfähigkeit in mehreren Ländern gegenüber 2011 verbessert. Jedoch hätten manche Konsolidierungsbemühungen auch zu einer anfänglichen Verringerung des Wachstums geführt.

Nötig sei, so Draghi weiter, eine kluge Mixtur von gezielten Sparmaßnahmen und öffentlichen Investitionen für mehr Wachstum.

Zuvor hatten einflussreiche Stimmen insbesondere die Deutschland für das Festhalten an einer konsequenten Sparpolitik kritisiert und von den Europäern stattdessen eine ähnlich expansive Geldpolitik gefordert wie sie die US-Notenbank Federal Reserve zur Ankurbelung der US-Wirtschaft verfolgt.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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