Goldgräberstimmung im Silicon Valley Dropbox mit acht Milliarden Dollar bewertet
19.11.2013, 13:40 Uhr
Vorstandschef Drew Houston will 250 Millionen Dollar einsammeln.
(Foto: REUTERS)
Der Cloud-Dienst Dropbox will bei Investoren 250 Millionen Dollar einsammeln. Angesichts des momentan günstigen Umfelds kann das Unternehmen auf Zugeständnisse bei Anlegern hoffen. Das passt ganz gut - denn im Tagesgeschäft hakt es.
Der Cloud-Dienst Dropbox aus den USA bleibt auf der Überholspur. Jetzt läuteten die IT-Experten laut Insidern eine Finanzierungsrunde ein, bei der das Jungunternehmen mit mehr als acht Milliarden US-Dollar bewertet werden dürfte. Die Summe mutet umso erstaunlicher an, als dass zuletzt das Umsatzwachstum abbröckelte. Die Gespräche mit Investoren sind zwar noch im Anfangsstadium. Noch einigten sich beide Seiten nicht auf eine abschließende Unternehmensbewertung. Doch dürfte Dropbox wenig Mühe haben, die gewünschten 250 Millionen Dollar einzusammeln, so mit den Gesprächen vertraute Personen.
Dropbox nutzt die Gunst der Stunde. Momentan zahlen Tech-Finanzierer Rekordsummen für die heißesten Start-ups aus dem Silicon Valley. Auch deshalb kann das Unternehmen aus Kalifornien auf erhebliche Zugeständnisse der Investoren bauen. Eine Bewertung von acht Milliarden Dollar würde doppelt so hoch ausfallen wie die Summe, die Investoren zuletzt bei einer Kapitalmaßnahme Ende 2011 zugrunde legten.
Umsatzwachstum verliert an Tempo
Bei Dropbox ist aber bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein. Führende Internetkonzerne wie Google und Amazon machen laut informierten Personen dem Cloud-Dienstleister sein ureigenes Feld streitig. Vergangenes Jahr fuhr das Start-up zwar rund 115 Millionen Dollar Umsatz ein, mehr als doppelt so viel wie die 46 Millionen aus dem Jahr 2011. Doch 2010 hatte sich der Umsatz - ausgehend von zwölf Millionen Dollar - noch nahezu vervierfacht. Dieses Jahr dürfte das exponentielle Wachstum weiter an Fahrt verlieren, jedoch mehr als 200 Millionen Dollar erlöst werden, so einer der Insider.
"Mit mehr als 200 Millionen Nutzern und vier Millionen Geschäftskunden bleibt Dropbox voll und ganz auf Wachstum gepolt", sagte Unternehmenssprecherin Ana Andreescu deutlich. Die Investoren rechnen ebenfalls damit, dass die Erfolgsgeschichte weiter geschrieben wird. Der Umsatzmultiplikator liegt höher als bei vielen anderen Top-Herstellern von Geschäftstechnologie.
Beobachter machen einen wahren Goldrausch im Silicon Valley aus. Anleger interessieren sich selbst für Start-ups mit keinen oder kaum erprobten Geschäftsmodellen. In den vergangenen Wochen sammelte Pinterest rund 225 Millionen Dollar von Fidelity Investments und anderen Geldgebern ein. Trotz mauer Umsätze ergab sich daraus eine Unternehmensbewertung von satten 3,8 Milliarden Dollar. Die angesagte Snapchat Inc verdient als Nachrichtendienstleister kein Geld. Doch Facebook hätte liebend gerne milliardenhohe Dollarbeträge für den Überflieger gezahlt, bekam aber einen Korb.
Unternehmenskunden im Blick
Das nachlassende Umsatzwachstum von Dropbox erhöht den Druck auf Vorstandschef Drew Houston. Er muss dringend bei Unternehmenssoftware punkten. Das Start-up versucht den schwierigen Wechsel von Verbrauchern auf Unternehmenskunden zu meistern, die weitaus mehr Ansprüche stellen. Viele der umgarnten Firmenchefs setzten die App sogar auf die schwarze Liste. Ihre Befürchtung: Die Programme könnten ihre Unternehmensnetzwerke mit Viren infizieren oder interne Daten nach außen befördern.
Unterdessen wirtschaftet das Unternehmen mit seinen Geldern äußerst sorgsam. Offenbar verschleudern die Firmengründer nicht das eingeworbene Kapital. Die 250 Millionen Dollar von Goldman Sachs und führenden Wagniskapitalgebern aus dem Jahr 2011 lägen zum Großteil noch auf einem Bankkonto, verriet Houston vor Kurzem.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ